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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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werden, gebe ich es in regelmäßigen Abständen. Versucht es mal.“
    Newman pfiff. Janet pfiff. Siih suuh.
    Hood schüttelte den Kopf. „Hört sich zu sehr nach Mensch an. Pfeift durch die Zähne.“
    Sie versuchten es noch einmal und diesmal war er zufrieden. Dann näherten sie sich sehr langsam und nebeneinander dem Holzrauchgeruch. Sie kämpften sich durch Sumachbüsche und Schösslinge, verfingen sich in Ranken und Schlingen, Brombeer und Himbeerzweigen. Durch den Schweiß und nach dem langen Marsch war von dem Insektenmittel auf der Haut nichts mehr übriggeblieben, die Insekten stürzten sich in dichten, gierigen Schwärmen auf sie. Newman hielt sich neben Janet, Hood war rechts von ihnen, außer Sicht.
    Durch die Bäume sah Newman das zuckende Licht eines Feuers. Der Rauchgeruch hatte sich verstärkt und vermischte sich mit dem Duft von brutzelndem Fleisch. Er hörte den seltsam künstlich klingenden Klang eines Radios. Langsam schlich er näher. Es war die Übertragung eines Baseballspiels. Karl und seine Kumpane kampierten auf einer Lichtung an einem Bach, der über einen fast ebenen Felsbrocken in der Größe eines Billardtischs sprudelte und dann bergab zum See floss. Es war ein idealer Lagerplatz, wie von der Natur eigens zu diesem Zweck geschaffen, und der Erdboden um den kleinen Wasserfall herum war glatt und wie gefegt. Als ob das schon vor Kolumbus ein beliebter Platz zum Campen war, dachte Aaron.
    Sie hatten ein orangefarbenes Zelt aufgestellt, das wie ein Iglu aussah, das Feuer brannte in einem Kreis von Steinen in der Mitte der Lichtung. Adolph Karlsaß auf dem Boden, an einen Rucksack gelehnt und trank aus einer großen Lederflasche. Sein Sohn Richie kauerte am Feuer und briet Würste in einer Pfanne, die auf einem kleinen Drahtgestell über dem Feuer stand. Frank Marriott und Marty Karl saßen auf einer vor dem Zelt ausgebreiteten Decke beim Kartenspiel. Marty nahm seinem Vater die Flasche ab, trank und gab sie an Marriott weiter.
    Newman drückte mit der rechten Hand Janets Arm leicht nach unten. Die Winchester hatte er in der Linken. Sie warf sich zu Boden und sah zum Lager hinüber. Newman blieb noch einen Augenblick stehen. Das Zelt wird für Karl sein, dachte er, die anderen werden im Freien schlafen. Es reicht nur für einen, höchstens für zwei. Wenn er dort allein schläft, könnte man ihn vielleicht erledigen und sich unbemerkt davonmachen. Aber nicht mit einer Schusswaffe. Mit einem Messer? Packe ich es mit einem Messer? Chris vielleicht, er hat es ja schon einmal gemacht. Janet? Warum nicht. Vielleicht sogar ich. Er hörte eine Bewegung im Gebüsch, wandte sich halb um und etwas Schweres traf sein Gesicht. Er taumelte zurück. Das war der Augenblick für die Winchester. Aber die war plötzlich nicht mehr da. Er war jetzt näher am Feuer. Ganz nah. Er schloss einen Augenblick die Augen, machte sie auf und sah das gefleckte Braun eines Bovists, der sich ihm fast ins Auge drückte. Er roch Erde. Er lag auf dem Boden.
    „Ich will grad pinkeln gehn“, sagte eine Stimme, „da seh ich den da, wie er mit ’ner Knarre rumschleicht, Dolph.“
    Die Stimme kam ihm bekannt vor.
    „Da ist die Knarre“, sagte sie.
    „Richtet ihn auf und durchsucht seine Taschen, ich will wissen, wer er ist.“ Diese Stimme kannte Newman nicht. Er versuchte sich zu erinnern, woher er die erste kannte, da wurde er hochgerissen und blieb leicht schwankend stehen. Jemand hielt ihn am Kragen fest und schnallte ihm den Pistolengurt ab. Er roch Schweiß, schlechten Atem und Whiskey. Sein Blick war getrübt, aber er erkannte Adolph Karl und er erinnerte sich. Sein Magen zog sich zusammen. Er machte eine halbe Drehung. Eine Hand griff nach seiner Brieftasche. Er sah den Kerl, der aussah wie ein Kleiderschrank, und er erinnerte sich an seine Stimme. Der große Dicke hielt ihn ohne Anstrengung mit der linken Hand am Hemdkragen fest, mit der rechten warf er Karl die Brieftasche zu. Dann sah er Newman an und Newman sah ihn an.
    „Den kenn ich, den Scheißkerl“, sagte der Kleiderschrank. „Das ist einer von denen aus der Sackgasse.“
    Karl besah sich Newman, ohne eine Miene zu verziehen. Richie Karl hielt Newman mit einer Schrotflinte in Schach. Karl holte Newmans Führerschein aus der Brieftasche. Er sah Newman an, sah den Führerschein an und hielt das Foto ans Licht. Dann steckte er denFührerschein wieder in die Brieftasche und warf sie ins Feuer.
    „Das ist der Kerl, der mich verpfiffen hat“, sagte Karl.

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