Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Auf keinen Fall habe ich irgendwann bewußt die Wahl getroffen, dich zu betrügen. Aber ich war erst achtzehn, dumm und schrecklich einsam. Der Comte dAuxerre war amüsant und charmant, und er sah ein bißchen wie du aus.« Sie schluckte mühsam.
    »Ich dachte, er könnte mir wenigstens für eine Nacht die Einsamkeit ein wenig mildern. Und als er dann fragte, ob er mit in mein Zimmer kommen durfte, da … da ließ ich ihn.«
    Mit einem Tonfall, der wie Glassplitter schnitt, unterbrach ROSS
    sie: »Um Himmels willen, Juliet, erzähl mir nichts mehr davon.«
    »Bitte hör es dir an«, flehte sie. »Du mußt es wissen, um das, was später kommt, zu begreifen.« Ihre Miene verzog sich in tiefer Reue. »Es ist schwer zu glauben, wie naiv ich war. Mädchen werden stets gewarnt, niemals mit einem Mann allein zu bleiben, weil die männliche Berührung angeblich hilflose Wollust in einem erregt, und mehr oder weniger glaubte ich daran, denn wenn du mich angefaßt hast, habe ich immer meine Selbstbeherrschung und alle Vernunft verloren. Oh, ich wußte schon damals, daß es nicht dasselbe mit einem anderen Mann sein würde, aber ich hoffte wirklich, ich könnte für ein paar Stunden mein Elend vergessen.«
    Ihre rastlose Wanderung hatte sie bis an die Wand gebracht, und nun stand sie da und starrte blind auf den groben Putz. »Ich habe mich furchtbar geirrt! Ich bemerkte schnell, daß ich wieder einen schrecklichen Fehler begangen hatte, aber … aber ich konnte doch keinen Rückzug mehr antreten - nicht nachdem ich einmal ja gesagt hatte. Ich verfluchte jeden Augenblick dieser Nacht. Ich fühlte mich wie eine Hure, und ich haßte diesen Mann. Aber noch mehr haßte ich mich selbst. Ich schämte mich zu sehr, um zuzugeben, wie ich empfand, also tat ich so, als wäre alles in Ordnung und sah zu, daß er so schnell wie möglich wieder verschwand.«
    Juliet wandte sich zu ROSS um. Grenzenlose, unendliche Qual schimmerte in ihren Augen. »Und das war das einzige Mal, daß ich Ehebruch begangen habe, ROSS. Ich verabscheute so sehr, was ich getan hatte, daß ich die Berührung eines anderen Mannes nicht mehr ertragen hätte. Die Gerüchte, die bis England durchdrangen, waren nichts weiter als …
    Gerüchte! Ich schätze, sie wurden durch die Tatsache angefacht, daß ich jung und unge-zähmt und unbekümmert war. Aber ich schwöre, es hat außer diesem einen Male keinen anderen Mann gegeben.«
    ROSS konnte nicht mehr länger ruhig daliegen, also stand er auf und streifte sich seinen Chapan so heftig über, als könnte der Stoff ihn vor den finsteren Emotionen schützen, die durch das Zimmer zu schweben schienen. Er kam Juliet nicht näher - er wagte es nicht. Es war böse Ironie, daß er nur ein paar Stunden früher im Hotel Bianca hätte ankommen müssen, damit ihn seine Frau mit offenen Armen empfangen hätte.
    Es war nur eine einzige Tür zwischen ihnen, aber es war zu spät gewesen. Er stellte sich darauf ein, daß es noch schlimmer kommen würde. »Was geschah dann?« fragte er knapp.
    Juliet stieß sich von der Wand ab. »Ich fühlte mich dreckig, beschmutzt… und so vernichtet, als wäre ich vergewaltigt worden, aber in gewisser Hinsicht war es noch schlimmer, weil ich selbst dafür verantwortlich war. Niemand hatte mich dazu getrieben … es war allein meine eigene Schuld. Und ich wünschte mir nur noch zu sterben.« Ihre Stimme sank zu einem heiseren Flüstern in sich zusammen. »Also ritt ich am nächsten Tag aus Val-letta hinaus und in eine wunderschöne Bucht, zog mich bis auf mein Unterzeug aus und … und ging ins Wasser!«
    ROSS musterte sie mit wachsendem Entsetzen, denn er sah das Bild des verzweifelten Mädchens, das sie damals gewesen war, so scharf wie die Realität im Augenblick-Niemals, nicht einmal in den schlimmsten Momenten hatte er daran gedacht, sich sein Leben zu nehmen, und er konnte nur ahnen, wie schlimm es um Juliet gestanden haben mußte, daß sie sich töten wollte. »Wer oder was hat dich gerettet?«
    »Die Tatsache, daß ich zu feige war«, gab sie mit Selbstverachtung zurück. »Ich schwamm, bis ich zu müde war, meine Arme zu bewegen, dann entspannte ich mich und betete um Vergessen, so daß ich nichts mehr spüren mußte. Aber ich mußte feststellen, daß Ertrinken kein leichter Tod ist. Mein Mund füllte sich mit Wasser, dann brannten meine Lungen, und plötzlich geriet ich so in Panik, daß ich wieder Kraft fand, zu schwimmen.«
    Sie hob resigniert die Schultern. »Dennoch hätte ich

Weitere Kostenlose Bücher