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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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ist zu hoch! Die anderen springen auch. Eine muss sich verletzt haben, die steht nicht auf! Wir gehen raus und holen die da weg!«
    »Stopp! Ihr bleibt, wo ihr seid! Wir schicken Hilfe! Ende, 19.31.«
    Die Initiative musste jetzt Aneta übernehmen, denn Svoboda konnte oder wollte keine Entscheidung treffen: »Jiři, du hast doch Leute vor Ort! Sind da welche mit Schutzwesten dabei?«
    »Vier.«
    »So, die schicke ich jetzt zu den Frauen vor!«
    Der Ascher Polizeichef nickte dankbar, froh, dass ihm jemand die keineswegs leichte Entscheidung abgenommen hatte. Doch der Funkspruch musste nicht abgesetzt werden.
    »Zentrale von Tosta 1 – kommen!«
    »Hört!«
    »Einsatz abgeschlossen! Einer der Bewacher augenscheinlich ex! Zwei weibliche Personen verletzt. Schickt Notarzt und RTW! Und den Leichenwagen nicht vergessen!«
    »Verstanden, Ende, 19.34.«
    Kral hielt jetzt nichts mehr in dem Bus. Die Sorge um Svetlana trieb ihn an den Ort des Geschehens. War sie überhaupt in der Fabrik? Wie war es ihr ergangen, wenn sie denn befreit worden war? Wenn ihr was passiert ist! Vielleicht von einer verirrten Kugel getroffen! Kral versuchte, den Gedanken zu verdrängen.
    »Herr Svoboda, kann ich …?«, Kral gab dem Einsatzleiter mit einer Kopfbewegung Richtung Fabrik zu verstehen, wohin er wollte.
    Kopfnicken.
    »Bis gleich!«, verabschiedete er sich von Aneta Kučerová und stieg aus dem Bus. Durch den tiefen Schnee kämpfte er sich zur Fabrikeinfahrt vor.
    Als er den Bahnübergang überqueren wollte, der zum Werkstor führte, kam er ins Stolpern und landete mit den Knien auf einer Schiene. Der Aufprall war ziemlich heftig, weil er seine Hände nicht rechtzeitig aus den Taschen seiner Winterjacke gebracht hatte. Der Schmerz im rechten Bein durchzuckte ihn so heftig, dass ihm für Sekunden Hören und Sehen verging.
    Stöhnend rappelte er sich hoch. Der Schmerz ebbte zwar langsam ab, aber er hatte beim Laufen erhebliche Schwierigkeiten. Jetzt erkannte er auch die Ursache seines Fehltritts: Das Gleis lag deutlich höher als das Niveau der Straße.
    Verdammte Schlamperei! Die nächste Straßenlaterne gut 20 Meter entfernt! Und dann so ein gemeines Hindernis! Anzeigen müsste man die Bande, die für so einen Murks zuständig ist.
    Er durchschritt das Werkstor. Linker Hand lag das ehemalige Pförtnerhaus vor ihm. Ein zweisprachiges Firmenschild »Kadeřník – Frisör« zeigte, dass hier jemand, nicht ganz dem Zeitgeist entsprechend, das morbide Ambiente einer Industrieruine als Standortvorteil sehen wollte.
    Der Einsatzort lag nicht weit entfernt vor ihm in einer Seitengasse. Er brauchte nur das Blaulicht zu finden, dessen regelmäßiges Aufflackern durch die Dunkelheit peitschte. Humpelnd stapfte er voran und stieß bald auf die eigenartige Versammlung, die für einen erfolgreich abgeschlossenen Großeinsatz typisch ist: Ein Teil der Einsatzkräfte räumt in aller Ruhe Gerätschaften in die Autos, andere stehen in kleinen Gruppen beieinander. Es wird geraucht, über den Einsatz diskutiert und immer wieder hört man einen Lacher, meistens über die kleinen Malheurs, die bei einem Einsatz so passieren: plötzlicher Druck auf der Blase oder ein Niesen zur falschen Zeit.
    Die Szenerie wurde von einer Lichtgiraffe der Feuerwehr hell erleuchtet.
    »Wo, bitte, finde ich Kapitán Brückner?«, fragte Kral einen Polizisten.
    Der deutete auf den Streifenwagen, dessen Rundumleuchte ihm den Weg gewiesen hatte, und meinte: »Dort sollte er eigentlich sein, der Herr Kapitán.«
    Fehlanzeige: Kein Brückner am oder im Auto!
    Plötzlich hörte er seinen Namen rufen: »Jan!« und dann: »Hier spielt die Musik!«
    Brückner war vom Beifahrersitz des Notarztwagens geklettert, der ein paar Meter entfernt stand, und kam, eine Zigarette im Mund, auf ihn zu.
    Kral platzte heraus: »Svetlana? Habt ihr sie … und ist sie …?«
    »Mach dir keine Sorgen, Jan, sie war dabei und ihr geht’s, den Umständen entsprechend, ganz gut.«
    Kral wechselte jetzt auch ins Tschechische, denn er wusste, dass Brückner in diesem Umfeld darauf Wert legte: »Bitte, etwas genauer, Herr Kapitán!«
    »Also, beim Einsatz hat sie nichts abgekriegt, aber die Burschen haben sie vorher ganz schön in die Mangel genommen. Ich tippe auf einen Rippenbruch, außerdem hat man auf ihr hier«, er zeigte auf seine Brust, »Zigaretten ausgedrückt. Die Sanis haben sie ins Krankenhaus gebracht, zusammen mit einer Kollegin, die hat sich den Knöchel gebrochen, als sie aus dem Fenster

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