Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie
Das war ihre Art, sich zu beruhigen. Sie war manchmal ein bisschen überdreht und das hat ihr geholfen. Also habe ich die Sticksachen übernommen, die sie zurückgelassen –“ Ein gedämpfter Schuss, irgendwo im Haus. Oliver schaute in die Nacht. „Ein schöner Gedanke, dass sie mir so geholfen hat, Albert in den tödlichen Fehler zu treiben. Alles sollte an seinen Nerven zehren. Ich wäre gerne dabei gewesen, als er zum ersten Mal ein Foto der Stickerei sah, die Jenny aus der Höhle mitgenommen hat. Ihr habt brav mitgespielt.“ Er lauschte dem nächsten Schuss nach. „Kennst du Nietzsche? ‚Das Glück des Mannes heißt: Ich will. Das Glück des Weibes heißt: Er will.‘ Annas Glück heißt: Ich will Vater werden und wie ein Gott ein Wesen nach meinem Bilde schaffen. Sie ist schön und wild, kraftvoll und elegant. Und sie hat ihre Grausamkeit bewiesen.“
„ Lass sie!“ Jan rüttelte am Pfosten. „Lass die Hände von ihr!“
„ Logann!“, rief Oliver.
„ Sie wird dich umbringen! Du hast gesehen, wozu sie fähig ist. Irgendwann wird sie dich umbringen.“
Oliver grinste. „Weißt du, wie viele Frauen ich in meiner Nähe gehalten habe, die mich umbringen wollten?“ Ein weiterer Schuss. „Ich bin ein Dompteur, der zu den ausgehungerten Löwinnen in den Käfig steigt und ihnen den Rücken zuwendet. Aber wenn eine auch nur einen Schritt in meine Richtung wagt, trifft sie meine Peitsche.“
Logann eilte ins Zimmer, senkte die Augen und lächelte. „Ich musste noch deinen Auftrag ausführen.“
„ Hast du eine Ladung bei Laura im Keller angebracht?“
„ Ja.“
„ Stell alle Zünder auf 15 Minuten. Unsere Männer haben ihren Dienst getan – jetzt ist es an der Zeit, die Spuren zu beseitigen. Lass sie in 10 Minuten zu Laura, das habe ich ihnen als Zugabe versprochen, und verriegele den Keller von außen. Dann komm zu mir, falls ich nicht schon an der Tür warte. Und jetzt bring mir Anna.“
Logann nickte und verschwand, die Tür blieb offen.
Oliver wandte sich zu Jan. „Bevor du stirbst, wirst du Zeuge werden, wie ich meine Unendlichkeit säe.“
Jan zitterte am ganzen Leib, er wusste nicht, ob aus Angst oder Wut, er konnte nicht mehr denken, seine tobenden Gefühle nicht mehr in Worte fassen.
„ Mach schon!“ Loganns Stimme drang durch die offene Tür. Gleich darauf zerrte er Anna herein. Die Ärmel ihres dunklen Mantels hingen leer und schlaff herunter. Das Gesicht war makellos wie je, keine Schwellung, keine Schramme verunzierte ihre versteinerten Züge. Sie schaute nicht einmal zu Jan.
Logann ließ sie los. Sie taumelte und blieb wenige Schritte vor Oliver stehen, der sie lüstern betrachtete. „Welch wundervolles Geschöpf!“
Mit einer Handbewegung schickte er Logann davon, trat näher an Anna heran und fuhr ihr durch die Locken. „Welche Pracht! Ich werde sie anbeten und sie verwüsten. Denn das ist die höchste Anbetung.“
Er bog ihren Kopf nach hinten. Ihrem geöffneten Mund entglitt ein kurzer Schrei.
„ Du weißt es, Jan: Wer an einem Kunstwerk vorbeigeht, ohne es zu zerstören, schändet es. Das Schöne schreit nach uns, dass wir eindringen in sein innerstes Geheimnis, dass wir die Hülle zerbrechen auf der Suche nach der heiligen Kammer.“
Oliver öffnete die Knöpfe ihres Mantels. Ein dünnes weißes Kleid kam darunter zum Vorschein – wie Sarah es getragen hatte.
„ Ich liebe das Entsetzen, diese letzte Hingabe an mich, die jedem gewöhnlichen Liebhaber verschlossen bleibt.“ Er streifte ihr den Mantel von den Schultern. Ihre Hände waren hinter dem Rücken zusammengebunden.
„ Lass sie!“, schrie Jan verzweifelt. „Bitte!“
Oliver schlang ihr von hinten beide Arme um die Brüste und legte seinen Kopf neben ihren. „Schönheit erstrahlt nur im Licht meines Blickes, sie entsteht in meinen Händen.“ Er riss das Kleid auseinander. Sie wollte fliehen, doch er hatte sie wieder umschlungen und schob seine Hände unter den Riss.
„ Wein wird erst Wein, wenn man ihn trinkt! Du hast versäumt, sie zur Frau zu machen!“ Er ließ eine Hand den Riss hinunter bis zu ihrem Bauch sinken und zerfetzte das Kleid noch tiefer.
„ Albert hat Lucia bezahlt!“, schrie Jan. „Er hat sie bezahlt! Damit sie dich trifft! Damit sie bei dir bleibt!“ Er wusste nicht, was er da schrie, nur, dass er nicht innehalten durfte. „Bis sie sich weigerte, weil sie dich so verabscheute.“
Oliver stürmte zu Jan, packte ihn am Hals und rammte ihn gegen den Pfosten. Mit der
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