Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
Vom Netzwerk:
vorgenommen hatte. Ich war jung, hab’ den Kopf verloren und bin geflohen – was ganz unnötig war, wie sich herausstellte. Ein paar Jahre später erfuhr ich, daß ich meinen Gegner nur verwundet und nicht getötet hatte. Die Wahrheit kenne ich immer noch nicht, denn ich bin nie mehr nach New Orleans zurückgekehrt. Ich dachte mir, das wäre sicherer, und inzwischen spielte es sowieso keine Rolle mehr. Ich war bereits gesetzlich als G. T. T. registriert, Gone to Texas, also hielt ich es für besser, die Sache auf sich beruhen zu lassen.«
    Slade hielt einen Augenblick inne und dachte zurück an die Nacht, die sein Leben für immer verändert hatte: Mondlicht, das durch uralte Ulmen strömt. Eine rennende Frau. Thérèse in einem weißen Gewand. Ein Schrei. Ein Schuß. Was war zuerst gewesen? Es spielte keine Rolle mehr. Ein Zweig zarter Gardenien, mit Blut befleckt. Soviel Blut, ein scharlachroter Fleck, der sich ausbreitete. Die Waffe in seiner Hand. Tod … kalter, immerwährender Tod … und Diggers spöttisches Grinsen, seine strahlend weißen Zähne, als er zu Boden fiel …
    Mit einem Ruck besann sich der Slade Maverick auf die Gegenwart. Dann sagte er kühl, als würde ihm Rachels Neugier mißfallen: »Ja, ich muß wieder an die Arbeit. Wenn ich Beecham nicht ständig im Auge behalte, sucht er sich eine von seinen versteckten Flaschen und ist vor Sonnenuntergang betrunken. Danke für das Essen, Rachel.«
    Er wandte sich zum Gehen, und das erste Mal tat es ihr wirklich leid, ihn gehen zu sehen. Der kurze Blick in seine Vergangenheit hatte sie fasziniert. Der Schmerz in seinen Augen, als er sich erinnerte, hatte sie mit einemmal erkennen lassen, daß er innerlich gar nicht so hart war, wie er vorgab zu sein – und daß er sehr allein war mit dem Schmerz, den er im Herzen trug.
     
    Jeden Tag, kurz vor Sonnenuntergang, hörte Slade mit der Arbeit auf dem Grundstück der Beechams auf und kehrte mit den Jungs zurück ins Blockhaus – gewöhnlich ohne Jonathan, dem es fast immer gelang, sich davonzuschleichen, sobald ihm Slade einen Augenblick den Rücken zudrehte. Es brachte Slade zur Weißglut, aber er wußte nicht, was er dagegen tun sollte, denn fesseln konnte er ihn schlecht. Er brauchte die Hilfe seines Schwagers bei der schweren Arbeit, den Keller auszugraben, die Balken in Position zu hieven und die Steine für den Kamin zu holen und zu setzen. An Händen und Füßen gefesselt wäre Jonathan kaum eine Hilfe gewesen – er war ohnehin kaum zu gebrauchen, aber helfen mußte er, denn schließlich bauten sie sein Haus und seine Scheune. Und je länger Jonathan ohne Alkohol auskam, desto besser standen die Chancen, daß er wieder auf die Beine kam – auch wenn Slade Maverick zugeben mußte, daß er sich keine großen Hoffnungen machte.
    Wenn die Tagesarbeit bei den Beechams abgeschlossen war, kehrte Slade in Rachels Haus zurück, um dort alle anstehenden Arbeiten zu erledigen. Auf diese Weise konnte er sich unauffällig für Fremonts und Rachels Gastfreundschaft revanchieren, denn ohne sie hätte er sein Lager in Beechams feuchtem, schmutzigem Haus aufschlagen oder sich ein Hotelzimmer nehmen müssen. Auf beides war Slade nicht sonderlich erpicht – auf das erstere aus offensichtlichen Gründen, auf das zweite, weil ihm der Gedanke nicht sonderlich gefiel, zuviel Zeit in Wichita zu verbringen – nur mit einer Metallmarke in der Hand.
    Wenn es zu dunkel zum Arbeiten wurde, wusch er sich und ging ins Blockhaus. Dort blieb er auch meist nach dem Abendessen und focht heftige Kämpfe mit Fremont und Poke über dem Damebrett. Danach spielte er seine Mundharmonika, bis die Kinder eingeschlafen waren, während Rachel nähte oder manchmal leise sang, und Fremont und Poke zwinkernd ihr Bestes taten, die Sache in die für sie richtige Bahn zu lenken.
    Aber Slade war nicht der einzige, der an kühlen Frühlingsnächten kam, um mit Rachel am Kamin zu sitzen. Oft – viel zu oft für den Geschmack Slades – kam »old Ox«, wie er den Schweden nannte, und dann war immer der Teufel los. Die Luft war wie geladen und knisterte förmlich, wenn Gus stur versuchte, Slade zu ignorieren – und Slade sich genauso stur weigerte, sich ignorieren zu lassen. Wie zwei Hunde, die einen saftigen Knochen beäugen, beobachteten sie einander mißtrauisch, gelegentlich knurrend und schnappend, wenn einer das Gefühl hatte, der andere käme dem begehrten Preis zu nahe.
    Fremont und Poke fanden die Sache ungeheuer unterhaltsam, Rachel

Weitere Kostenlose Bücher