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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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ihr bis zur letzten Sekunde“, sagte Albert angespannt. „Bis mehrere Polizisten vor Ort sind! Vergiss das nicht, Fletcher!“
    „ Wie abgesprochen“, antwortete der Mann lässig.
    „ Eine halbe Million für jeden.“
    „ Wie abgesprochen.“
    Albert richtete sich kerzengerade auf. „Fahrt mit dem Wagen vor!“
    Der Bildschirm zeigte einen verschneiten Bungalow mit bunten Lichtergirlanden über der Tür. Die Szenerie geriet in Bewegung, die Kamera filmte aus einem Seitenfenster. Ein heruntergekommenes Haus, wahrscheinlich unbewohnt. Ein größeres Haus hinter einem Hundezaun, alle Fenster beleuchtet. Ein dunkles Häuschen, etwas zurückgesetzt, die Zufahrt zur Garage frisch geräumt, eine Schneeverwehung vor der blauen Tür. Der Wagen bremste, Lärm brach los, das Bild ruckelte, Stichflammen und Rauch nahmen die Sicht. Jan begriff, dass eine Schnellfeuerkanone auf der Tragfläche des Pick-ups installiert war. Der Schock lähmte ihn.
    „ Das Haus brennt“, schrie Fletcher gegen das ratternde Getöse an.
    Zwischen Alberts und Hernandez‘ Schultern hindurch sah Jan auf einem der Laptops eine weitere Übertragung der nächtlichen Straße. Das Bild schwankte hin und her, vermutlich entfernte sich Fletcher mit einer Kamera vom Wagen. Die Kamera richtete sich auf das Haus. So hell, wie es bereits in Flammen stand, musste die Kanone Brandmunition feuern.
    Das Bild kippte vornüber in den Schnee und wurde schwarz.
    „ Fletcher?“, rief Hernandez. „Was zum Teufel ist los?“
    „ Ruhig“, Albert legte ihm ungeschickt die rechte Hand auf den Unterarm, „vielleicht hat er die Kamera absichtlich hingeworfen.“
    Der große Bildschirm zeigte immer noch das gleiche ruckelnde Bild, auf dem nichts zu erkennen war. Als der Dauerbeschuss abbrach, loderte das Häuschen hinter einem Vorhang aus Rauch.
    Jan löste sich aus seiner Lähmung und stürzte nach vorne.
    Hernandez schnellte herum und hielt ihn mit einer Pistole in Schach. „Bleib, wo du bist!“
    Jan zitterte vor Grauen und Wut. Diese Wahnsinnigen hatten das Haus zerstört! Sie wollten Anna nicht befreien, nur Oliver töten! Selbst wenn Oliver durch einen Hinterausgang ins Freie gelangt war, hatte er Anna zurückgelassen. Jan war Zeuge ihres Todes geworden, vor seinen Augen brannte ihr Grab.
    „ Zur Heizung!“ Hernandez trieb Jan am Schreibtisch vorbei zu den Rohren unterhalb der Fenster, holte Handschellen aus der Hosentasche und kettete ihn an einer Hand fest.
    „ Macht schon“, murmelte Albert, den Blick auf den Bildschirm geheftet.
    „ Hier ist Lucky. Ein Mann ist aus dem Nebenhaus gekommen und hat Fletcher erschossen. Ich habe den Typ umgelegt.“ Die Stimme klang nicht so souverän wie Fletcher vor einer Minute. „Die Whitesmiths haben Oliver.“
    „ Wo ist Anna?“, brüllte Jan.
    „ Wer ist das?“, fragte Lucky.
    „ Der Junge“, sagte Albert. „Habt ihr auch das Mädchen?“
    Ein kurzes Zögern. „Ja.“
    „ Bringt die Gefangenen zur Kreuzung Oak-Street und Fulton-Road. Ein Wagen wird dort zweimal lange blinken. Folgt ihm.“
    „ Verstanden.“
    Die Übertragung endete.
    Albert brach in ein stoßweises Lachen aus. Der Triumph verzerrte seine vornehmen Züge.
    Hernandez streckte eine Faust siegreich in die Höhe und jubelte: „Unser Jäger gehört uns!“ Er bekreuzigte sich. „Es ist vorbei.“
    Diese Worte beruhigten Albert, in dessen Lachen sich ein hysterisches Keuchen gemischt hatte. „Wir werden frei sein“, sagte er wie ein Gläubiger, dem die ewige Seligkeit versprochen wurde. Im gewohnt überlegenen Ton fügte er hinzu: „Bring Jan rüber. Ich sammle mich für den großen Moment im Weinkeller.“ Er stand auf und ging.
    Hernandez nahm die Waffe vom Schreibtisch und kam zu Jan. Er löste das Ende der Handschellen, das eines der Heizungsrohre umschloss, bog Jan den Arm hinter den Rücken und brachte ihn zurück in den verglasten Hauptraum. Jan wollte auf die Sessel zusteuern, doch Hernandez führte ihn daran vorbei zur Glasfront, wo er ihn anwies, einen Pfosten aus dem Boden zu ziehen, in dessen Inneren sich eine aufgerollte Leinwand befand. Eine luxuriöse Fernseheinrichtung. Als der Pfosten einrastete, befahl Hernandez, dass sich Jan mit dem Rücken zum Pfosten stellen und seine Arme nach hinten strecken solle, woraufhin er die Handschellen auch um das zweite Handgelenk zuschnappen ließ und wortlos ging.
    Jan schloss die Augen. Alles war verloren! Aus irgendeinem Grund wollte Albert ihn beim Treffen mit Oliver dabeihaben.

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