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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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Klamotten hat er sein halbes Gehalt ausgegeben, dachte Aaron.
    „In einer Stunde, das habe ich dir schon mal gesagt. Wir müssen um sechs Schluss machen, weil um halb sieben wieder Seminare sind.“
    Er nickte lächelnd und wandte sich zum Gehen. Neben dem mittelgroßen Mann im Dreiteiler blieb er stehen. „Du bist ein richtiger Dressman, Charlie“, sagte er.
    Er merkte, dass er sehr viel größer war als Charles und er wollte, dass auch Charles das merkte und sein Volumen spürte. Charles lächelte vage.
    „Ich wünschte, ich könnte mich so anziehen wie du, Aaron, könnte den ganzen Tag zu Hause sitzen und dicke Schecks kassieren. Aber nicht alle haben so viel Glück. Oder vielleicht so viel Talent.“
    Newman griente. „Wie wahr“, sagte er, winkte noch einmal und ging. Herrgott, da stehen wir vor dem größten Problem unseres Lebens und sie hat eine Studienplansitzung. Toll, wie sie alles stehen und liegen lässt, um bei mir zu sein. Toll, wie sie immer da ist, wenn ich mich mies fühle. Tolle Scheiße. Er stieg in den Jeep und fuhr zum Fluss. Seine Augen brannten, als müsste er weinen, aber es kamen keine Tränen.

5
    Chris Hood war siebenundvierzig, einsachtzig groß und fünfundachtzig Kilo schwer. Er hatte den schwarzen Karategürtel und stemmte dreihundertfünfundsiebzig Pfund. Seine Haut war so straff, dass man nicht hineinkneifenkonnte. 1950 war er mit dem Second Ranger Bataillon in Wonson, Korea, abgesprungen, war in Gefangenschaft geraten, geflohen, hatte sich wieder zu seiner Einheit durchgeschlagen und einen Orden bekommen. Von 1956 bis 1959 hatte er für die Detroit Lions gekickt. Sechs Wochen vor Inkrafttreten seines Pensionsanspruchs hatten sie ihn abserviert. Er war wieder nach Boston gegangen und hatte als Barkeeper und Rausschmeißer gearbeitet. 1976 hatte er ein mit happigen Hypotheken belastetes Pub und Restaurant am Quincey Market eröffnet. Er saß mit Newman an der Bar und trank Perrier mit einem Spritzer Limone, während Newman sich an Becks hielt.
    „Kommt Janet auch?“, fragte er.
    „Ja. Aber sie muss erst noch zu einer Sitzung.“
    Der Raum war halbdunkel und klimatisiert. Der Tresen war aus Mahagoni. An der Wand über den Flaschenreihen hing der ausgestopfte Kopf eines Grizzlys, den Hood in Alaska geschossen hatte.
    „Was hört man von Kathy?“, fragte Newman.
    Hood lachte. „Großes Geschrei, wenn ich einen Tag zu spät mit den Alimenten dran bin.“
    „Wie geht’s den Kindern?“
    „Soweit ganz gut, schätze ich.“ Hood sah auf den Grizzlykopf an der Wand. „Ich krieg sie nicht oft zu sehen, wenn du es genau wissen willst. Hat sich Karen ge meldet?“
    „Ja. Sie ist in Amsterdam, nächste Woche geht’s weiter nach Paris.“
    „Wann kommt sie zurück?“
    „Im September, kurz vor Schulbeginn.“
    „Und Sandy?“
    „Ist in Cleveland, tanzt in einer Gastspieltruppe, die eine Wiederaufführung von Carousel macht. Im November kommen sie nach Boston, da will sie versuchen, uns für ein paar Tage zu besuchen.“
    Hood sah, dass Newmans Glas leer war und nickte dem Barkeeper zu, der eine neue Flasche brachte.
    „Deine Kinder sind gut dran“, sagte Hood. „Sie machen das, was sie machen wollen, lernen, was sie mögen, kümmern sich nicht um Konventionen und all den Scheiß. Das habt ihr ganz richtig gemacht, Janet und du. Hoffentlich macht Kathy mir bei meinen nicht alles kaputt.“
    Hood hatte einen dicken, dunklen Schnurrbart und kurzes, lockiges Haar ohne eine einzige graue Strähne. Er trug eine blau getönte Fliegerbrille.
    Newman trank die Hälfte von seinem Bier in einem Zug. „Du hast in Korea Menschen umgebracht, nicht?“
    Hood nickte. „Sicher, dazu waren wir ja dort. Du nicht?“
    „Ich glaube kaum. Es gab das eine oder andere Scharmützel, aber erschossen habe ich wohl keinen.“
    „Es ist wie bei der Jagd“, sagte Hood. „Ganz unpersönlich. Macht direkt Spaß, so ein Feuergefecht. Es ist spannend, wenn du nicht gerade dabei draufgehst.“
    Newman leerte sein Glas, der Barkeeper lieferte Nachschub.
    „Schon mal einen umgelegt – außer in Korea?“
    Hood hob die Augenbrauen. „Gute Frage. Glaubst du, das würde ich zugeben?“
    „Da hast du auch wieder recht. Würdest du es fertigbringen?“
    „Jemanden umzulegen? Klar. Wenn ich Grund dazu hätte. Hast du bestimmte Pläne? Um drei bin ich hier durch.“
    Zwei Frauen betraten die Bar. Eine trug eine weiße Hose und ein blaugestreiftes, rückenfreies Top, das viel Dekolleté zeigte, die andere

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