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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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sie war nicht wie du.“
    Oliver machte einen Schritt nach vorne. „Doch, das war sie! Geist von meinem Geiste! Und du hast ihren Körper besudelt. Wieso hat sie sich nicht gleich umgebracht? Wieso hat sie dein Kind ausgetragen, eine faulige Frucht deiner Mittelmäßigkeit?“
    „ Weil ...“ Albert versuchte ein höhnisches Grinsen, doch es verkam zu einer mitleidserregenden Fratze. „Weil es deine Tochter war!“
    „ Du lügst! Sie wurde im November geboren.“
    „ Die Geburt war im Juni. Das Datum muss bei einer Adoption geändert worden sein.“
    Ein winziger Moment Stille. „Du hast mir meine Tochter geraubt!“ Oliver deutete mit einer Kopfbewegung nach hinten, das erste Zeichen, dass er Jans Anwesenheit wahrnahm. „Sie war früher schön, als junge Frau, hat er gesagt. Lucia und ich hätten aus ihr eine Göttin geformt.“
    Diesmal vermochte Jan den Blick nicht abzuwenden. Oliver ging langsam auf Albert zu, seinem Tod entgegen. Im matten Licht glänzten die schweren Handschellen, Museumsstücke, die Albert für diesen Anlass bereitgelegt haben musste. Jeden Schritt setzte er an der Ferse auf und rollte gebremst nach vorne ab, wie der erste Tänzer eines Theaters, der die Bühne für das große Finale beschreitet. Zunächst verdeckte sein Körper die Pistole, dann Alberts ganze Gestalt.
    „ Adieu“, sagte Albert.
     

12. Kapitel
    Oliver bewegte die Hände hinter dem Rücken, löste die Handschellen geräuschlos und nahm sie in die Rechte.
    Jan traute seinen Augen nicht: Oliver hatte die Handschellen einfach abgestreift, ohne ein überraschtes Zögern, dass sie sich öffnen ließen, ohne gewaltsame Eile, als hätte er nur auf diesen Moment gewartet.
    Konnte Albert die Bewegung in der spiegelnden Glasfront erkennen? Oder Hernandez?
    „ Der Albtraum ist vorbei.“ Die Pistole klickte. Albert hatte abgedrückt, aber keine Kugel war dem Befehl gefolgt. Der helle Laut verhallte bedeutungsschwer.
    Oliver schlug blitzschnell zu und trat zur Seite. Albert kippte langsam nach vorne und suchte Halt, wo sein Gegenüber eben noch gestanden hatte. Ein weiterer Schlag sauste auf seinen Rücken nieder. Ohne sich abzufangen, schlug Albert auf das Tischchen, das unter ihm zerbrach. Die Weinkaraffe zersplitterte. Immer schneller prügelte Oliver mit den Handschellen auf Albert ein, der noch den Arm schützend über den Kopf brachte und dann regungslos liegen blieb.
    Jan schrie. Er schrie und schrie, während Oliver besessen weiterhieb.
    Endlich richtete sich Oliver auf.
    Der Raum und die Zeit nahmen wieder ihre normalen Maße an. Wie oft mochten die Handschellen durch die Luft gefahren sein, um auf dem alten Mann niederzuschmettern? Albert musste längst tot sein.
    Oliver hob die Handschellen über den Kopf, lehnte sich zurück und spannte die Muskeln. Mit einem wütenden Schrei schleuderte er sein Mordwerkzeug auf den Toten.
    Ein Wimmern.
    Jan schreckte zusammen. Es war unmöglich, dass Albert diese Schlächterei überlebt haben sollte.
    Doch das Wimmern kam von Hernandez, der auf die Lehne des Sessels gestützt sein Gesicht verbarg. Wieso hatte er nicht eingegriffen? Oliver musste bei seiner Ankunft das Haus geräuschlos übernommen und Hernandez gezwungen haben mitzuspielen.
    Oliver wandte sich ihm zu, Scherben knirschten unter seinem Fuß. Hernandez wich zurück. Oliver beobachtete unbeteiligt, wie Hernandez die Tür erreichte und verschwand. Sein Blick sank zu Boden. Er bückte sich, warf Scherben zur Seite, wühlte mit den bloßen Händen, zog unter dem Leichnam ein von Wein und Blut durchtränktes Tuch hervor und presste es sich an sein Gesicht.
    Die Zeit verstrich. In der Stille lasteten die Jahrzehnte seines Hasses und seiner Trauer. ‚Die Opfer büßen, weil er das Unmögliche will‘, hatte Anna am ersten Abend im Bungalow gesagt. Wie treffend sie Oliver charakterisiert hatte! Das gewöhnliche Leben war ihm schon in der Jugend zu öde gewesen, doch statt sich mit Tagträumen zu begnügen, hatte er das ekstatische Glück herbeizuzwingen gesucht – und die Quelle seiner Lust früh darin erkannt, Frauen in seine Gewalt zu bringen. Lucia war ein Zwischenspiel gewesen, wohl sein längster und schönster Rausch, und da sie ihm genommen worden war, ehe er sich eingestanden hatte, dass er sich auch mit ihr zu langweilen begann, hatte er sich den Mythos geschaffen, dass er mit ihr ewig glücklich gewesen wäre. Seine Wut auf Albert musste ihm geholfen haben, die Frustrationen zu ertragen, die selbst sein

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