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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Bett unterworfen.
    Jetzt war India verzweifelt und ausgelaugt, und es war ihr egal, ob sie am Leben blieb, sie wußte nur eins, daß ihr Maß voll war. Ihre Freundin Rachel würde ihr helfen, das wußte sie. Aber Rachel war erst achtzehn, obwohl sie viel älter wirkte und sich um ihre eigene Familie und Farm kümmern mußte. Außerdem verabscheute sie Jonathan, und India wollte unter keinen Umständen, daß irgendeine Frau, am allerwenigsten Rachel, Jonathans trunkene Tiraden ertragen mußte. India hatte nur wenige Freunde – und schon gar keinen, den sie um Hilfe hätte bitten können, bis auf ihren jüngeren Halbbruder.
    Sie hatte ihn viele lange Jahre nicht gesehen – eigentlich schon seit kurz nach dem Krieg nicht mehr. Aber als Kinder waren sie Verbündete gewesen, vereint durch die Tyrannei des Vaters. Manchmal kam jetzt noch, nach so langer Zeit, ein Brief, ein paar hastig gekritzelte Worte und etwas Geld, und India wußte, daß es, so sehr sie auch ihren Bruder liebte, kein rechtmäßig erworbenes Geld war. Doch anscheinend liebte er sie immer noch.
    Sie warf einen Blick auf ihren wachsenden Bauch, dann auf den kleinen Andrew und Naomi, die an ihren Röcken zupften und dann auf Eve, die so unnatürlich ernst und erwachsen war. Hinter ihnen, auf den fernen Feldern, bemühten sich Gideon, Caleb und Philip eifrig, die Hinterlassenschaften der Heuschrecken wegzuräumen. Aus dem Haus hörte man das Klappern von Töpfen und Pfannen: Ihre Tochter Susannah bereitete das Abendessen vor und deckte den Tisch. Im Schatten der Scheune lag Jonathan mit einer Flasche und grölte ein Lied, das er im Krieg gelernt hatte – sicher in einem Bordell, denn er hatte seine Frau von Anfang an ständig betrogen. Indias Mund wurde ganz schmal vor Verachtung, als sie die obszönen Worte des Liedes hörte.
    Nein, diesem Vater konnte sie ihre Kinder nicht anvertrauen. Ihr Halbbruder würde sich doch sicher, egal was aus ihm geworden war, um die Kinder kümmern, wenn ihr etwas passierte. Im Haus hatte sie eine alte Adresse von ihm.
    Ich werde ihm heute schreiben, schwor sie sich insgeheim, nur für den Fall, daß bei meiner Niederkunft etwas schiefgeht. Ich hätte ihm schon vor Jahren die Wahrheit über meine Ehe gestehen sollen, anstatt ihn im Glauben zu lassen, alles wäre in Ordnung. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Jetzt hoffe ich nur, daß es noch nicht zu spät ist – oh, verzeiht mir … verzeiht mir, meine geliebten Kinder, daß ich nicht mehr für euch tun konnte. Aber ich habe alles getan, was in meinen Kräften steht, und jetzt bin ich so müde, so ungeheuer müde …
    Dann nahm India mit einem unbewußten Seufzer langsam den leeren Waschkorb auf und ging schleppenden Schrittes auf das Gebäude zu, das sie weder ihr Haus noch ihr Heim nannte.

2. KAPITEL
Dry Gulch, Texas, 1874
    Ein wilder »Blue Norther« heulte von den Anhöhen Tules durch den tiefen Palo Duro Canyon und peitschte über den Llano Estacado – und weiter, dorthin, wo wie ein kranker, streunender Hund die kleine Stadt Dry Gulch kauerte, der unbarmherzigen Wut des Sturmes ausgesetzt. Obwohl es nur aus einer winzigen Ansammlung von schäbigen Hütten, Läden und Saloons bestand, war Dry Gulch weit und breit berüchtigt. Es war ein Sündenpfuhl, in dem Lüsternheit und Verbrechen wohnten, das die Heimat von Säufern und gestrandeten Frauen, Gewaltverbrechern und Halsabschneidern war. Viele, die hier lebten, wurden steckbrieflich gesucht – tot oder lebendig – in verschiedenen Staaten und Gegenden.
    Trotzdem wagte es kein Mann des Gesetzes, dem sein Leben lieb war, einen Fuß in dieses Höllennest zu setzen. Der Letzte, der es gewagt hatte, war prompt und ohne viel Federlesens an den einsamen Baum gehängt worden, der groß und verwachsen, wie ein Warnsignal am Eingang der Stadt stand. Selbst die Texas Rangers machten einen großen Bogen um Dry Gulch. Fremden, die aus Unwissenheit oder Wagemut die Stadtgrenze überschritten (und keinen Blechstern trugen), konnte es passieren, daß man sie einfach über den Haufen schoß, ohne daß ein Einwohner auch nur protestierte oder einen Finger hob, um ihnen zu helfen. Im Gegenteil, die Prostituierten drückten dann ihre bemalten Gesichter neugierig an die Fenster des Saloons, wo sie ihrem Gewerbe nachgingen, und kicherten bei dem Gedanken, daß irgendein armer, ahnungsloser Kerl in Kürze sein unerwartetes Ende finden würde.
    Und wenn tatsächlich jemand ermordet wurde, verhörte keiner den Mörder. Die

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