Wildwood
Turmfundaments, und bot den Freischärlern Schutz. Hinter dem Vorsprung lauerte ein tiefer Abgrund.
Curtis kroch zu der Mauer und spähte über den Rand: Die Böschung wimmelte nur so von Kojotensoldaten; vom Kamm oberhalb schien endloser Nachschub hinunterzuströmen. Zusammen mit Curtis hatten sich etwa fünfzig Räuber und Bauern in der Turmruine verschanzt, und sie alle saßen mit dem Rücken an die Wand gepresst da und feuerten abwechselnd auf die heranstürmenden Kojoten. Der beißende Geruch nach Schweiß und Pulverdampf lag in der Luft. In einer Ecke wurde ein Räuber, der schwer am Bein verletzt war, von einem anderen versorgt. Die schmutzigen Gesichter, in die Curtis hier in der Ruine blickte, waren kummervoll, die Truppe völlig entmutigt.
Die Anzahl der Kojoten wuchs und wuchs. Da sie in den Kämpfen um die Basilika nicht länger gebraucht wurden, kamen immer mehr von ihnen heran, um ihre Kameraden am äußeren Hang zu unterstützen. Auf Befehl ihrer Hauptmänner verbarrikadierten sich die Kojoten hinter jeder Ruine, die ihnen etwas Deckung bot. Die Äste der Bäume bogen sich unter dem Gewicht der vielen Krähen, die das Geschehen von oben beobachteten.
Einer der Kojoten hob den Kopf aus seiner Deckung und rief: »Ihr seid umzingelt! Ergebt euch! Flucht ist zwecklos!«
Sterling saß neben der Treppe mit dem Rücken an der Wand und musterte die zusammengekauerte Gruppe von Bauern und Räubern. »Tja, Leute«, sagte er. »Jetzt müsst ihr euch entscheiden.« Er ließ die unruhigen Pfoten auf dem Griff seiner Gartenschere ruhen. »Ich mache euch keinen Vorwurf, wenn ihr euch ergeben wollt. Jeder von euch, der das möchte, sollte jetzt gehen.«
Niemand rührte sich. Von ferne war das Geschützfeuer hinter der Kammlinie zu hören.
Sterling nickte. »Also gut«, sagte er. »Dann stoßen wir vor.«
Die verbliebenen Freischärler nickten zustimmend.
Der Fuchs holte tief Luft. »Auf mein Kommando. Eins … zwei …«
»Mein König!«, rief eine Stimme in Prues Rücken. Sie drehte sich um und sah einen Räuber aus der wogenden Schlacht auf sie zulaufen. Prue hatte Brendans Kopf auf ihren Schoß gelegt und drückte immer noch mit aller Kraft den blutgetränkten Kapuzenpulli auf die tiefe Wunde. »Wie ist das passiert?«, fragte der Räuber entsetzt.
»Ein Schuss – ich weiß nicht, woher«, berichtete Prue aufgeregt. »Eine Kugel. In seiner Schulter.« Sie hob kurz das Sweatshirt hoch, um den an Brendans Haut klebenden, zerrissenen Stoff zu zeigen.
Der Räuber verzog das Gesicht. »Moment«, sagte er, griff in
einen Lederbeutel an seiner Hüfte und zog eine kleine Flasche mit einer Tinktur heraus. Er träufelte einige Tröpfchen der haselnussbraunen Flüssigkeit auf ein Bündel Efeublätter, legte es auf Brendans Schulter und presste Prues Pullover als Verband darauf. Brendan krümmte sich, als die Tinktur mit der offenen Wunde in Berührung kam, und der Räuber nahm seine Hand und hielt sie fest.
»Atme in den Schmerz hinein, Brendan«, sagte er ruhig. Hinter ihnen wütete der Kampf unvermindert weiter. Er sah Prue an. »Eine Mischung aus Feinstrahl und Zimt«, erklärte er. »Starkes Zeug. Sollte helfen, die Blutung zu stoppen.« Brendans Lider flatterten, während er sich bemühte, trotz des Schmerzes bei Bewusstsein zu bleiben.
»Ich muss gehen«, sagte Prue. »Bleibst du bei ihm?« Sie wusste, dass Alexandra auf dem Weg zum Sockel war, und es war niemand mehr da, um sie aufzuhalten.
Der Räuber nickte, und Prue sprang auf und rannte zu der Steintreppe.
Sie nahm immer zwei Stufen auf einmal, bis sie oben auf der dritten Ebene angekommen war und ihre Füße auf den verschlungenen Efeuteppich traten. Alexandra war bereits da, stieg vom Pferd und zog das wimmernde Baby aus der Satteltasche. In der Mitte der Lichtung stand der von Efeu umrankte Sockel. Prue verharrte auf der obersten Stufe und öffnete den Mund zu einem Schrei.
»Alexandra!«
Doch das war nicht ihre Stimme gewesen. Nein, sie war von der
anderen Seite des Platzes gekommen. Prue klappte den Mund zu und entdeckte Iphigenia, die Älteste Mystikerin, die sich durch das dichte Bodengewächs einen Weg zur Gouverneurin bahnte.
»Gib das Kind zurück«, forderte sie.
Alexandra lachte unterdrückt.
»Iphigenia«, sagte sie schelmisch. »Liebe Iphigenia. Ich hätte wissen müssen, dass bei diesem kleinen Scharmützel deine Hand im Spiel war – all diese armen Bauern, die du in den Tod geschickt hast. Tja, du bist gerade rechtzeitig
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