Wilder Engel (German Edition)
am nächsten auf einem Stuhl lag. Es war zufällig ihr schwarzer Badeanzug mit dem tiefen Dekolleté.
»Jetzt im Meer schwimmen«, schoss es ihr durch den Kopf. »Das müsste herrlich sein.«
Schon war sie in ihren Badeanzug geschlüpft. Während sie die Träger überstreifte, fuhr sie mit beiden Händen über ihre Brüste. Sie fühlten sich an wie zwei glatte, kühle Marmorhalbkugeln.
Kurz bevor sie durch die nur angelehnte Tür aus dem Zimmer und auf die Veranda hinaushuschte, lauschte Angela noch einmal auf Bertholds Atemzüge. Sie waren gleichmäßig und tief, er würde von ihrem nächtlichen Ausflug wohl nichts mitbekommen.
Und falls doch, dann war es ihr auch egal. Immerhin war es nicht ihre Idee gewesen, die Klimaanlage auszuschalten! Berthold war so schrecklich hypochondrisch, ständig fürchtete er, sich zu erkälten.
Nein, es war nicht Angelas Schuld, dass es im Zimmer jetzt so unerträglich stickig war und sie deshalb nicht schlafen konnte.
Von der Terrasse gelangte sie hinunter an den Strand. Über ihr funkelte und glitzerte der karibische Sternenhimmel. Sie ließ sich in den warmen Sand gleiten und starrte hinauf zum Firmament. Das Rauschen der Wellen übertönte jedes andere Geräusch.
Einen Augenblick lang fühlte sich Angela Engel eins mit sich selbst und dem gesamten Universum. Dann spürte sie die verräterische Feuchtigkeit in ihrem Schoß. Sie registrierte erstaunt, dass ihre Erregung von vorhin nicht abgeklungen war.
Hatte die karibische Nacht ihre Sinne so verwirrt? Oder waren es die Blicke des geheimnisvollen Fremden, die nachwirkten? Oder der erotische Traum, in dem er sie geliebt hatte?
Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie dieser vorhin geweckt und weniger die Schwüle im Zimmer. Andererseits wäre sie sicherlich danach bald wieder eingeschlafen, wenn nicht … ja, wenn nicht Berthold die verdammte Klimaanlage unbedingt hätte ausschalten müssen.
Letztendlich war es eben doch alles seine Schuld, nicht wahr?
Angela kicherte leise, ehe sie aufsprang und sich mit einem Ruck den Badeanzug vom Leib streifte. Sie ließ ihn einfach liegen und rannte den Wellen entgegen.
Zuerst spürte sie nur die Gischt, die sich wie ein Schleier auf ihre Brüste, ihren Hals, das Gesicht legte. Dann aber erfasste eine erste kecke Welle ihren ganzen Körper, und sie ließ sich mit einem kleinen spitzen Schrei fallen und mittragen. Prickelnd wie Champagner umperlte das Wasser Angelas nackte Haut. Sie seufzte vor Wonne, als sie sich auf den Rücken legte und, das Gesicht dem Sternenhimmel zugewandt, einfach treiben ließ.
Das Meer war beinahe lauwarm, aber dennoch erfrischend. Jetzt, in der Dunkelheit, wirkte es wie königsblaue Tinte, während es untertags, unter der gleißenden karibischen Sonne, türkisfarben war.
Nach einer Weile glitt Angela zurück in die Brustlage und begann, mit schnellen, kräftigen Stößen zu schwimmen. Sie spürte, wie das perlende Wasser zwischen ihre Beine drang. In ihrem Schoß schienen sich kleine Strudel zu bilden. Und das fühlte sich gut an, verdammt gut sogar! Lustschauer begannen durch ihren Körper zu jagen.
Wieder war sie erstaunt und überrascht, mitgerissen von der Sinnlichkeit dieses nächtlichen einsamen Badeausflugs.
Angela wusste nicht, wie lange sie schon so geschwommen war, als ihr Blick plötzlich von einer Bewegung am Strand angezogen wurde.
Sie beobachtete eine männliche Gestalt, die bei einem kleinen Häufchen stehengeblieben war, das sich dunkel gegen den helleren Sandstrand abhob. Jetzt bückte sich der Mann und hielt dann seinen Fund in die Höhe.
Angela erstarrte. Der Kerl hatte ihren Badeanzug gefunden!
Schon wollte sie laut rufen, ließ es aber dann sein. Vermutlich hätte er sie gegen die laute Brandung ohnehin nicht gehört.
Erleichtert beobachtete sie, wie er den Badeanzug wieder auf den Sand legte, bevor er sich seinerseits ins Wasser warf. Er kam mit schnellen, kraftvollen Schwimmstößen direkt auf sie zu.
Angela rührte sich kaum, ließ sich einfach im Wasser treiben. Als der Mann nur noch wenige Meter von ihr entfernt war, entdeckte er sie.
Und sie sah jetzt auch, was sie bereits geahnt hatte. Es war der Fremde vom Abend in der Hotelbar!
Er hob die Hand, winkte ihr zu.
»Was für eine wunderschöne Nacht zum Schwimmen!«, rief er auf Englisch mit breitem amerikanischem Akzent.
»Ja, wirklich wundervoll«, brachte Angela mit schwachem Stimmchen heraus. Ihr dummes Herz pochte bis zum Hals, und sie ärgerte sich über
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