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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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beobachten und sie die Cops sehen, sind wir dran.
    Einen Fuß auf den Türrahmen gestützt, fuhr er an der Boston University vorbei auf den Kenmore Square. Er trug ein verwaschenes blaues Levi’s Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln, dessen oberste drei Knöpfe offenstanden. Wenn er das Lenkrad bewegte, spannten sich die Muskeln unter der braunen Haut.
    „Machismo“, sagte er laut und höhnisch. Er musterte im Rückspiegel den stämmigen, gebräunten Hals, das kräftige Kinn, das kantige, braungebrannte Gesicht. In Kreisen, wo es diese Spezies nicht gab, galt er als harter Bursche.
    Hinter dem Kenmore Square bog er in den Park Drive ein und fuhr durch die Fenway. Automatisch sah er, wie immer, auf die Lichtmasten von Fenway Park,die sich über den Wohnhäusern erhoben. Als Junge hatte er sie vor sich aufragen sehen, wie die Türme von Camelot.
    Hinter dem Museum of Fine Arts kurvte er – erlaubterweise, dank des Parkscheins seiner Frau – auf den Personalparkplatz der Northeastern University. Northeastern war eine städtische Universität von grenzenloser Hässlichkeit. Janet hatte ihr Büro in einem umgebauten Fabrikgebäude. Backsteinwände und Dielenböden waren unter Farbe und Plastik verschwunden, die großen Hallen durch Zwischenwände unterteilt. Das Gebäude war vollklimatisiert. In Janets Büro standen noch eine Frau und zwei Männer, die Newman kannte, aber nicht besonders schätzte. Er war eifersüchtig auf Janets Arbeit, auf ihre Kollegen und auf das Engagement, das sie der Arbeit und den Kollegen entgegenbrachte.
    Als er zur Tür kam, sprach sie angeregt, mit großen, glänzenden Augen und lebhaften Handbewegungen. Ihr Gesicht war gerötet. Eine tolle Frau. Am linken Handgelenk war die Spur der Wäscheleine noch als schwache rote Linie zu erkennen. Die Angst wühlte in ihm, aber daneben rührte sich leise auch die Begierde, wenn er an ihre nackte Hilflosigkeit dachte.
    Er trat ein. „Newman heiß ich, Worte weiß ich.“
    Janet unterbrach und winkte ihm lächelnd zu.
    „Wie geht’s, Margie“, sagte er. „Hallo Jim, hallo Charles.“
    Sie begrüßten ihn. Er wusste, dass sie sich in seiner Gegenwart immer ein bisschen unbehaglich fühlten. Times und Newsweek hatten Artikel über ihn gebracht und er war in der Today Show interviewt worden. Für sie war er eine Berühmtheit. Eine Berühmtheit auf einem Gebiet, das ihnen wichtig war. Sie waren Hochschullehrer für Englisch, er war Schriftsteller und ihr innerer Konflikt war vorprogrammiert. Immer waren sie zwischen Verachtung seiner Popularität und Neid auf seinen Erfolg hin- und hergerissen. Er hatte Spaß daran, sie in Verlegenheit zu bringen.
    „Was machst du denn hier?“, fragte Janet. „Hast du die Angelegenheit erledigt?“
    „Ja. Alles klar. Sehr erbaut waren sie nicht, aber sie konnten auch nichts dagegen machen.“
    Margie war klein und sehr schlank, sie hatte rabenschwarzes Haar und ein gutgeschnittenes Gesicht. Sie war viel jünger als Janet. „Habt ihr Ärger?“, fragte sie.
    „Aber nein“, wehrte Janet ab. „Es ging um einen Umtausch, und ich hatte Angst, sie könnten unangenehm werden.“ Sie lächelte. „Deshalb habe ich Aaron ge schickt.“
    „Männerarbeit“, sagte er. Sie waren emanzipiert hier am Fachbereich für Englisch und er schockierte sie gern ein bisschen. „Ich wollte dir vorschlagen, kleine Lady, dass wir bei Chris ein paar Drinks kippen und was essen.“
    „Ich bin mit dem Wagen hier, Aaron.“
    „Schön, dann treffen wir uns dort. Oder du fährst mit mir und wir holen den Wagen später.“
    „Ich werde mir doch nicht im Jeep meine Frisur ruinieren.“
    Er holte tief Luft. „Schön, dann kommst du mit deinem Wagen und wir treffen uns dort.“
    „Okay, aber nicht gleich. Ich habe eine Studienplansitzung, die ist wichtig. Eine Stunde dauert es bestimmt noch.“
    „Klar, die kannst du dir nicht entgehen lassen, ohne dich geht’s ja gar nicht. Was steht auf der Tagesordnung? Vorbereitung der nächsten Sitzung?“
    „Du gehst mir auf den Geist, Aaron. Fahr zu Chris, trink ein paar Bier mit ihm und wenn die Sitzung vorbei ist, komme ich nach.“
    „Okay, aber wann? Ich kenne dich doch.“ Er sah die beiden Männer an. Einer war groß und schlank, hatte einen Vollbart und eine kleine, goldgeränderte Brille mit kreisrunden Gläsern. Der andere war mittelgroß und geschniegelt, trug einen dreiteiligen, europäisch geschnittenen Anzug und ein Phi-Beta-Kappa-Verbindungsabzeichen an der Uhrkette. Für die

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