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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
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ich fürchte, so lange wird Vanessa nicht warten.
    Herrje! Ich bewache Damenunterwäsche, ich beobachte Schwarzarbeiter auf dem Bau durchs Fernglas, ich habe keine Ahnung von Spionage! Ihr Freund, die Krawallhose, kann vermutlich alles besorgen. Aber letztendlich ist es vollkommen egal, mit welchem Waffentyp ich erschossen werde, und ob der Knall dabei laut oder leise ist.
    »Auf, auf! Jetzt mal ein bisschen plötzlich!«, herrscht die Behrendt mich an.
    »Ich sagte doch, dass ich nicht weiß, wovon Sie reden«, beharre ich stur und kriege prompt eins mit der Knarre übergezogen. Aua! Der Schlag tut verdammt weh und belebt den alten Schmerz im Nacken wieder.
    »Ich zähle bis zehn, und dann ist Feierabend! Eins, zwei, drei …«
    Allmählich wird mir mulmig zumute. Gleichgültig, was ich sagen oder tun werde, diese Frau wird nicht einfach wieder aus dem Zimmer marschieren, sie wird mich nicht ungeschoren davonkommen lassen.
    »Vier, fünf, sechs …«
    Sie wird mir nicht glauben, dass ich ihre verdammte Kohle nicht habe und nicht einmal weiß, von welchem Geld die Rede ist.
    »Sieben, acht, neun …«
    »Es ist in dem Rucksack dort drüben.« Ich deute mit einer Kopfbewegung schräg hinter mich. »In dem rosa Kulturbeutel.«
    Sie schaut in die angegebene Richtung, entdeckt den Rucksack unter dem Tischchen am Fenster.
    »Hol’s raus!«, kommandiert sie mit einem Kinnrucken.
    Ich stehe vom Bett auf, gehe ein, zwei zaghafte Schritte auf sie zu, starre ängstlich in den Lauf der Pistole, während ich mich an ihr vorbei in Richtung Fenster schiebe. Ich fixiere die Waffe wie das Kaninchen die Schlange, fixiere sie mit aufgerissenen Augen, mit dem urweiblichen Schaudern vor explosiver Gewalt – und grätsche der Brennpunktmieze blitzschnell zwischen die Beine.
    Damit hat sie nicht gerechnet. Sie knickt sofort ein, kippt nach hinten und knallt seitlich mit dem Kopf auf die Bettkante.
    Autsch.
    Die Pistole rutscht ihr aus der Hand und kommt dicht neben ihr zu liegen. Sie will danach greifen, doch ich grätsche erneut nach vorn und kicke sie weg. Die Waffe schlittert in Richtung Fenster, und mit einem Satz bin ich bei ihr und reiße sie an mich.
    Geschafft. Du magst clever sein, Mädchen, aber ich bin ebenfalls ausgeschlafen!
    Vanessa will aufstehen, doch ich stoße sie zurück und richte die Pistole auf sie. Jetzt drehen wir den Spieß mal um. »Hinlegen!«, kommandiere ich. »Stirn auf den Boden und Hände auf den Rücken!«
    Sie tut, was ich sage. Ich ziehe ein Röhrchen aus meinem Rucksack, das dem Zauberkasten meines Sohnes entstammt, für den er sowieso noch zu jung ist. Es enthält sechs farbige Tüchlein, federleicht und für allerlei Tricks zu gebrauchen. Ich wähle das knallrote, lege für einen kurzen Moment die Waffe ab und knüpfe einen Fesselknoten, den ich der Behrendt sofort über die Handgelenke streife und stramm ziehe. Im Stillen beglückwünsche ich mich zu dieser Leistung. Habe ich nicht schon immer geahnt, dass meine private Fortbildungsmaßnahme mit ›Klabautermanns kleiner Knotenfibel‹ sich eines Tages als nützlich erweisen wird?
    Ich gehe rückwärts zur Tür, öffne sie einen Spalt weit und werfe einen Blick in den Hotelflur. Niemand da. Die Brennpunktmieze scheint tatsächlich allein unterwegs zu sein.
    »Wer schickt dich?«, frage ich und baue mich vor ihr auf.
    »Niemand.«
    »Mädchen, ich mache keine Späße! Du hast behauptet, deine Waffe wäre nicht lauter als ein Fliegenfurz – nun, dann kann mir ja nichts passieren. Und solltest du Mist erzählt haben, haben wir eben beide Pech gehabt, ich habe sowieso nicht mehr viel zu verlieren.« Ich tippe ihr mit der Waffe gegen die Schulter. »Haben wir uns verstanden?«
    Sie nickt widerwillig.
    »Außerdem weiß ich ohnehin, dass Waskovic dich auf mich angesetzt hat«, erkläre ich.
    »Hat er nicht«, widerspricht sie patzig.
    »Wie?«
    »Er weiß nicht, dass ich hier bin.«
    Ich blase die Backen auf. »Und das soll ich glauben?«
    »Glauben Sie, was Sie wollen.«
    »Wenn er es nicht war, wer schickt dich dann?«
    Erneut hebt sie den Kopf. »Mit dem Kinn auf dem Boden kann ich nicht sprechen.«
    »Okay, hoch mit dir! Lehn dich mit dem Rücken gegen das Bett.«
    Sie gehorcht und setzt sich auf.
    »Beginnen wir noch mal von vorn: Wer schickt dich?«
    »Niemand«, beharrt sie.
    Mein Gott, die ist zäh wie ein alter Marshmallow. »Wenn dich niemand schickt, was wolltest du dann von mir?«
    »Ich wollte die Kohle«, antwortet sie. »Das Geld, das Tom

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