Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
Vom Netzwerk:
mich auch nicht berühren.“
    „Ganz schön hart“, sagte Newman. „Gott sei Dank.“
    „Ich glaube nicht, dass es allein das ist, Aaron. Wenn man auf Tuchfühlung wäre, wenn man mit dem Mann kämpfen, wenn man kratzen und beißen müsste, oder wenn man ihn kennt, da stelle ich es mir schon schwieriger vor. Aber auf zwanzig Meter Entfernung und bei einem Unbekannten ist es kein Kunststück. Du drückst einfach ab. Das ist wie das Bremsen beim Autofahren. Etwas geschieht und du reagierst. Hast du in Korea nie Menschen umgebracht?“
    „Ich glaube nicht. Ich war Funker auf Bataillonsebene. Natürlich habe ich die eine oder andere Schießerei miterlebt, aber soweit ich weiß, habe ich nie jemanden getötet.“
    „Jetzt werden wir mehrere töten müssen. Und du musst mitmachen.“
    „Das ist mir klar“, sagte Newman. „Sie wissen, wer wir sind und können sich ausrechnen, was wir wollen. Wenn sie lebend rauskommen, sind wir geliefert.“
    „Und unsere Töchter vielleicht auch.“
    Newman stöhnte auf wie unter einem Schlag.
    „Dann lass uns mal Bestandsaufnahme machen“, sagte Janet.
    Newman hatte sich hinter die Felsen gesetzt und rieb sich mit der linken Hand die Schläfen. Der Schweiß auf seinem Körper kühlte ab und er begann zu frieren.
    „Es ist September“, sagte er.
    „Wie meinst du?“
    „Hier oben wird es im September schon kühl.“
    „Ja.“
    „Sie haben mir die Büchse und den Pistolengurt weggenommen.“
    „Nimm meinen Karabiner und die Axt“, sagte Janet.
    „Ja, dann hast du noch den kleinen Revolver und das Messer. Wir haben die Parkas und die Daunenwesten. Ich habe elf Keksriegel. Und du?“
    „Zwölf.“
    „Wir sollten versuchen, mit einem pro Tag auszukommen und so weit wie möglich von dem zu leben, was wir im Wald finden.“
    „Ja.“
    „Wir können jeden Morgen einen Riegel essen, dann suchen wir uns Beeren und so Sachen. Wenn wir bis abends nichts gefunden haben, essen wir noch einen.“
    „Hoffentlich müssen wir nicht so lange hier bleiben.“
    „Selbst wenn wir sie erledigen und nicht die anderen uns, müssen wir damit rechnen, dass wir uns verirren. Wir sind beide nicht so toll als Waldläufer.“
    „Du wirst schon nicht verloren gehen. Du hast dich noch nie verirrt.“
    „Ich war noch nie längere Zeit in den Wäldern.“
    „Die anderen bestimmt auch nicht“, sagte Janet.
    „Hoffen wir das Beste.“

25
    Sie schliefen wenig in dieser Nacht, obgleich sie es, in ihre hüftlangen Nylonparkas verpackt und dicht aneinander liegend, wirklich versuchten.
    „Schlaf ein bisschen, ich passe auf“, hatte Newman gesagt. „Wenn mir die Augen zufallen, wecke ich dich, dann kannst du Wache halten.“
    Aber nach eineinhalb Stunden war ihnen beiden klar, dass es mit dem Schlaf nichts werden würde. Sie setzten sich auf, horchten schweigend auf das Sirren der Insekten und warteten auf den Morgen.
    Endlich wurde die Dunkelheit etwas blasser, der Himmel hinter den Baumwipfeln wurde heller und Bäume und Felsen begannen wieder Formen anzunehmen. Allmählich konnten sie ihre Umgebung erkennen.
    „Wir müssen zum Camp zurück“, sagte Newman.
    „Ja.“
    „Für eine Frau, die mit allen Klamotten auf der Erde geschlafen hat, siehst du ganz passabel aus.“
    „Was meinst du, ob sie nach uns suchen?“, fragte Janet.
    Immer stocknüchtern, dachte er. Sogar hier. Sie kriegt schon wieder Oberwasser.
    „Nimm du den Karabiner“, sagte sie.
    „Okay.“
    Die Sonne ging auf. Newman drehte seinen Körperso, dass die Sonne rechts von ihm stand. Im Geiste sah er sich an der Ostküste stehen, am Atlantik, mit Blick auf Kanada. In Lebensgröße, wie in einem Werbespot.
    „Okay“, sagte er. „Bergauf ist Norden, bergab ist Süden. Wenn wir wieder zum See wollen, müssen wir nach Süden, also bergab. Merk dir das. Für den Fall, dass wir getrennt werden.“
    „Und die Rucksäcke?“, fragte Janet.
    „Nehmen wir mit.“
    „Ohne Gepäck könnten wir uns leichter anschleichen.“
    „Wenn wir sie irgendwo absetzen, finden wir sie vielleicht nicht wieder, und wir brauchen das Zeug, das darin ist“, sagte Newman.
    Sie nickte und schulterte den Rucksack. Es freute ihn, dass sie es ohne Widerrede tat. Aber nicht, weil ich es gesagt habe, dachte er, sondern weil sie es für richtig hält.
    „Also los“, sagte sie.
    Er griff nach dem Karabiner. „Ich weiß nicht mal genau, in welche Richtung wir müssen. Nach Nordwesten, würde ich sagen.“
    „Welcher Weg ist das?“
    Er hatte

Weitere Kostenlose Bücher