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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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trocken. Sie befeuchtete sich nervös mit der Zunge die Lippen und schluckte. Das konnte er doch wohl nicht ernst meinen? Das war sicher nur ein grausamer Scherz eines widerlichen Mannes. Und obwohl ein kleiner Teil von ihr seltsamerweise und unerklärlicherweise sich danach sehnte, ihm zu glauben, wagte sie nicht, ihn ernst zu nehmen, aus Angst, er könnte sie für ihre Dummheit verhöhnen. Sie holte tief Luft und erwiderte mit eisiger Stimme: »Ich fände es natürlich äußerst befriedigend, dich auf Knien zu sehen, Slade, und dann würde ich lachen, weil du mich für so leichtgläubig hältst, auf deine Lügen hereinzufallen.«
    »Woher weißt du denn, daß es Lügen wären?« fragte er leise und schleuderte plötzlich seinen Zigarillo beiseite, packte sie und drückte sie an sich. Er hob ihr Gesicht dem seinem entgegen: »Hmmmh? Woher weißt du, daß es Lügen wären?«
    »Ich – ich weiß es einfach«, antwortete sie und versuchte, ihren Kopf wegzudrehen, denn sein Mund war dem ihren jetzt sehr nahe, zu nahe, wie sie fand. »Bitte, Slade, laß mich los. Es ist schon spät, und ich bin müde, und – und mir ist kalt.«
    Aber das letztere stimmte gar nicht, wie sie mit einemmal merkte. Ihr war warm, sehr warm sogar, in seiner schützenden Umarmung. Irgendwie fühlte sie sich auch sicher und geborgen, als wäre er stark genug, es mit der ganzen Welt aufzunehmen und sich auch ihre schwere Last aufzubürden. Einen Augenblick lang war die Nacht lautlos. Nur das Zischen von Slades Zigarillo, der auf der feuchten Erde erlosch, durchbrach das Schweigen, das sie umfing.
    Dann murmelte Slade: »Meinetwegen, Rachel, kannst du jederzeit ins Haus gehen. Wann immer du willst. Du mußt mir nur vorher die Einladung geben.«
    »Und wenn ich – wenn ich das nicht tue?« hauchte sie mit halbgeschlossenen Lidern, unfähig, seinen Blick noch länger zu ertragen. Ihr Mund öffnete sich langsam, erwartungsvoll, ohne daß sie sich dessen bewußt war.
    Seine Antwort war ein Kuß – genau wie sie erwartet hatte, wie sie es, zugegebenermaßen, unerklärlicherweise gewollt hatte. Er küßte sie genüßlich und langsam, so als wolle er jeden honigsüßen Augenblick davon genießen; seine Zunge zeichnete lockend ihre Lippen nach, dann schoß sie zwischen sie und suchte die dunklen, feuchten Nischen ihres Mundes.
    Rachel stöhnte leise, und ihre Hände, flach an seiner Brust, krochen nach oben, als hätten sie einen eigenen Willen, legten sich um seinen Hals und zogen ihn näher heran. Ihre schlanken Finger öffneten sich, gruben sich instinktiv in die dichten schwarzen Locken in seinem Nacken, und irgendwo in ihrem geheimsten Innern erwachte wieder das heiße, wilde Ding, das sie in der Scheune zum erstenmal gefühlt hatte, und setzte sie in Flammen.
    Ihr Herz raste, ihr Kopf drehte sich, und ihre Knie zitterten so heftig, daß sie sicher gefallen wäre, wenn er sie nicht so fest gehalten hätte. Sie war wie flüssiges Quecksilber, ihre Knochen schmolzen dahin, so daß ihr geschmeidiger, junger Körper sich unbewußt an Slade schmiegte. Er war nicht so groß und so kräftig wie Gus, aber ihre Körper waren wie füreinander geschaffen. In Gus muskulösen Armen hatte sie sich klein und verloren gefühlt, und er hatte sie gehalten, als wäre sie zu zart und zerbrechlich für ihn, ein Porzellanfigürchen, das aus Versehen zerbrechen könnte. Aber Slade hatte keine solchen Skrupel. Er drückte sie an seinen sehnigen Körper, als wolle er sie tatsächlich zerbrechen, bog ihr den Rücken nach hinten und stützte sie mit seinen Armen.
    Seine Finger gruben sich in ihr hochgestecktes Haar, und es juckte ihn, die Nadeln herauszureißen, um zu sehen, wie die goldenen Locken fielen, sich um ihn schlängelten und ihn an sie ketteten. Aber Slade wußte, daß sie nicht ins Haus zurückkehren konnte, wenn sie aussah, als hätte er mit ihr im Heu gelegen. Ein Kuß im Mondlicht war eine Sache. Alles andere würde er wahrscheinlich vor den Gewehrläufen von Fremont und Poke zu verantworten haben, gleichgültig, wie nachsichtig sie auch sonst waren.
    Er war ein Satteltramp, ein Revolvermann, und nicht der richtige Mann für eine Frau wie Rachel – und er wußte es. Sie war nicht einmal sein Typ. Doch mit jedem Tag, der verging, fühlte er sich mehr von ihr angezogen, wie eine Motte vom Licht, auch wenn ihm dies vollkommen unverständlich war. Als Gus ihr nach draußen gefolgt war, wäre er ihnen am liebsten nachgegangen, um den Schweden zu Boden zu schlagen

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