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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
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und beende das Gespräch mit Rita. Schnell schreibe ich eine SMS an Markus mit dem Text ›Danke für dein Vertrauen‹, die ich aber nicht abschicke, trinke meinen Wein aus und rüste mich zum Aufbruch. Das Paar hinter mir hat Appetit bekommen und zwei Portionen Flammkuchen geordert. Gut so, haut ordentlich rein! Und lasst euch Zeit dabei.
    Keine zwei Minuten später bin ich draußen. Niemand stürmt hinter mir her, um mich am Kragen zu packen, und das Prickeln in meinem Nacken legt sich.
    Inzwischen ist die Nacht hereingebrochen, die Lichtkegel der Straßenlaternen spiegeln sich golden auf dem Kopfsteinpflaster. Es hat merklich aufgefrischt, doch die kühle, klare Luft tut mir gut. Ich habe zu wenig gegessen heute, und der Wein ist mir zu Kopf gestiegen.
    In den Gassen ist es ruhig geworden, die Geschäfte sind geschlossen, die Besucher fort. Eine einsame Frau kommt mir entgegen, ihre Schritte hallen laut in der Stille. Um sicherzugehen, dass mir niemand folgt, wähle ich nicht den direkten Weg zum Hotel.
    Thomas Müller ist weg, ich habe meine Verfolger abgehängt und Geld in der Tasche: So schlecht sieht die Tagesbilanz gar nicht aus, versuche ich mir einzureden. Eine anständige Mahlzeit habe ich mir mehr als verdient.
    Im Hotelrestaurant überwinde ich meine weiblichen Reflexe und entscheide mich für eine anständige deutsche Rindsroulade mit Klößen und Rotkohl. Ich brauche gehaltvolle, feste Nahrung, die Kraft gibt, kein Grünzeug, keine Antipastihäppchen, keinen Kinderteller. Es gelingt mir, mich aufs Essen zu konzentrieren, vor allem, nachdem ich mich vergewissert habe, dass ich dank meines Beutezugs um 200 Euro reicher geworden bin. Da ich meine Publicity nicht überstrapazieren will, ziehe ich mich nach dem Essen sofort auf mein Zimmer zurück. Ich habe noch ein, zwei Telefonate zu führen, und dann Gute Nacht.

    Welch eine Wohltat! Nach mehr als 48 Stunden darf ich zum ersten Mal für längere Zeit meine Schuhe ausziehen. Mit einem tiefen Seufzer werfe ich mich aufs Bett, strecke die Beine in die Luft, lasse die Füße kreisen, spreize die Zehen. Das gestärkte Bettzeug duftet, die Matratze ist herrlich weich … Doch es gibt noch ein paar Dinge, die keinen Aufschub dulden.
    Markus. Ich hoffe, Claudia hat ihm die Botschaft übermittelt, und er hat verstanden.
    Ich klingele Zuhause durch und obwohl ich ewig warte, geht niemand ran. Also gut, vorerst werde ich nicht mehr an die beiden denken, schon gar nicht an mein Kind. Mit weinerlicher Sentimentalität ist Yannick nicht geholfen, ich muss zusehen, wie ich aus meiner beschissenen Lage herausfinde.
    Allein wird das allerdings kaum zu schaffen sein, ich brauche Hilfe. Ich brauche einen Expolizisten mit kaputtem Rücken und gesunder Spürnase.
    »Ja?«
    »’n Abend, Herbert! Hier ist Johanna«, begrüße ich meinen engsten Mitarbeiter, während ich mir eine Träne von der Backe wische. »Kaum zu glauben, dass ich dich ans Telefon kriege!«
    »Ach, Jojo, du bist’s!« Er hat keine Anzeige auf dem Display, weil ich die Rufnummer unterdrückt habe. »Ich dachte, dich gibt’s schon gar nicht mehr.«
    »Du weißt doch, Unkraut vergeht nicht. Was macht der Rücken?«
    »Prima«, brummt Herbert. »Ich komme gerade von der Turnstunde.«
    »Du turnst?«, frage ich dämlich.
    »Ja, neuerdings. In der Reha nehmen sie einen ziemlich ran.«
    »Ach so. Und abends darfst du nach Hause?«
    »Sie sperren mich nicht hinter Gitter, falls du das meinst.«
    »Nein, ich dachte nur … Ich wusste nicht, dass man so was ambulant machen kann, ich meine … Ach, schon gut. Ist Geringer auch dabei?«
    »Geringer? Wie kommst du denn auf den?«
    »Der hat’s auch mit ’nem Bandscheibenvorfall probiert, habe ich gehört. Wär doch praktisch, wenn ihr die Partnerübungen zusammen machen könntet.«
    Herberts Kommentar beschränkt sich auf ein Schnauben. »Was hast du auf dem Herzen, Jojo?«, beendet er mein Geschwafel.
    Tut mir leid, dass ich dir nicht die Wahrheit sagen kann, Herbert. Es tut mir leid, dass ich dich in diese Sache reinziehe und dein Vertrauen missbrauche, doch es geht nicht anders.
    »Ich bräuchte eine Personenauskunft«, komme ich zur Sache. »Ist keine schwierige Angelegenheit, aber eilig. Meinst du, du kannst was machen?«
    »Wo ist das Problem?«, fragt Herbert zurück. »Ich bin ja nur kreuzlahm, nicht hirngeschädigt. Also, wie heißt der Knabe?«
    »Es ist eine Frau, ihr Name ist Vanessa Behrendt. Behrendt mit dt.« Ich verschweige ihm, dass ich sie

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