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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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von Schießen, Jagen oder dergleichen. Beim Essen hat sie ihn mal sagen hören, dass er nicht auf das Leben in der freien Natur steht. Über Naturburschen hat er sich lustig gemacht, hat sie gesagt.“
    „Hm.“
    „Wozu braucht er dann die Flinte mit Zielfernrohr? Zu der Springfield ’03 greift man ja nicht automatisch, wenn man sich ein Gewehr kauft.“
    „In Korea war es die Scharfschützenwaffe“, sagte Vincent.
    „Das war vor meiner Zeit, Murray, da muss ich mich schon auf dich verlassen.“
    „Kannst du auch“, sagte Vincent. „Lange nicht so gut für Schnellfeuer, sehr viel langsamer als der M 1 Karabiner, aber für Heckenschützen ideal. Bei denen ist Schnellfeuer gar nicht gefragt, für die ist die Reichweite wichtig und die Springfield blockiert nicht.“
    „Was will aber Newman mit einem Heckenschützengewehr? Zur Verteidigung nimmt man das nicht, da nimmt man eine Schrotflinte oder einen Karabiner oder so was.“
    „Genau. Es ist auch keine gängige Jagdwaffe – jedenfalls nicht mit Zielfernrohr.“
    „Der Verkäufer hat gesagt, er hätte besonderen Wert auf das Zielfernrohr und die Reichweite gelegt.“
    „Wer sich ein Scharfschützengewehr kauft“, sagte Vincent, „dürfte sich als Scharfschütze betätigen wollen.“
    Croft steckte sein Notizbuch weg, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    „Du glaubst, er will Karl umlegen?“
    „Fällt dir was Besseres ein?“
    „Und du glaubst, er hat genug Mumm dazu?“
    „Nein. Aber vielleicht irre ich mich. Ist doch ein komischer Zufall, nicht? Der Typ wird Zeuge eines Mordes, will gegen Karl aussagen, kriegt Schiss – und geht hin und kauft ein Scharfschützengewehr.“ Vincent hob seine Hände, die Handflächen nach oben. „Was sonst?“
    „Es kann sein, dass er doch den Mumm dazu hat. Er hat mich gefragt, was ich tun würde, wenn meine Familie bedroht wäre. Weiß ich nicht genau, hab’ ich gesagt, da müsste ich erst mal selber in der Situation sein.“
    „Was ich tun würde, weiß ich“, sagte Vincent.
    „Das habe ich ihm auch gesagt.“
    „Was hast du ihm gesagt?“
    „Ich habe gesagt, du würdest den Kerl umlegen.“
    Vincent nickte.
    „Vielleicht tut er’s. Passt zu dem Typ. Mord auf Distanz. Er könnte ja sonst Blutspritzer auf seine Joggingschuhe kriegen.“
    „Er ist gar nicht so übel, Murray“, sagte Croft. „Dass er sich hat einschüchtern lassen, ist ihm ganz schön an die Nieren gegangen.“
    „Gehört sich auch so.“
    „Nicht jeder ist wie du, Murray. Du bist schon über zwanzig Jahre im Geschäft, oder?“
    „Sechsundzwanzig“, sagte Vincent.
    „Du bist an Kerle mit Knarre gewöhnt, zeigst keine Nerven. Der Mann ist Schriftsteller. Für den hat es in sechsundzwanzig Jahren keine spannendere Frage gegeben als die, ob sein Aufschlag im Netz landet oder nicht. Doch, ich könnte mir schon denken, dass er den Mumm dazu hat.“
    „Hoffentlich.“
    „Und was machen wir?“
    „Nichts.“
    „Wir haben Grund zu der Annahme, dass ein Mann einen Mord begehen will, Murray.“
    „Nichts“, wiederholte Vincent.
    „Na schön, ich bin nicht untröstlich, wenn es Adolph Karl erwischt. Verdient hat er’s. Und dem Staat ist auch damit gedient. Aber was ist mit Newman? Wenn der sich mit Karl einlässt, ist er erledigt.“
    „Vielleicht. Vielleicht schnappen wir sie auch dabei. Dann haben wir Karl auf Nummer sicher.“
    „Kaltschnäuziger Hund – wenn Sie mir diesen Ausdruck gestatten, Lieutenant.“
    „Newman hätte zu uns kommen können. Er hat es nicht getan. Er will selbst was riskieren. Wenn er Karl erwischt, ist das gut für uns und für ihn. Wenn er dabei draufgeht, können wir vielleicht Karl festnageln. So oder so – wir verlieren nichts dabei.“
    „Und wenn er Glück hat und Karl erwischt, stecken wir ihn für den Rest seines Lebens in den Bau?“
    „Nicht gesagt“, meinte Vincent.
    „Du meinst – eine Hand wäscht die andere?“
    „In der Richtung, Bobby. So oder so – wir verlieren nichts dabei.“
    „Na schön. Wenn ich vom Staat bezahlt werde, muss ich auch was für ihn tun.“ Croft stand auf und verließ Vincents Büro.

15
    „Und warum habt ihr ihm die Uhr und die Brieftasche weggenommen?“, fragte Janet.
    „Damit es wie ein Raubüberfall aussieht“, gab Newman zurück.
    Sie nickte. „Der Kerl also, der ausgesehen hat wie ein Kleiderschrank. Hast du ihn umgebracht?“
    Hood schüttelte den Kopf.
    „Schade. Ich weiß noch, wie er mich angesehen hat.“
    Newman

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