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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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dumm von mir, sorry, lass uns lieber morgen in Ruhe reden.“
    „ Was für ein Verdacht?“ Jan hielt das Telefon fester.
    „ Das ist jetzt nicht der Moment dafür, die Anderen warten schon auf mich, fürs Mittagessen.“
    „ Mensch, Chris, vergiss das Mittagessen!“
    „ Ich will lieber darüber reden, wenn ich dich sehe.“
    „ Dann treffen wir uns heute. Sag mir einfach, wann und wo.“
    Sie zögerte. „Nein, lass mich nochmal drüber schlafen. Ich muss mir noch überlegen ... was das richtige Versmaß dafür ist.“ Sie bemühte sich, unbeschwert zu klingen. „Außerdem habe ich heute Abend schon eine Verabredung.“
    „ Ich weiß, dass dir das Zusatztraining wichtig ist, aber kannst du es nicht einmal ausfallen lassen?“
    „ Wovon redest du?“
    „ Hast du heute Abend ...“ Jan schluckte. „Übst du nicht oft mit Anna nach dem regulären Training?“
    „ Nein!“, sagte Chris befremdet.
    „ Die letzten Wochen, an den Abenden, an denen sie nicht laufen oder schwimmen geht oder sich sonstwie fit hält, so zwischen halb sieben und halb neun ... Anna sagte, du müsstest dich ranhalten, um nicht den Anschluss zu verlieren.“
    „ Im Sommer hat sie mich überredet, dass ich mit ihr extra übe.“ Chris klang widerwillig. „Kann sein, dass ich das immer noch brauche, aber mir reicht das normale Programm, das ist heftig genug. Jetzt macht sie alleine weiter, wenn alle schon gegangen sind.“
    Jan stützte sich auf dem Schränkchen ab. Von den Rändern wurde sein Blickfeld schwarz.
    „ Wir sehen uns morgen?“, fragte Chris. „18 Uhr, wieder im Volkspark?“
    „ O.k.“, sagte Jan ins Schwarze hinein.
    „ Bis dann.“
    Das Besetztzeichen erklang, sie hatte aufgelegt.
    Jan ließ sich auf die Couch sinken und atmete tief durch. Sein Blick wurde wieder klar. Vor ihm stand der runde Tisch, auf dem er seine Arbeitssachen aufgebaut hatte, den er aber später fürs Abendessen freiräumen müsste. Die Wände zu beiden Seiten bedeckten Regale unterschiedlicher Machart, die meisten zweireihig mit Büchern zugestellt, und darüber füllten mit Bildern beklebte Kartons den kleinen Abstand bis zur Decke. Sie lebten eng aufeinander. Anna hatte nur einen Teil ihrer Kleidung im Schrank neben der Couch untergebracht, der Rest hing bei Jan im Schlafzimmer. Und beide hatten sie viele ihrer Sachen im Keller eingelagert, der so vollgestopft war, dass man an nichts herankam. Für Jan allein war die Wohnung üppig ausgefallen – er verdankte sie der Großzügigkeit seiner Eltern, die heilfroh waren, dass er unverletzt von der Abi-Reise zurückgekehrt war. Anna und er hatten sich danach keine neue Bleibe gesucht, weil die Lage im Bötzow-Viertel so günstig war. Jan waren Enge und Durcheinander recht gewesen, wie von einem guten Geist beseelt, so hatte es auf ihn gewirkt.
    Er setzte sich zurück an die Arbeit. Dionysius Halikarnassos hatte den Begriff ‚Zäsur‘ geprägt ... Was hatte das nochmal mit den Enjambements zu tun? Es half nichts, er musste ständig an Anna denken.
    Rastlos durchstreifte er die Wohnung, räumte die Küche auf, setzte sich wieder auf die Couch. Er holte Michaels Gitarre und spielte Akkorde, er konnte mittlerweile passabel improvisieren, Anna hatte ihm reichlich Zeit fürs Üben gelassen.
    Im Sommer in Alaska, wie war sie da gewesen, bevor Greg zum ersten Mal über sie hergefallen war? Bald nach der Ankunft hatte sie sich mit Laura gestritten und ihr daraufhin erklärt, dass sie Raum für sich brauche. Ihre weitgezogenen Grenzen hatte sie im Folgenden mit scharfen Krallen verteidigt und sich mit einer Katze verglichen, die über einen Baum ins Haus ein- und aussteigt, wie es ihr gefällt. Den Preis der Ausgeschlossenheit hatte sie unbeeindruckt gezahlt und Jans Kompromissbereitschaft gegenüber der Gruppe als Selbstverrat angeprangert. Das hatte ihn verletzt, und auch das war charakteristisch für sie: wie sie die Mitmenschen mit verbalen Stichen auf Distanz brachte. Erst als die Katastrophe hereingebrochen war, hatte sie Jans Nähe gesucht. Da hatte sie geweint und an Kopfweh gelitten, aber nie geklagt, nur einen stummen Kontrollverlust zugelassen. Immer wollte sie Kontrolle, darum ging es ihr auch beim Tanzen und bei der Meditation. Meditierte sie eigentlich noch? Nein, er hatte sie lange nicht mehr sitzen sehen.
    Heute Abend musste er anders mit ihr reden als sonst. Fester bleiben. Würde sie ihm antworten? Die Wahrheit sagen? Er musste wieder an Alaska denken. Damals wollte sie Greg

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