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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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nichts von den turbulenten, glühenden Gefühlen, die sie durchströmt hatten, als Slade Maverick sie im Heu brutal geküßt hatte. Gus’ Lippen waren weich und warm und zögernd: sie merkte, wie unerfahren er im Küssen war, und diese Unerfahrenheit und die ausbleibende Wirkung seines Kusses machten ihn zu einem sehr unbefriedigenden Erlebnis. Eigentlich nicht unangenehm, aber es fehlte etwas, das, was Slade instinktiv erreicht hatte, als würde er sie durch und durch kennen, so gut wie sich selbst.
    Guß küßte sie nur einmal, dann ließ er sie schnell los, als hätte er Angst, sie könnte ihn bezichtigen, die Situation ausgenützt zu haben. Aber seine klaren, blauen Augen strahlten schüchtern in der Dunkelheit. Ein törichtes, glückseliges Lächeln zog über sein Gesicht.
    »Ich finde, du bist die wunderbarste Frau der Welt, Rachel Wilder«, sagte er schlicht.
    Der Schwede errötete bis in die Haarwurzeln ob seiner eigenen Kühnheit, dann ließ er sie abrupt stehen, ging zur Scheune, holte sein Pferd, warf sich in den Sattel und galoppierte davon. Rachel schaute ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Ein trauriges Lächeln ließ ihren Mund erzittern, als kurze Zeit darauf ein begeisterter Schrei – wie das Siegesgebrüll eines Wikingers über die Ebene dröhnte.
    O Gus, dachte sie traurig und starrte in die Ferne, aus der der Schrei gekommen war. Ich bin nicht die wunderbarste Frau der Welt. Und noch schlimmer, ich bin nicht die richtige Frau für dich. Ich glaube, ich bin wohl für keinen die richtige Frau.
    Während sie so gedankenverloren dastand, knarzte hinter ihr leise die Tür. Slade trat mit einem glimmenden Zigarillo im Mund heraus.
    »Werden wir von Indianern angegriffen?« fragte er gespielt unschuldig. »Ich hab’ gedacht, ich hätte Kriegsgeheul gehört.«
    Rachel war wütend, weil er ihre Einsamkeit störte und sie nicht in der Stimmung für seine Neckereien war. Sie hatte schon den Mund offen, um ihm zu sagen, er solle sich zum Teufel scheren, doch sie besann sich eines Besseren. Sie würde sich nicht von ihm gängeln lassen. Welchen Sinn hatte es, mit ihm zu streiten, fragte sie sich. Er war ein unverschämter Tunichtgut und genau wie bei Jonathan waren alle Versuche, ihn zu bessern, hoffnungslos. Am besten ging sie ihm einfach soweit wie möglich aus dem Weg. Mit diesem Gedanken wollte sie an ihm vorbei ins Haus, als plötzlich seine Hand ihr Handgelenk packte.
    Rachel warf ihm einen vernichtenden Blick zu, aber Slade schien sich nicht daran zu stören.
    »Dem Begeisterungsgebrüll nach zu schließen, das durch die Mauern des Blockhauses zu hören war, darf ich wohl annehmen, daß der Schwede endlich seine heißersehnte Einladung bekommen hat«, bemerkte er ironisch.
    »Ich wüßte nicht, was das dich angeht«, erwiderte Rachel steif. »Und jetzt, wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne ins Haus gehen, es ist kühl hier draußen.«
    »Aber ich habe tatsächlich etwas dagegen«, sagte Slade mit leiser, rauchiger Stimme. »Sehr viel sogar. Ich meine – nach den Regeln der Fairneß sollte ich doch auch eine Einladung kriegen, findest du nicht?«
    »Ganz bestimmt nicht«, gab Rachel zurück und wurde schamrot bei dem bloßen Gedanken, und ihr Puls beschleunigte verräterisch. »Gus ist mein – mein Verehrer und – und du bist es nicht!«
    »Ach wirklich?« Slades satanische Augenbraue schoß nach oben, und seine mitternachtsblauen Augen funkelten im dämmrigen Mondlicht. »Und wie kommst du darauf? Hab’ ich je gesagt, ich wäre kein Anwärter auf deine Hand?« fragte er, und seine Worte und seine Berührung jagten ihr eine Gänsehaut über den Rücken, als er sie sanft, aber bestimmt an sich zog. »Habe ich dich nicht jeden Abend besucht und dir Blumen gebracht – auch wenn du die eines anderen vorgezogen hast?«
    »Nun j-j-ja«, gab Rachel zu. Aber dann fügte sie giftig hinzu: »Aber das hast du doch alles nur getan, um Gus zu ärgern – und das weißt du auch, Slade!«
    »Tu’ ich das? Bist du auch noch Gedankenleserin, nicht nur Hexe? Ich frage mich, was du wohl tun würdest, wenn ich plötzlich vor dir auf die Knie fallen, dir meine ewige Liebe schwören und um deine Hand bitten würde«, fragte er mit einem seltsamen Lächeln und halbgeschlossenen Lidern, damit sie den Ausdruck in seinen Augen nicht sehen konnte.
    In der plötzlichen Stille starrte Rachel ihn wie hypnotisiert an und wagte kaum zu atmen; ihre Handflächen waren feucht, ihr Herz raste, und ihr Mund war

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