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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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seitlich verdreht, das Gesicht nach unten, ein Bein noch auf den Treppenstufen. Jan legte die Maschinenpistole ab und schob ihr die Haare aus dem Gesicht. Sie blutete aus einer Platzwunde an der Schläfe, ansonsten schien ihr Kopf unverletzt. An der rechten Schulter war ein Einschussloch.
    Kalte Luft wehte durch die zertrümmerte Glasfront. Aus dem Keller drangen Schreie. Laura war verloren. Für eine Sekunde war Jan in Gedanken bei ihr. Dann wuchtete er Anna hoch. Sie hing schwer in seinen Armen. Er lief mit ihr hinaus, vorbei an zwei Geländewagen, durch ein offenes Tor im stacheldrahtbewehrten Zaun, die Straße hinunter in die einsame Nacht.
    Seine Arme und Beine brannten, die Lunge stach, doch er musste weiter. Er strauchelte, fasste Tritt, rannte um ihrer beider Leben.
    Ein Schlag dröhnte durch die Luft und verhüllte alles in einer Wolke aus Schnee. Jan spürte nur noch die Kälte auf seinem Gesicht und die Wärme von Annas Körper. Dann leuchteten wieder die karminroten Schleier am Himmel.
     

13. Kapitel
    Jan lief durch den breiten Flur und las die Nummern neben den Türen. Die warme Krankenhausluft roch nach Desinfektionsmitteln und Urin.
    E14, Annas Zimmer. Behutsam drückte er die Klinke herunter und spähte ins Halbdunkel.
    Ein Verband war um ihre Stirn gewickelt. Die linke Schulter war mit Mull abgedeckt und ein System von Schlingen fixierte den Arm angewinkelt auf ihrem Bauch. Über ihr hing ein Beutel, aus dem eine klare Flüssigkeit zum Katheter in ihrem Hals lief. Ihre Augen waren geschlossen.
    Jan zog einen Stuhl heran und setzte sich. Der Reißverschluss einer Jackentasche ratschte über die metallische Lehne. Annas stöhnte auf und starrte ihn panisch an. Dann erkannte sie ihn und öffnete die freie Hand. Er legte seine hinein und streichelte sie mit dem Daumen. Es tat gut, sie zu berühren.
    „ Ist dir nichts passiert?“ Er las es halb von ihren Lippen ab.
    „ Mir? Nein, aber als du auf der Treppe lagst, ich dachte ... Mensch, bin ich froh, dass du jetzt hier bist!“
    „ Ich hatte solche Angst um dich“, flüsterte sie.
    Auf dem rollbaren Nachttischchen stand ein Plastikbecher.
    „ Willst du Wasser?“
    „ Ja.“
    Er setzte den Becher an ihren Mund und sie trank in winzigen Schlucken.
    „ Hat dir niemand gesagt, dass ich unverletzt geblieben bin?“
    „ Doch, aber dafür musste ich erst einmal richtig zu mir kommen. Und als ich heute Vormittag aus der Narkose aufgewacht bin, lief bei mir ständig der Film, wie Logann auf uns schießt.“
    „ Er ist tot.“
    „ Ich weiß. Du hast ihn erschossen.“
    Jan konnte keinen Bezug zu jenem Moment herstellen. Es fühlte sich nicht wie seine Tat an.
    „ Und dann hast du mich hinausgetragen.“ Sie lächelte.
    „ Natürlich.“
    „ Du hättest auch einfach um dein Leben rennen können.“
    Er lachte befremdet auf. Was für ein absurder Gedanke!
    „ Andererseits hätte ich dich davor auch an deinem Pfahl angebunden lassen können. Insofern sind wir quitt.“
    „ Soll ich trotzdem noch einen Moment bleiben? Ich meine, auch wenn wir uns nichts schuldig sind?“
    Sie lachte und verzog das Gesicht. „Autsch! Das zieht rein!“ Sie atmete tief durch. „Bleib bei mir. Außer, du musst gleich weiter, die nächste Frau retten.“
    „ Ich bin nicht so der promiskuitive Retter-Typ.“
    „ Dann bleib hier ... und küss mich endlich.“
    Jan grinste unsicher. „Du hast ein Katheter im Hals –“
    „ Und die Krankenschwester kann jederzeit hereinplatzen. Ganz so ideale Bedingungen wie James Bond beim Abspann wirst du nicht bekommen. Dafür das bessere Girl.“
    Er schaute sie an und bewunderte ihre Tapferkeit. Sie küssten sich.
    „ Die schlechten Zeiten haben wir ja hinter uns. Jetzt können wir –“ Sie schlug den Blick nieder.
    „ Tut etwas weh?“
    „ Ich habe nur plötzlich an Laura gedacht.“
    Darüber hatte Jan bereits am Morgen mit der Psychologin des FBI gesprochen, die er vom Sommer her kannte. Er hatte nicht viel zu sagen gefunden und unentwegt an Anna gedacht. „Die Psychologin, du weißt schon welche, sie will dich später –“
    „ Zuquatschen? Ich komme damit alleine zurecht, sag ihr das!“
    „ Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass es viel bringt, aber man kann nie wissen, vielleicht –“
    „ Mach lieber die Vorhänge auf.“
    Jan ließ das Tageslicht herein. Der Blick über das verschneite Anchorage unter dem stechend blauen Himmel war herrlich. Es war vorbei! Vorbei! Vorbei! Anna und er hatten überlebt, Oliver und

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