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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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den Kopf stellen – ich bleibe dabei. Wir halten den Mund und rühren uns nicht. Vielleicht sollten wir verreisen.“
    „Ich kann nicht weg. Ich muss arbeiten. Ich habe ein Graduiertenseminar und eine Professur in Aussicht. Da kann ich nicht einfach alles stehen und liegen lassen, wie stellst du dir das eigentlich vor?“
    „Was ist wichtiger – dein Leben oder dein Scheißjob?“
    „Ich kann den Job nicht hinschmeißen. Geh du zur Polizei und sag, dass du dich geirrt hast, und damit ist die Sache ausgestanden.“
    „Und du glaubst, dass du das so wegstecken kannst? Ohne das Gefühl zu haben, dass sie uns gedemütigt haben?“ Er saß neben ihr auf der Bettkante und schaute zu Boden.
    Ihr Kopf ruckte herum. „Gedemütigt? Wer hat dich gedemütigt? Haben sie dich nackt ausgezogen und mit deiner eigenen Unterwäsche geknebelt? Haben sie dich so fest verschnürt, dass du nicht mal mit den Zehen wackeln konntest? Hast du das am eigenen Leib erlebt?“
    „Haben sie …“
    „Haben sie mich gefickt? Haben sie mich befummelt? Auf die Frage hab’ ich gewartet. Nein. Sie haben mich nur angeglotzt und ich hab dagelegen, auf dem Rücken, splitterfasernackt, mit einer Wäscheleine verschnürt. Hübsch, nicht?“
    „Sei still“, sagte er.
    „Und einer holt sein Messer raus, und ich denke, jetzt schlitzt er dich auf, aber er kratzt nur ein bisschen auf meinem Bauch herum. Und ich konnte nichts machen. Überhaupt nichts. Nicht mal schreien. Ich höre immer entwürdigt …“
    „Sei still.“ Die Trapezmuskeln im Nacken hatten sich verspannt, die Hände, zu Fäusten geballt, hatte er zwischen die Schenkel geklemmt, die Unterarmmuskeln traten hervor.
    „Und dann waren sie weg“, sagte Janet. Sie atmete schwer und ihr Gesicht war gerötet. „Und ich lag da im Dunkeln, gefesselt und mit meiner Unterwäsche im Mund und wusste nicht, was ich machen sollte. Ich konnte ja nichts machen, ich hatte keine Ahnung, ob du heimkommen würdest oder nicht, und selber konnte ich mich nicht befreien. Und du redest von Demütigung? Wer zum Teufel hat dich gedemütigt?“
    „Sei still“, wiederholte er lauter. Seine Schultern zuckten. „Du wurdest gedemütigt, ich wurde gedemütigt. Glaubst du, es ist leicht, dazusitzen und sich anzuhören,wie diese gottverdammten Gangster dich misshandelt haben, während ich nicht im Haus war?“
    „Jedenfalls leichter, als wenn du’s selber hättest durchstehen müssen, mein Lieber.“
    Er stand auf und drehte ihr den Rücken zu. Er blickte durch das Fenster auf den dunklen Rasen.
    „Ich weiß nicht, ob es leichter ist. Aber eins weiß ich: Du machst es uns schwerer. Du hast Spaß daran, darauf herumzureiten.“
    „Vielleicht. Und vielleicht hast du Spaß daran gehabt, mich anzuschauen, gefesselt und geknebelt und nackt. Vielleicht hat es dich angemacht.“
    Newman machte eine halbe Wendung und schlug mit der rechten Faust an die Schlafzimmertür. Die Tür ging nicht zu Bruch; nur die Hand tat höllisch weh.

4
    Lieutenant Vincent lehnte mit gekreuzten Armen am Schreibtisch. Croft saß auf einem der Stühle davor, Newman auf dem anderen.
    Croft zuckte mit den Schultern.
    „Ja, das wär’s, Lieutenant. Er sagt, er kann ihn vor Gericht nicht identifizieren. Hat sich geirrt, sagt er.“
    „Hat jemand Sie bedroht, Mr. Newman?“
    Newman schüttelte den Kopf.
    „Es hat also niemand etwas gesagt oder getan, was Sie veranlasst haben könnte, Ihre Meinung zu ändern?“
    Newman schüttelte wieder den Kopf. Vincent sah Croft an. Sie schwiegen.
    „Tut mir leid“, sagte Newman. „Aber …“
    „Seien Sie still.“ Vincent vermied seinen Blick.
    Croft wandte sich an Vincent.
    „Wer wusste davon?“
    „Das wollte ich dich gerade fragen, Bobby. Wer wusste, dass wir einen Zeugen haben? Wer wusste, wie er heißt?“
    „Du, ich, Kollegen aus dem Dienstraum. Leute aus Smithfield. Valences vom Büro des Staatsanwaltes.“ Er breitete die Hände aus. „Zu viele, Murray. Wer kann sagen, mit wem sie geredet haben?“
    „Wir sollten versuchen, es rauszukriegen, Bobby. Sie haben es gewusst, noch ehe Newman aus unserem Laden raus war. Hast du mich verstanden?“
    Croft nickte.
    „Moment mal“, sagte Newman. „Niemand …“
    Vincent wandte sich ihm zu. Er legte die Hände mit den Handflächen nach unten auf die Schreibtischkante. „Sie halten gefälligst die Luft an. Mit Ihnen bin ich fertig, Sie Mistkerl. Beim ersten Anzeichen von dicker Luft ziehen Sie den Schwanz ein und machen sich

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