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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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nicht mehr auseinanderhalten und verlor daher die Kontrolle darüber. Mit einem mächtigen Satz befreite Darla sich von ihren Fesseln und näherte sich ihrem Opfer.
    Und ehe Prue sich noch fangen konnte, lagen schon Darlas Finger um ihren Hals und drückten zu.
    »Du dummes Kind«, sagte sie, die langen gelben Zähne mit Blut besprenkelt. »Schluss jetzt mit deinen Zaubertricks.«
    »Bitte!«, quiekte Prue. Verzweifelt versuchte sie, mit den Pflanzen zu reden, aber der Lärm war einfach zu chaotisch in ihrem Kopf, ein wildes Durcheinander von Stimmen, die alle schrien und brüllten. Und so zogen sich die Gräser allmählich in die Erde zurück, der Baum schwankte wieder stumm im Wind. Prue spürte, wie sie in die Bewusstlosigkeit abglitt.
    Eine Dunkelheit senkte sich auf ihre Augen wie ein dünner Schleier. Die Welt verschwand aus ihrem Sichtfeld. Auch der Schmerz ließ nach, ihr Körper glühte nur noch in einer stillen Benommenheit. Der Lärm in ihrem Kopf verebbte zu einem gleichmäßigen Rauschen, und sie schloss die Augen. Und da hörte sie es:
    FUMP.
    FUMP.
    Niemals würde Prue diese beiden Geräusche vergessen, bis zu ihrem letzten Atemzug nicht – einem Atemzug, der nicht an jenem Tag für sie vorgesehen war und auch nicht in näherer Zukunft. Dennoch würde der Klang in ihr Gedächtnis eingebrannt bleiben. Abrupt wurde sie losgelassen und sackte auf dem Boden zusammen.
    Als Prue die Augen aufschlug, sah sie Darla über sich aufragen, noch immer in Angriffsstellung, halb Fuchs, halb Frau. Das Weiße in ihren Augen leuchtete hell. Ihre Lippen formten einen gequälten und verwunderten Laut. Und dann wurde sie hochgehoben.
    Hinter ihr stand ein riesiger und sehr wütender Bär. Er hielt sie mit den beiden goldenen Haken, die ihm als Pfoten dienten, in die Luft. Dann warf er den Kopf in den Nacken und stieß ein lautes Brüllen aus. Darla zappelte in seinem Griff und kreischte schrill. Ihr verrenkter und verzerrter Körper wechselte heftig zwischen Fuchs und Mensch hin und her, während sie dort an den Haken des Bären hing. Endlich, als Darlas Leib sich bereits in Todeszuckungen herumwarf, beugte der Bär seinen massigen Bizeps und schleuderte das Wesen, das jetzt endgültig seine menschliche Gestalt annahm, quer über die Müllhalde, wo es mit einem dumpfen Geräusch auf einem Haufen alter Toaster landete.

    »Meine Fabrik!«, brüllte Unthank gequält. »Sie brennt!« Der rötliche Schein des Feuers flackerte über sein Gesicht und verlieh seinem Bart etwas Teufelsähnliches.
    Die Zerstörung seiner Fabrik schien ihn mehr zu beschäftigen als das Rudel entfesselter Kinder, das auf ihn zu rannte. Roger behielt Carol im Blick, der immer noch von den Unadoptierbaren geschützt wurde. Desdemona klammerte sich an Wigman, der wiederum rasch seine Schauermänner zur Ordnung rief.
    »Haltet die Stellung!«, rief er, während die Muskelmänner ihre Waffen hoben. Er hatte schon Seminare darüber abgehalten, wie man Arbeiteraufstände niederschlug, insofern war er gewissermaßen in seinem Element. Dass es sich hier um Kinder handelte, störte ihn offensichtlich nicht weiter.
    »Wir sollen, äh, gegen sie kämpfen?«, fragte einer der Schauermänner.
    »Nein, ihr sollt mit ihnen kuscheln«, erwiderte Wigman wütend. »Natürlich sollt ihr gegen sie kämpfen!«
    In dem Gewühl fanden Elsie und Rachel einander und fassten sich an den Armen. Das war der Moment, in dem Martha einen feierlichen Schlachtruf ausstieß und die erste Salve der Revolution abgab: Sie marschierte zu einem der Schauermänner, der gerade von einem auf ihn zustürmenden Trupp Kinder abgelenkt war, und trat ihm fest gegen das Schienbein. Er sah sie überrascht an. »Warum hast du das denn gemacht?«, fragte er. Also machte sie es gleich noch einmal, gegen das andere Schienbein.

    Nun hatten die Waisenkinder aus dem Heim die Gruppe auf der Straße erreicht und warfen sich lustvoll auf ihre Gegner. Ihre Zähne blitzten, die Hände fuchtelten. Die Schauermänner bemühten sich, die Angriffe abzuwehren, ohne jemanden zu verletzen. Selbst diese an sich bösartigen Muskelpakete erkannten wohl die zweifelhafte Moral der Situation. Wigman hingegen zuckte nicht mit der Wimper: Als ein kleinerer Junge auf ihn zusprang, packte er ihn am Kragen und warf ihn auf die Erde. Wie um seine Verachtung noch zu verdeutlichen, setzte er dem armen Kind zusätzlich den Fuß auf den Rücken.
    »So«, sagte er, »beendet man einen Aufstand.«
    Und dann wurde er unter einem

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