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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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auszuliefern. Niemanden zu lieben, niemanden über mich verfügen zu lassen.“
    Jans Herz raste.
    Liebte sie ihn?
    „ Und der Pianist?“
    „ Der Pianist ... den gibt es nicht.“
    All seine Sehnsucht, die er je nach der unspielbaren Note empfunden hatte, nach dem unaussprechlichen Wort, nach der ungesehenen Farbe verschmolz zum Wunsch nach ihr. Er liebte sie und sie lag neben ihm und er konnte sie nicht berühren. In rasender Wut bäumte er sich gegen die Fesseln auf, die ihn in die Decke eingewickelt hielten.
    „ Maul halten!“, fuhr eine Männerstimme dazwischen.
    Jan wagte nicht, ein weiteres Wort zu sagen.
    Einige tiefe Atemzüge beruhigten ihn so weit, dass die Trauer in sein Bewusstsein drang. Heute noch hatte Ralph sie mit einem italienischen Essen überrascht und gewitzelt, dass er sie in den Zoo mitnehmen wolle. Ralph hatte sie gemocht. Und mehr als das: Er hatte begonnen, sie hinter seine Wortbarrikaden blicken zu lassen. Ein selten gewährtes Privileg. Zu seiner Trauerfeier würden Hunderte kommen – wie viele davon kannten ihn wirklich?
    Es ruckelte. Sie sanken. Ein leichter Schlag, Jan wurde auf eine Seite gedrückt, noch ein Schlag und sie standen. Der Motor erstarb, die Rotoren schlugen langsamer.
    Jemand zerrte Jan auf die Beine und schob ihn zum Ausgang. Die Decke war so eng um ihn gebunden, dass er nur Trippelschritte machen konnte. Er trat ins Leere, wurde aufgefangen und durch den Schnee geschleift, zuletzt verladen. In einen Kofferraum? Ein Körper kam halb auf ihm zu liegen. Er arbeitete sich in eine andere Position, in der weniger Gewicht auf ihm lastete. Noch jemand wurde in den Kofferraum gewuchtet.
    Türen wurden zugeschlagen, der Hubschrauber begann wieder zu lärmen, der Wagen fuhr an.
    Jan versuchte, weiter zur Seite zu rutschen, doch ohne Arme und Beine einsetzen zu können, gelang es ihm kaum, den Druck zu verringern.
    „ Anna?“, flüsterte er.
    „ Ja“, antwortete sie vom Fußende her.
    „ Laura?“
    Nach einer Sekunde raunte Anna: „Wahrscheinlich ist sie noch bewusstlos.“
    Das Auto nahm eine Kurve und eine Decke scheuerte Jan über das Gesicht. Hatte sich die Binde über seinen Augen bewegt? Er rieb den Kopf an einer Wand, bis er durch einen Spalt schielen konnte. Mit einiger Mühe streifte er die Binde ab. Er lag gegen die Rückbank gedrückt, vor seinem Gesicht befanden sich Annas Füße und darauf ruhte Lauras Kopf, von der er nur die blonden Haare sah.
    „ Was machst du da?“, flüsterte Anna.
    „ Ich habe mich von der Binde befreit.“
    „ Was? Zieh sie wieder an!“
    „ Pst!“
    „ Dass sie uns die Augen verbunden haben, ist ein gutes Zeichen. Warum würden sie das tun, wenn sie uns umbringen wollen? Sie möchten unerkannt bleiben.“
    Jan schaute auf die verkrumpelte Binde mit Gummizug. „Nichts zu machen.“
    Es gelang ihm, sich an Annas Füssen vorbei höher zu stemmen.
    Bäume im Mondlicht, rechts und links. Sie befanden sich auf einer engen Straße. Sollte er versuchen, sich am Fenster zu zeigen, falls sie an Häusern vorbeiführen? Niemand würde ihn sehen außer den Entführern, und erst recht würde niemand seine Notlage erkennen.
    Er schob sich noch ein Stück höher, so dass er gerade aus dem Rückfenster zu spähen vermochte. Schnee, Bäume, ein Licht in der Ferne, vielleicht ein Haus auf einem Hügel.
    Er blickte auf die Rolle neben sich, aus der Annas Lockenkopf ragte. „Weißt du, wie die Entführer aus der Mine entkommen sind?“
    „ Wir sind ein gutes Stück mit dem Transporter gefahren. Währenddessen haben sie uns in die Decken gewickelt und die Augen verbunden. Dann haben sie uns in einen Fahrstuhl gelegt und sind damit bis nach oben. Dort hat schon der Hubschrauber gewartet. Sie haben sich beeilt, aber ohne Hektik.“
    „ Sie müssen die Polizisten ausgeschaltet haben.“
    „ Ja, es ist unheimlich, wie der Mörder das vorhergesehen hat. Er muss sich sicher gewesen sein, dass ihm das Manöver mit den Polizisten gelingt. Sonst wäre er nicht runter.“
    „ Oder er war gar nicht selbst unten. Ich habe Loganns Stimme erkannt.“
    „ Logann? Das war es! Etwas hat mich irritiert, als der unsichtbare Mann im Stollen gesprochen hat.“
    „ Er hat keine Sekunde gezögert, Juanita zu erschießen.“ Jan schauderte bei der Erinnerung. „Er hat gar nicht versucht, mit uns zu verhandeln.“
    „ Nein, er schien eher Freude an dem Schauspiel zu haben.“
    „ Gott sei Dank hat er Laura nicht auch umgebracht.“
    „ Leider.“
    „

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