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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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„Mieses Arschloch.“

24
    „Was machst du hier?“, fragte Karl.
    Newman rührte sich nicht. Er kämpfte gegen den Drang, sich nach Chris und Janet umzusehen. Sie mussten irgendwo in der Nähe sein. Janet hatte gesehen, was passiert war, sie hatte neben ihm gelegen. Chris. Wusste Chris Bescheid? Er war nicht neben Janet gewesen. Wenn Chris nun schon auf dem Rückweg war, wenn Janet es nicht schaffte, ihn allein herauszuhauen …
    Der große Dicke hatte jetzt Newmans Oberarme gepackt, eine Hand auf jedem Arm.
    „Was machst du hier?“, wiederholte Karl tonlos, fast mechanisch.
    Newman schwieg. Sein Gesicht schmerzte, sein Kopf tat weh, sein Magen fühlte sich an, als sei der Boden herausgefallen. Ihm war fast schwindlig vor Angst.
    „Steck sein Gesicht ins Feuer, bis er antwortet, Marty“, sagte Karl.
    Karls jüngster Sohn trat an Newman heran. Er war so groß wie sein Vater, fleischig, mit einem spärlichenSchnurrbärtchen über einem weibisch geschwungenen Mündchen und trug ein schwarzes Sweatshirt mit der Aufschrift The Helmet Law Sucks. Er legte Newman die rechte Hand in den Nacken und drückte ihn nach vorn. Newman versteifte den Nacken und spannte die Trapezmuskeln, deren Stärke er dem jahrelangen Krafttraining verdankte. Marty brachte ihn nicht nach unten, aber der große Dicke schaffte es. Er drückte Newmans Arme nach vorn und nach unten, bis Newman in den Knien einknickte. Es ist demütigend, dachte er. Folter tut nicht nur weh, sondern ist eine öffentliche Demütigung. Er wehrte sich gegen den Druck von Martys Hand und gegen die Kraft des Riesen, aber der Kampf war hoffnungslos. Wo stecken die beiden denn, verdammt? Seine Knie berührten den Boden, er spürte das Feuer.
    Chris Hood trat hinter dem orangefarbenen Zelt hervor und schlug dem Riesen mit dem Kolben der Springfield über den Hinterkopf. Der ließ Newman los, kippte seitwärts und setzte sich auf den Hintern. Newman schnellte hoch wie eine Feder.
    Er richtete sich auf und befreite sich aus Martys Griff, stieß ihn weg und lief auf den Waldrand zu. Marty Karl hob die Schrotflinte, und aus dem Schutz der Bäume heraus gab Janet Newman fünf Schüsse auf ihn ab. Hood richtete die Springfield auf Karl, aber Frank Marriot traf ihn mit einer Magnum Kaliber 0.357 in die Brust. Hood war sofort tot.
    Newman lief in die Richtung, aus der Janets Schüsse gekommen waren. Als er den dunklen Schutz der Bäume erreicht hatte, griff sie nach seiner Hand, und er rannte weiter, Janet mit sich ziehend. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie bergab liefen. Er hielt sich links, mühte sich, die Panik, die in ihm wühlte, in den Griff zu bekommen. Vor einer hohen Felswand blieb er stehen.
    „Ist das die Stelle, wo wir waren?“ Newmans Atem kam in kurzen Stößen, Schweiß rann ihm übers Gesicht.
    „Ich weiß nicht.“ Janet keuchte.
    „Pst.“
    Sie horchten. Von Verfolgern war nichts zu hören. Er versuchte, so geräuschlos wie möglich zu atmen, um lauschen zu können. Im Wald war kein menschlicher Laut zu hören.
    „Wo ist Chris?“, fragte Newman. Sein Atem kam noch immer rasselnd und mühsam.
    „Ich glaube, sie haben ihn erschossen“, sagte Janet.
    „Großer Gott. Weißt du das genau?“
    „Ich hab ihn fallen sehen, dann sind wir losgerannt. Genau weiß ich es nicht, ich denke es mir nur.“
    „Dann sind wir ganz allein auf uns gestellt.“
    Janet nickte.
    „Auch das noch“, sagte Newman.
    „Wir können es schaffen.“
    „Und wenn er nun nicht tot ist und sie ihn haben?“
    Janet schwieg.
    „Wir müssen ihm helfen“, sagte Newman.
    „Wenn er nicht tot ist.“
    „Wir werden sehen. So eine verdammte Scheiße!“
    „Es hat sich nichts geändert“, sagte Janet. „Wir sind nur noch zwei, aber die anderen haben auch mindestens einen Mann verloren. Das Zahlenverhältnis ist gleich geblieben.“
    „Nur wissen sie jetzt, dass wir hier sind.“ Newmans Atem kam regelmäßiger. In dem matten Licht der Sterne sah er seine Frau an.
    „Du hast den mit der Schrotflinte erschossen.“
    „Ja.“
    „So, wie ich es dir gezeigt habe.“
    „Ausatmen, ins Ziel gehen, anhalten, abdrücken“, sagte sie.
    „Er hätte mich umgebracht.“
    „Deshalb habe ich ihn erschossen.“
    „Wie fühlst du dich?“
    „Ich habe Angst, Atemnot und eine Mordswut. Wie du.“
    „Aber du hast einen Menschen umgebracht, das hast du noch nie getan. Macht dir das nicht zu schaffen?“
    „Nein. Es musste sein. Es berührt mich nicht. Und beim nächsten Mal wird es

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