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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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leise.
    „Ganz schön großes Kaliber“, stellte Hood fest.
    „Für so was gibt es keine Schonzeit“, sagte Newman.
    Sie sprachen leise. „Ich glaube, die kann man das ganze Jahr über schießen.“
    „Nicht sehr sportlich“, meinte Hood.
    „Wer schießt schon Murmeltiere?“, fragte Janet.
    „Es war eben gerade nichts anderes da“, meinte Newman.
    „Sie sind nicht zimperlich“, erklärte Hood. „Gut zu wissen.“
    Sie gingen weiter. Es war jetzt fast dunkel und sie kamen nicht mehr so schnell voran. Hood hielt nach wie vor die Spitze, lauschend, sichernd, an jeder Biegung stehenbleibend. Seit einer Stunde führte der Wanderweg in Serpentinen langsam bergauf. Newman spürte die Steigung und die damit verbundene Anstrengung. Er beobachtete Janet. Sie schien nicht erschöpfter zu sein als er. Den ganzen Tag waren sie gepaddelt und gewandert,ohne etwas zu essen. Er hatte Hunger. Es war kein bohrender Hunger, die Konzentration auf die Verfolgung und das Gelände ließ das Hungergefühl nicht übermächtig werden, aber ganz vergessen konnte er es nie.
    Hood blieb stehen und hob die Hand. Er rümpfte übertrieben die Nase. Newman roch Rauch. Hood sah ihn an, Newman nickte. In der zunehmenden Dunkelheit konnten sie sich kaum mehr sehen. Hood trat dichter an Janet und Newman heran.
    „Sie schlagen offenbar ihr Lager für die Nacht auf“, sagte er.
    „Und was machen wir?“, fragte Janet.
    „Wir suchen uns einen Rastplatz, dann peilen wir die Lage. Wenn sie hier lagern, müsste es eigentlich möglich sein, die Sache heute Nacht durchzuziehen und abzuhauen.“
    „Dann haben wir sofort die anderen vier auf dem Hals“, sagte Newman.
    „Wir müssen sie eben alle umlegen“, meinte Hood.
    „Nein“, protestierte Newman. „Fünf Leute, überleg doch mal.“
    „Es ist wie ein Krieg, Aaron“, sagte Janet.
    Newman schüttelte den Kopf. „Karl töte ich, weil es sein muss, weil es richtig und notwendig ist. Aber ich denke nicht daran, fünf schlafende Menschen heimtückisch zu ermorden. Das kann ich nicht.“
    „Aaron …“, fing Janet an.
    „Erst suchen wir uns einen Platz zum Hinsetzen“, unterbrach Hood, „dann sehen wir weiter.“ Er verließ den Weg und drang ins Dickicht ein. Ganz geräuschlos ging das nicht ab, aber sie bewegten sich so leise wie möglich. Es war jetzt völlig dunkel und sie hielten sich an der Hand. Newman hatte sich die Winchester vors Gesicht gelegt, um sich vor den Zweigen zu schützen, die nicht mehr zu sehen waren. Er hörte, wie Janet einen leisen Schmerzenslaut ausstieß.
    „Halt dir das Gewehr direkt vor die Nase“, flüsterte er. „Dann stechen dir die Äste nicht die Augen aus.“ Sie folgte seinem Rat.
    Vor einer fast drei Meter hohen granitenen Felswand machten sie Halt. Die Sterne verbreiteten ein mattes Licht. Sie nahmen die Rucksäcke ab und stellten sie auf die Erde.
    „Ich esse einen Keksriegel“, sagte Newman.
    „Aber nur einen“, mahnte Hood. „Wir wissen nicht, wie lange das hier dauert.“
    Newman nickte und biss hinein.
    „Du bleibst bei den Rucksäcken, Janet“, bestimmte Hood. „Aaron und ich robben mal rüber, und wenn wir die Lage gepeilt haben, kommen wir zurück und halten Kriegsrat.“
    „Ich komme mit“, sagte sie.
    „Nicht nötig“, meinte Hood. „Außerdem muss jemand bei den Rucksäcken bleiben.“
    „Ich komme mit“, wiederholte Janet. „Wenn ihr euch verirrt oder schnell weg müsst oder so, sitze ich allein da. Kommt nicht in Frage. Nehmt die Rucksäcke mit.“
    „Sie hat recht, Chris. Lass sie mitkommen. Vielleicht brauchen wir ihren Feuerschutz.“
    „Eine Frau gehört nicht auf Patrouille, Aaron.“ Hood sah zu Boden.
    Newman schwieg und sah Janet an. Sie machte den Mund auf, machte ihn zu, machte ihn auf, holte rasch Luft und stieß sie wieder aus, dann sagte sie: „Zu meiner Sicherheit, Chris. Ohne dich komme ich hier nicht raus. Ich mag nicht allein bleiben.“
    Hood sah immer noch zu Boden. Dann nickte er. Dreimal. „Lässt sich denken. Na schön. Du weißt, dass wir bergauf gegangen sind, nicht? Falls wir getrennt werden – der See ist unter uns. Nach oben verläuft der Weg links von uns. Das ist mein Signal.“ Hood pfiff durch die Zähne, die erste Silbe lang, die zweite runder: Siih suuh. Er wiederholte es. „Klingt so ähnlich wie der Ruf des Ziegenmelkers. Könnte ja sein, dass einer der Burschen sich im Wald auskennt. Wenn ich das Signal gebe, macht ihr euch wieder auf den Weg hierher. Falls wir getrennt

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