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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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Abständen gelb aufgesprayte Pfeile, die Stollenzugänge ankündigten. Jan legte die Decke ab, die er sich um die Schulter geschlungen hatte, und schaute auf seinen Timer. Eine halbe Minute.
    Wieso tat er das? Auf Anna wartete ihr Pianist. Sollten sie je aus diesem Loch herauskommen, würde sie sich mit einer heiteren Umarmung verabschieden und Jan in sein tristes Appartment in Berlin verbannen. Und er würde ihr wieder nachtrauern und sich seinen Liebeskummer nicht eingestehen. War es nicht Annas Abwesenheit, die seine letzten Monate verdunkelt hatte? War seine Fixierung auf die grauenvollen Erlebnisse im Chix-Tal nicht auch Vorwand, um in Gedanken weiter bei Anna zu verweilen? Sein Todesmut würde ihm nicht helfen, sie würde ihn wieder verlassen.
    Es wurde heiß. Anderthalb Minuten. Er begann zu schwitzen, sein Atem ging schneller. Dabei strömte aus der Flasche immer noch der gleiche, zuverlässige Sauerstoff.
    Endlich endete die Fahrt an einem Stollen von fünf Metern Höhe und mindestens zehn Metern Breite. Der Untergrund war glatt, an der Decke verliefen Röhren. Flache Laster parkten in einer Reihe am Rand.
    Die restlichen Polizisten blieben am Fahrstuhl zurück, um ihre einzige Verbindung zur Außenwelt zu bewachen, während die Agenten an den Wänden entlang in den Stollen eindrangen, die Waffen schussbereit, ihre Lichtstrahlen auf ruheloser Suche nach dem unsichtbaren Feind.
    Alle dreißig Meter querte ein Stollen gleicher Bauart. Kurz hinter der sechsten Kreuzung stießen sie auf ein halbrundes, rostiges Tor. Tom machte sich am Schloss zu schaffen. Nach einer Weile holte er sich Unterstützung. Während er den Schlüssel umdrehte, pressten zwei Agenten ihre Schultern gegen das Tor, das schließlich quietschend nachgab.
    Der Boden dahinter war mit Schutt übersät. Holzstämme stützten die Decke, doch an einigen Stellen waren sie unter dem Druck geborsten. Tom führte sie mit der Karte durch das abschüssige Labyrinth. An einer Leiter stiegen sie einzeln durch eine Röhre herab. Der Stollen darunter war so niedrig, dass sie gebückt laufen mussten, und stellenweise so steil, dass sie sich mit den Händen festhielten. Ein Stein, den jemand oberhalb losgetreten hatte, kullerte lärmend an Jan vorbei. Staub rieselte herab und verklebte sein Gesicht.
    Als der Stollen wieder flacher wurde, stießen sie auf einen Schuttberg, aus dem ein rostroter Pickel ragte. Im Licht der Stirnlampen sahen sie, dass die Decke an dieser Stelle ausgebrochen war, so dass Platz blieb, um über den Schutt zu klettern.
    Aber das kostete sie wertvolle Zeit. Der Timer zeigte 18 Minuten. In einer Viertelstunde sollten sie umkehren, um ausreichend Sauerstoff für den Rückweg zu haben. Der einzige tröstliche Gedanke war, dass die Hubschrauber bereits abgehoben haben mussten.
    Jan rutschte aus und schlug auf den schmierigen Boden. Ein Agent, der sich beständig hinter ihm hielt, half ihm auf die Beine. Wasser tröpfelte aus einem Spalt in der Decke. Während Jan noch den aufgerissenen Overall inspizierte, ertönte ein schwaches Piepen. Gleich darauf sprang auch sein Messgerät an, die Methan-Konzentration erreichte ein gefährliches Niveau.
    Sie schlossen zur Gruppe auf, die den Boden absuchte. Hier musste die Luke zum modernen Tunnelsystem sein. Sie schafften Geröll zur Seite. Jan wurde schwindelig, der Schweiß brannte in seinen Augen, das chaotische Konzert ihrer Messgeräte trieb ihn in den Wahnsinn. Endlich fanden sie die Luke, legten sie frei und rutschen an einem Seil in einen geräumigen, glattgefrästen Stollen herab. Die Messgeräte verstummten.
    Soweit die Lichter reichten, erstreckte sich der gleichförmige Tunnel mit seinen schwarz-weiß gekrisselten Wänden, von denen ihre Schritte widerhallten. Wie wollte der Mörder sie hier überraschen? Und wie Anna erkennen? In den Schutzanzügen war nur der gedrungene Ralph gleich auszumachen, nicht jedoch ein großgewachsenes Mädchen. Es schien absurd. Der Mörder müsste den Widerstand von elf Agenten überwinden, ohne sein Opfer zu töten. Eine Schießerei kam nicht infrage, auch wenn die Explosionsgefahr in diesem Bereich gering war. Gegen betäubende Gase waren sie mit ihren Atemgeräten immun. Nein, der Mörder war nicht mit seinen Gefangenen hierher gekommen – alles, was er wollte, war ihre Nerven aufzureiben. Nach dem Strip-Club schickte er sie in die nächste Bedrängnis, aus der sie ebenso unverrichteter Dinge abziehen würden.
    Sie liefen etwa 200 Meter leicht abwärts

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