Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
Vom Netzwerk:
ganzen Pulk von Kindern begraben.
    Martha, mit aufgesetzter Schutzbrille, umklammerte den Oberkörper eines Schauermanns, während Carl Rehnquist an seinen Knöcheln zerrte. Schon bald ging der Mann mit einem Aufheulen zu Boden. Sie entrangen ihm seine Rohrzange, die Martha daraufhin benutzte, um damit die Schienbeine seines Nebenmanns zu bearbeiten. Sie schien großen Gefallen an der Gewalt zu finden.

    In dem Chaos spürte Elsie plötzlich Carols Hand an ihrem Ellbogen. Er beugte sich dicht zu ihr und flüsterte: »Bring mich vor diesem Mann in Sicherheit!« Es war klar, dass er Roger meinte, der sich ihnen gerade mit einer sehr begehrlichen Miene näherte. Sofort rief Elsie Rachel zu: »Weg hier!« Die Schwestern nahmen je einen Arm des blinden Mannes und führten ihn zu einer schmalen Gasse zwischen zwei Chemietanks.
    »Was ist da los?«, fragte Carol, während sie ihn langsam durch das Getümmel bugsierten.
    »Die Waisen sind ausgebrochen und haben die Fabrik angezündet! Alles geht in Flammen auf!«, berichtete Elsie entgeistert über das Chaos um sie herum.
    »Schön für sie!« Carol lächelte.
    Da ertönte eine Stimme hinter ihnen. »Haltet sie auf!« Es war Roger. Er war auf einen Mast geklettert und zeigte nun mit einem knochigen Finger auf das flüchtende Trio. Einige Schauermänner hörten seinen Ruf und trampelten ihnen hinterher.

    Trotz all ihres Mutes waren die Kinder den Männern nicht gewachsen. Vielleicht war es von Anfang an ein hoffnungsloses Unterfangen gewesen. Auf Wigmans Befehl hin gingen die riesigen Kerle mit neuem Nachdruck auf ihre kleinen Widersacher los, und die Waisen sahen ein, dass es besser war, zu fliehen. Bedrängt von ihren Verfolgern rannten sie geschlossen in den Kiesweg, durch den Elsie und Rachel gerade langsam den blinden Mann führten. Sie wurden von der Woge der Kinder geradezu überrollt, nur mit Mühe konnten sie sich auf den Beinen halten.
    Hinter sich hörten sie Roger wie einen Wahnsinnigen brüllen: »Vergesst die Kinder! Fangt den alten Mann ein! Wir brauchen den Erbauer!«
    Die Flut der Kinder war abgeklungen, nur noch ein paar Nachzügler humpelten vorbei und folgten den anderen tiefer ins Herz der Industriewüste. Elsie und Rachel versuchten, Carol anzutreiben, aber er war alt und blind und seine Schritte unsicher. Ein unbehaglicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Immer näher kam das Stampfen der Schauermänner auf dem Kies.
    Michael, mit einem blauen Auge und zerfetztem Overall, blieb stehen und rief ihnen zu: »Beeilt euch!«
    Doch Elsie schrie zurück: »Es geht nicht!« Tränen der Verzweiflung strömten ihr über das Gesicht.
    »Carol, kannst du nicht ein bisschen schneller?«, flehte Rachel mit ängstlicher Stimme.
    Traurig schüttelte Carol den Kopf. Er stolperte, und die Mädchen hatten Mühe, ihn festzuhalten.
    Die Mützenkerle hatten sie schon beinahe eingeholt.
    Da löste sich eine Gestalt aus der fliehenden Kinderschar.
    Es war Martha mit ihrer Schutzbrille, die Carols Arm aus Elsies Hand löste und ihn eilig mitzog. »Lauft weg!«, rief sie den Schwestern zu. »Ich bleibe bei Carol. Ihr dürft ihnen nicht auch noch in die Hände fallen!«
    Bestürzt starrten Elsie und Rachel sie an. Den alten Mann im Stich zu lassen schien unmöglich. Außerdem, würde Martha dann nicht ebenfalls gefangen? Martha konnte sich denken, was sie empfanden, deshalb schrie sie: »Besser ich als ihr. Ihr habt das Dingsbums, Waldblut. Ihr müsst gehen.«
    »Nein, Martha«, protestierte Elsie.
    »Kinder«, sagte Carol. »Sie hat recht. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie euch kriegen. Eure Gabe ist zu groß.«
    Rachel sah ein, was sie meinten, und packte Elsie am Arm. »Komm schon, Schwesterchen«, sagte sie. »Es stimmt. Bei denen sind wir nicht sicher. Wir müssen hier weg.« Es war das erste Mal, dass sie das Außergewöhnliche, das sie und ihre Schwester gemeinsam hatten, eingestand.
    Trotz der Angst, die sich jetzt auf ihrer Miene abzeichnete, lächelte Martha. »Ich komm schon zurecht«, sagte sie. »Ich bleibe bei Carol und passe auf ihn auf.«
    Und so verließen die Schwestern Mehlberg den alten Mann und rannten, so schnell ihre Beine sie trugen, hinter den anderen Kindern her. Sobald sie genügend Abstand zwischen sich und ihre Verfolger gebracht hatten, wagte Elsie einen Blick zurück und sah den Trupp Schauermänner über den alten Mann und seine junge Begleiterin herfallen. Martha wurde mit Schwung von starken Armen hochgehoben, zwei andere Männer drehten

Weitere Kostenlose Bücher