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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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in Dublin bezahlen zu können. Aber zum Glück ist Onkel Edmund mit seinen finanziellen Zuwendungen an mich alles andere als kleinlich.« Er machte eine kurze Pause. »Was sich natürlich schnell ändern kann, wenn er endlich begreift, dass sein Traum nicht mein Traum ist und ich nicht daran denke, mein Leben im Kontor seiner Brauerei zu verbringen.« Er seufzte. »Wie auch immer, das alles soll dich nicht interessieren. Jedenfalls werde ich euch dort erst einmal für zwei Wochen unterbringen. Das gibt deinen Freundinnen Zeit, sich in der Stadt Arbeit und ein neues Logis zu suchen, und dir, deinen Brendan zu finden.«
    Éanna war von so viel großherziger Güte zutiefst gerührt und zugleich beschämt. Hatte sie ihn denn nicht förmlich dazu gezwungen, indem sie ihm im Wissen um seine Hilfsbereitschaft, aber auch seine Neugier dieses wahrlich unverfrorene Telegramm geschickt hatte?
    »Ihr seid zu gut zu uns, Mr O’Brien. Ich weiß nicht, wie ich . . . wie wir Euch das jemals danken, geschweige denn es wiedergutmachen können«, murmelte sie mit feuerroten Wangen.
    »Oh, täusche dich mal ja nicht, Éanna Sullivan«, sagte er lachend. »Ich tue das keineswegs aus reiner Mildtätigkeit, sondern vielmehr aus blankem Eigennutz. Denn jetzt weiß ich, wo du steckst – und dass du mir mit deiner Geschichte nicht so leicht durch die Finger schlüpfen kannst. So, und mehr Worte wollen wir darüber auch nicht verlieren. Lass uns lieber darüber reden, wann ich dich am kommenden Sonntag zu unserem ersten Gespräch dort erwarten kann.«
    Nur wenige Minuten später brachte Donnelley die Kutsche auf der Thomas Street vor der Pension Journey’s End zum Stehen. In Éannas Augen war es ein stattliches Haus mit zwei kleinen Erkern an den Seiten, das ein wenig zurückversetzt von der Straße lag und einen umzäunten Vorgarten hatte. Fast wurde ihr bange bei dem Gedanken, dass sie tatsächlich dort zwei Wochen Kost und Logis erhalten sollte. Noch nie zuvor hatte sie ein richtiges, aus Steinen errichtetes Haus mit Vorhängen, hölzernen Böden und einzelnen Zimmern betreten, geschweige denn dort gelebt – das Arbeitshaus einmal ausgenommen. In der elterlichen Kate im Galway County hatte es nur einen einzigen Raum gegeben, mit festgestampftem Lehmboden und einer offenen Feuerstelle.
    Patrick O’Brien forderte Éanna und ihre Gefährtinnen auf, noch einen Moment in der Kutsche zu warten. Er wollte erst unter vier Augen mit Mrs Skeffington reden, ihr die Situation erklären und das Geschäftliche mit ihr regeln.
    Es dauerte nicht lange, dann kehrte er wieder zu ihnen zur Kutsche zurück. »So, das wäre geklärt. Mrs Skeffington wird sich eurer annehmen, jeder von euch bekommt seine eigene Kammer.«
    Emily und Caitlin kletterten vom Kutschbock und bedankten sich stockend und verlegen für alles, was er für sie getan hatte.
    Patrick O’Brien machte ihrem Gestammel ein schnelles Ende, indem er sie schon zu Mrs Skeffington ins Haus schickte. Dann wandte er sich Éanna zu, die nicht weniger beklommen vor ihm auf dem Bürgersteig stand.
    »Kein Wort des Dankes mehr, Éanna!«, sagte er, bevor sie den Mund aufmachen konnte. »Doch eine Frage musst du mir noch beantworten, bevor ich dich zu deinen Freundinnen ins Haus gehen lasse.«
    Éanna sah ihn an.
    »Was hat dich bloß so sicher gemacht, dass ich auf dein Telegramm hin etwas zu deiner Rettung unternehmen würde?«, wollte er wissen und sah sie gespannt an.
    Éanna errötete unter seinem forschenden Blick. »Ich … ich weiß nicht. So genau kann ich es Euch auch nicht sagen«, stammelte sie. »Aber da . . . da war etwas in Euren Augen . . . und in der Art, wie Ihr in der Taverne und auf der Landstraße mit mir gesprochen und mir von Euch erzählt habt . . . Ich hatte das Gefühl, dass Ihr anders seid als all die anderen feinen Herren Eures Standes. Dass Ihr mehr zu geben bereit seid als . . . als nur ein Almosen an ein dreckiges Straßenmädchen.«
    Lange sah er sie an, dann nickte er mit einem eigenartigen Lächeln, das sie nicht recht zu deuten wusste. »Du scheinst mich besser zu kennen, als ich mich selbst, Éanna Sullivan. Und ich bin froh, dass du das in mir gesehen und mir in deiner Not das Telegramm geschickt hast«, erwiderte er bedächtig und einmal ohne dieses spöttische Lächeln auf den Lippen. »So, und jetzt geh zu deinen Freundinnen und lass dir von Mrs Skeffington deine Kammer zeigen. Wir sehen uns Sonntag bei mir in der O’Connell Street.« Damit sprang er in die

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