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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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O’Brien. Meine Erinnerungen sind alles, was mir geblieben sind, und die sollt Ihr haben.« Sie biss sich auf die Lippen, denn aus einem unerfindlichen Grund war ihr plötzlich nach Weinen zumute.
    Patrick O’Brien bemerkte es nicht. Er klatschte vielmehr vergnügt in die Hände und lachte über das ganze Gesicht. »Ich bin sicher, dass deine Erinnerungen und dein Wissen über all diese Dinge für mich nicht mit Gold aufzuwiegen sind. Das ist vermutlich genau das, was ich brauche, um endlich mit meinem Manuskript voranzukommen!« Dann stutzte er, zog die Stirn kraus und fragte fast argwöhnisch: »Aber du weißt doch hoffentlich auch, was das für dich bedeutet, nicht wahr?«
    »Was meint Ihr damit«, fragte Éanna beunruhigt zurück.
    »Nun, du wirst mir eine Menge zu erzählen haben, und ich werde mir dabei nicht wenige Notizen machen müssen. Das wird viele Stunden, vielleicht sogar Tage in Anspruch nehmen, und ich bin entschlossen, dich ..«
    »Aber bitte nicht heute, Mr O’Brien«, fiel Éanna ihm ins Wort. »Erst muss ich in der Stadt nach meinem … nach Brendan suchen. Er glaubt, dass ich tot bin. Ich muss ihn so schnell wie möglich finden! Bitte – verlangt nicht von mir, dass ich Euch noch heute Rede und Antwort stehe!«
    Beschwichtigend hob er die Hand. »Keine Angst, das lag auch nicht in meiner Absicht. Es dürfte sowieso sinnvoller sein, wenn ich dich am Anfang immer nur für ein, zwei Stunden befrage und danach erst einmal einige Tage lang meine Notizen dazu studiere und mir Gedanken darüber mache. Etwa, ob ich zu irgendeinem Punkt noch weitere Einzelheiten brauche oder ob ich etwas Wichtiges zu fragen vergessen habe. Solche Dinge eben.«
    »Mir soll es recht sein. Sagt mir nur, wann und wo ich zur Stelle sein muss, und ich werde da sein«, erwiderte Éanna schlicht.
    Patrick O’Brien überlegte kurz. »Du wirst dir in Dublin gewiss eine Arbeit suchen. Wir werden uns deshalb jeden Sonntag auf eine gute Stunde bei mir treffen. Über die genaue Uhrzeit werden wir uns schon einig werden«, schlug er vor, während die Kutsche schon durch die ersten südwestlichen Wohnbezirke von Dublin ratterte.
    Éanna nickte. Was immer er von ihr verlangte, sie würde es tun. Sie stand unendlich tief in seiner Schuld, und sie wollte fortan keine Mühen scheuen, um wenigstens einen kleinen Teil davon abzutragen.
    »Wir werden uns nicht im Haus meines Onkels treffen, sondern in meinem Zimmer in der O’Connell Street«, fuhr er fort. »Das ist eine nördliche Seitenstraße vom Rutland Square auf der linken Flussseite. Die Straße ist leicht zu finden, denn den nahen Rutland Square kennt jeder Dubliner. Ich werde dir die Adresse aufschreiben.« Er riss ein Blatt Papier aus seinem Buch. »Onkel Edmund weiß nichts von diesem Zimmer, und es ist auch besser so, wenn es dabei bleibt. Es ist mein geheimes Refugium, wo ich mich im Schreiben übe und meinen eigenen Träumen nachhänge, die nicht das Geringste mit seiner Brauerei zu tun haben.«
    Er kritzelte eine Adresse auf den Zettel und reichte ihn Éanna, die ihn sorgfältig zusammenfaltete und in ihrem Kleid verstaute.
    »Weißt du schon, wo du mit deinen beiden Freundinnen die Nacht verbringen wirst?«, fragte Patrick O’Brien.
    Éanna verzog das Gesicht. Er war so verwöhnt, dass er noch nicht einmal bemerkte, wie verletzend seine Frage war. Weder kannte sie jemanden in Dublin, noch hatte einer von ihnen Geld genug, um die schäbigste Kammer im schrecklichsten Wohnloch der Stadt bezahlen zu können. Und das wusste er auch. »Wir werden schon etwas finden, wo wir uns verkriechen können«, gab sie achselzuckend zurück.
    Er schenkte ihr ein fröhliches Grienen, als wüsste er, was ihr soeben durch den Kopf gegangen war. »Das wird nicht nötig sein. Ich kenne eine sehr einfache, aber ehrbare Pension auf der Thomas Street kurz hinter dem St. James Tor. Journey’s End ist ihr Name, und sie wird von der resoluten Witwe Elizabeth Skeffington geführt. Sie nimmt nur weibliche Logiergäste in ihrem Haus auf, und ihre Kammern sind sauber. Ihr seliger Mann war Kapitän eines stolzen Dreimasters und befuhr die Indienroute, ist aber sehr früh auf See geblieben und hat ihr nur eine spärliche Rente hinterlassen. Mrs Skeffington ist deshalb auf die bescheidenen Einnahmen aus ihrer Pension angewiesen.«
    »Ja, aber . . .«, setzte Éanna an.
    Patrick O’Brien ließ sie erst gar nicht ausreden. »Ich weiß, ich weiß. Ihr habt kein Geld, um auch nur die dürftigste Unterkunft

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