Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie
vom FBI? Was wollt ihr nur da unten? Erzählt mir nicht, dass ihr der Brautzug seid.“
Ralph brachte seinen Oberkörper wieder über sein Knie.
„ O.k., wie ihr wollt. Vielleicht gar keine so schlechte Idee, euch da runterfahren zu lassen.“
Ralph zerrte den Mann in den Stand und durchsuchte ihn. Der Techniker war drahtig, doch sein Gesicht aufgedunsen. Er hustete, kratzte sich am Kopf und wischte sich mechanisch die Schuppen von der Schulter.
Tom kam mit einigen Agenten aus den Hinterzimmern und bestätigte, dass nur eine Person hier hauste. Der Techniker führte sie in einen Maschinenraum im Erdgeschoss und warf den Motor des Fahrstuhls an. Wieder im Flur blieben sie vor Tafeln stehen, die den verwirrenden Aufbau der Mine in verschiedenen Quer- und Längsschnitten zeigten. Etliche Agenten klappten ihre Nachtsichtgeräte hoch und schalteten die Stirnlampen ein, die Lichtkegel spiegelten sich auf dem Metall. Der Zugang zur Mine, an dem sie sich befanden, war oberhalb ihrer Köpfe markiert. Der Techniker deutete auf einen Gang auf Kniehöhe. „Hier ist R-28-C.“ Jan meinte, das Gewicht von einem Kilometer Fels zu spüren.
„ Der Fahrstuhl bringt euch 900 Meter in die Tiefe. Von dort führt der zweite Fahrstuhl weiter, aber ohne die Lüftung ist die Methangaskonzentration in dem Schacht zu hoch. Bei fünf bis fünfzehn Prozent Methangehalt kann es zu einer Kettenreaktion kommen. Das Methan erhitzt sich und breitet sich aus, aber die Felswände sind im Weg. Also rast eine Druckwelle durch die Mine.“
„ Gibt es keinen anderen Zugang?“, erkundigte sich Ralph.
„ Oberhalb der R-Ebene befinden sich keine einsatzfähigen Fahrzeuge. Bis zum nächsten Lift müsstet ihr zu weit laufen. Theoretisch ... theoretisch könntet ihr über die alte Mine, aber –“
„ Wo liegt die?“
Der Techniker hob beschwichtigend die Hände. „Die ist auf dem Plan hier nicht mehr eingezeichnet. Das Tor befindet sich hier. Dahinter wird es eng und verwinkelt. Da findet ihr euch nur mit einer Karte zurecht. Und ihr bräuchtet einen Schlüssel für das Tor. Der liegt im Tresor im ersten Stock.“
„ Hol ihn!“
Zwei Agenten begleiteten den Techniker.
„ Willst du wirklich einen Trupp da runterschicken?“, fragte Tom.
„ Der Mörder ist mit Laura und Juanita da unten!“, rief Anna. „Er darf nicht entkommen!“
„ Ruhe!“, befahl Ralph, dann flüsterte er. „Wir wissen nicht, wo der Mörder steckt. Er wird nicht einfach hinuntergefahren sein und darauf warten, dass wir sämtliche Ausgänge blockieren und ihn mit einem Großaufgebot herausholen. Wahrscheinlich ist er durch einen anderen Ausgang wieder an die Oberfläche gelangt und beobachtet, was wir tun. Vielleicht hat er sogar hier im Gebäude Kameras installiert.“
Die Vorstellung, dass ein Trupp Agenten durch einen stillgelegten Stollen in einen Kilometer Tiefe vordringen sollte, hatte Jan verängstigt. Doch da der Mörder gar nicht mehr in der Mine war, bestand für die Agenten kein Grund, sich hineinzuwagen.
„ Er wird nur unter zwei Voraussetzungen zum Treffpunkt kommen“, fuhr Ralph fort. „Erstens, dass Anna in der Mine ist. Zweitens, dass wir die Zentrale nicht alarmieren.“
Jan konnte sich nicht zurückhalten: „Willst du etwa mit uns da runter?“
„ Nicht so laut“, zischte Ralph. „Wir müssen uns entscheiden. Entweder wir rufen jetzt die Verstärkung. Dann flieht der Mörder. Vermutlich verfügt er über einen Hubschrauber, und mit zehn Minuten Vorsprung ist er nicht mehr einzuholen. Oder wir gehen in die Mine.“
„ Das ist eine Falle“, flüsterte Jan.
„ Natürlich ist das eine Falle! Aber wir sind elf Agenten und acht Polizisten, keine leichte Beute, zumal Anna in unserer Mitte ist, er wird uns also nicht in die Luft jagen. Und sobald er da unten ist, ist auch er von der Außenwelt abgeschnitten.“
„ Wir bleiben nahe der Oberfläche“, schlug Tom vor. „Der Mörder kann unsere unterirdischen Bewegungen nicht verfolgen.“
„ Das stimmt“, sagte Ralph. „Aber wenn wir zum Treffpunkt gehen, haben wir eine Chance, seine beiden Gefangenen zu befreien. Die wird er töten, sobald er feststellt, dass wir ihn hintergangen haben.“
„ Und wenn eine Gruppe mit Anna und Jan nahe der Oberfläche bleibt und wir mit einer anderen den Befreiungsversuch starten?“
„ Wir müssen ohnehin einige Polizisten hier im Gebäude zurücklassen, um den Fahrstuhl zu sichern. Ich will die Gruppe nicht nochmals aufteilen.“
„ Mir
Weitere Kostenlose Bücher