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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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despotischer Vater eine Heirat mit dem reichen, einzigen Sohn der Familie arrangiert hatte, deren Land an das ihrer Eltern grenzte, hatte sie protestiert, aber leider vergeblich. Ihrer Meinung nach war Jonathan Beecham selbstsüchtig und verzogen. Trotz ihrer Einwände hatte die Heirat stattgefunden. Also war sie zwangsläufig stark geworden, um Jonathans Schwächen auszugleichen, obgleich sie wußte, wie sehr er ihre Kraft haßte – um so mehr, weil er sie brauchte. Er war, weiß Gott, nicht der geborene Soldat für den Krieg zwischen den Süd- und Nordstaaten gewesen. Und er war sicher nicht dazu geschaffen gewesen, im Yankee-Gefängnis Rock Island zu schmachten – er, der es gewohnt war, daß ihm jeder launische Wunsch erfüllt, jedes Bedürfnis befriedigt wurde.
    India hatte erwartet, daß ihr Mann sich ändern würde, nachdem er den schrecklichen Krieg überlebt hatte. Schließlich und endlich, so hatte sie gemeint, konnte kein Mensch so einen Kampf unbeschadet überstehen. Und tatsächlich hatte er ihn verändert – aber leider nicht zum Besseren. Jonathan war launisch, mürrisch, verbittert geworden und, das Allerschlimmste, richtig bösartig.
    Während der Besatzung von New Orleans waren seine Eltern am Fieber gestorben, das im ganzen Staat gewütet hatte, und die Yankees hatten Beechams Landing, Jonathans Erbe, so gründlich bombardiert, daß das einst so prächtige Haus praktisch unbewohnbar wurde. Das Fieber hatte auch Indias Stiefmutter dahingerafft, und ihr Vater war erschossen worden, als er sich hartnäckig gegen die Kriegsgewinnler verteidigte, die wie Geier aus dem Norden eingefallen waren und in ihrer Gier Cypress Hill konfisziert hatten, weil ihr Vater die hohen Steuern, die sie erhoben hatten, nicht zahlen konnte.
    Also waren Jonathan und India, deren Familienmitglieder entweder tot oder in alle Winde verstreut waren, nach der Niederlage des Südens nach Westen aufgebrochen. Hier hoffte zumindest India, sie könnten einen neuen Anfang in einem friedlichen Paradies machen, das nicht die Wunden der Sklaverei und des Hungers trug. Aber als in Kansas ein Rad ihres Präriewagens gegen einen versteckten Stein gefahren war, so daß die Achse brach, war das für Jonathan der Strohhalm gewesen, der dem Kamel den Rücken brach. Er hatte sich stur geweigert, auch nur einen Zentimeter weiterzufahren. Und so waren diese kahlen, endlosen Ebenen, die sie schon beim ersten Anblick gehaßt hatte, Indias Heimat geworden; sie hatte dagegen angekämpft, bis er sie schließlich erdrückt hatte, dieser unwillkommene, abweisende Ort, wo sie den Rest ihres kurzen, unglücklichen Lebens verbringen sollte.
    Mit ungeschickten Händen hatte Jonathan, der nie zuvor körperlich gearbeitet hatte – er war während des Krieges natürlich Offizier gewesen –, einen Keller gegraben und für sie eine Scheune und ein häßliches, unsauberes Lehmhaus erbaut. Es hatte einen Lehmboden, ein winziges Fenster, das mit Tierhaut verhängt wurde, und ein grasbewachsenes Erddach, auf dem in jedem Frühling hohes Unkraut wucherte, und durch das bei jedem Sturm der Regen hereinlief und nicht nur nasse Kälte, sondern auch Schlangen und Nagetiere anzog.
    Zu Indias Erstaunen war Jonathan nach Vollendung ihrer neuen Unterkunft tatsächlich ein bißchen besser aufgelegt gewesen. Er war stolz auf seine harte Arbeit, die erste wirkliche seines Lebens. Aber sie hatte eingedenk der stattlichen alten Plantagen ihrer Jugend einen Blick auf das primitive, abweisende Lehmhaus geworfen und war in Tränen ausgebrochen. Und Jonathan, der nicht verstand, daß ihre Tränen all dem galten, was sie besessen und verloren hatten und nie wieder haben würden, hatte geglaubt, er hätte sie mit seiner Ungeschicklichkeit enttäuscht, und so hatte er sie für ihre Tränen gehaßt.
    Damals hatte er angefangen ernsthaft zu trinken. Und was noch schlimmer war, seine plötzlichen, gewalttätigen Wutanfälle, die India und die Kinder in Angst und Schrecken versetzten, häuften sich. Mehrmals hatte er sie im betrunkenen Zustand alle verprügelt, weil er ihnen die Schuld an seinen Ängsten, seinen Fehlern und seinem Versagen gab. Jedesmal hatte er hinterher wie ein Kind geweint und India um Verzeihung gebeten. Und nachdem sie eine Frau allein in einer Männerwelt war, mit hungrigen Mäulern, die gefüttert werden mußten, hatte sie ihren Stolz hinuntergeschluckt und sich stumm und starr seinen trunkenen Zärtlichkeiten und seinen oft rücksichtslosen Vergewaltigungen im

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