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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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hier in der Küche sitzt. Was wir vorhaben, ist eine gefährliche Angelegenheit. Und wenn wir es falsch anpacken, können wir alle dabei vor die Hunde gehen.“
    „Ich vergesse es nicht“, sagte Janet. „Und ich vergesse auch nicht, was ich mitgemacht habe.“ Sie wurde blass, als sie davon sprach.
    Hood lachte kurz auf. „Kann ich mir vorstellen.“ Er stand auf. „Ich komme morgen Vormittag vorbei, wenn er sich wieder berappelt hat, dann planen wir weiter.“
    „Gute Nacht, Chris.“
    Hood ging. Janet räumte die Küche auf, machte das Licht aus und ging nach oben. Im Badezimmer steckte sie ihr Haar auf, schminkte sich ab und cremte sich ein.
    Als sie ins Schlafzimmer kam, hatte Aaron sich ein Kissen in den Rücken geschoben, sah sich bei abgedrehtem Ton das Match der Red Sox an und hörte der Reportage im Radio zu. Er sagte nichts, während sie sich ins Bett legte und das Licht an ihrer Seite ausmachte.
    „Gute Nacht“, sagte sie.
    „Gute Nacht.“
    „Bist du sauer auf mich?“, wollte sie wissen.
    „Nein.“
    „Hört sich aber ganz so an.“
    „Ich sehe mir das Spiel an.“
    „Ach so.“
    Pause.
    „Ich hab’ mich nicht gut gehalten, heute Nachmittag“, sagte er.
    „Du brauchst nur Erfahrung, sagte Chris.“
    „Hast du dir mal überlegt, wie mir dabei zumute ist?“
    „Wenn du Angst hast, meinst du.“
    „Jawohl, wenn ich Angst habe. Hast du jemals gedacht: Armer Kerl … bestimmt fühlt er sich jetzt verdammt mies. Mal überlegen, wie ich ihn trösten kann … Hast du daran auch nur ein einziges Mal gedacht?“
    „Was soll ich dazu sagen?“
    „Was du dazu sagen sollst? Hast du denn keine Instinkte, kein Herz? Merkst du nicht, dass ich fertig bin? Hast du nicht das Verlangen, mir zu helfen? Die Arme um mich zu legen und zu sagen: Ich liebe dich. Egal, was du tust, ich liebe dich …“
    „Aaron“, sagte sie und unterbrach sich. Sie holte tief Luft. „Aaron, werde endlich erwachsen.“
    „Soll das heißen, dass nur kleine Kinder Liebe und Zuwendung brauchen?“
    „Ich liebe dich. Aber wenn du dich schlecht fühlst und du Dinge bereust, die du getan hast, kann ich das nicht für dich in Ordnung bringen. Das musst du schon selber machen.“
    „Das will ich ja auch, aber es würde mir helfen zu wissen, dass du dir etwas aus mir machst.“
    „Wir sind seit dreiundzwanzig Jahren zusammen, Aaron. Zeigt das nicht, dass ich mir etwas aus dir mache?“
    „Mag sein. Aber du empfindest nicht das für mich, was ich für dich empfinde. Du fieberst nicht meiner Heimkehr entgegen, dir gibt es keinen Ruck, wenn ich in der Tür stehe, es gibt dir keinen Stich, wenn du mich berührst.“
    „Das kannst du mir nicht zum Vorwurf machen. Suggerier mir nicht bei jeder Gelegenheit ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht so empfinde wie du. Gibt es nur eine Art zu lieben? Muss jeder so lieben wie du, damit man es Liebe nennen kann?“
    „Wie kann es Liebe sein, wenn man nicht so empfindet wie ich?“
    „Natürlich kann es das. Das Schlimme bei dir ist deine Ausschließlichkeit. Du beschäftigst dich zu intensiv mit mir. Jede Bewegung, jedes Ereignis, jeder Wortwechsel, jeder Gedankenaustausch ist aufgeladen wie ein Augenblick höchster Leidenschaft.“
    „Stimmt genau. Für mich gibt es nur dich. Nur deine Zustimmung oder Ablehnung. Ich habe in meinem Leben eine Autonomie erreicht, die nur du verletzen kannst. Die Kinder sind fast erwachsen, und dann verlassen sie mich. Jetzt hängt alles an dir. Und du wendestdich ab. Du rennst in Ausschüsse und amüsierst dich in deinem Scheißfachbereich mit deinen Scheißakademikern, die so tun, als ob sie sich für Chaucer und Andrew Marvell interessieren, während es ihnen in Wirklichkeit nur um Ämter und Beförderungen geht …“
    „Aaron!“
    „Ich weiß, dass es schwer ist. Ich weiß, dass du unter dem Druck leidest. Ich versuche ja, mich zu ändern. Ich versuche, dich weniger zu lieben“, sagte er mit erstickter Stimme. „Aber bedenke, was ich damit verliere. Den Sinn meines Lebens. Muss das sein – mit sechsundvierzig?“
    „Komm, Aaron …“ Er wandte das Gesicht ab.
    „Es gibt lange Phasen, in denen mit uns alles gut geht“, sagte sie. „Was ist nur los mit uns?“
    Er zuckte mit den Schultern und wandte ihr den Rücken zu.
    „Es ist wegen Karl“, sagte sie. „Diese Geschichte mit Karl hat uns beide mitgenommen.“
    Er schwieg.
    „Was ist das nur mit Karl?“
    „Das fragst du noch? Dieser Scheißkerl schickt mir zwei Typen auf den Hals, die

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