Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

Titel: WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
dich doch bitte!«, sagte sie und lächelte ihn an.
    Charles spürte, wie seine Angst dem Zorn wich.
    » Ich will mich nicht setzen!«, fauchte er. » Ich habe nicht darum gebeten, hierherzukommen, und ihr habt kein Recht, mich hierzubehalten. Ich – ich bestehe auf meinen Rechten!«
    Verwirrt legte Elwyn den Kopf schräg. Von allen Geschöpfen, die er in der Wildworld gesehen hatte, war sie das liebreizendste – und das seltsamste. Die menschliche Welt hätte niemals diese vollkommenen, zarten Züge hervorgebracht, diese fließende Anmut der Bewegungen. Ein schwaches, körperloses Licht umgab sie und hüllte jede ihrer Gesten ein.
    » Du willst dich nicht setzen?«, fragte sie.
    » Ich will nichts als raus aus diesem stinkenden Wald!«
    Die Waldgeister lachten perlend.
    Elwyn Silverhair wirkte noch verwirrter. » Aber du bist doch freiwillig in diesen stinkenden Wald gekommen«, wandte sie ein. » Dann kannst du ihn doch auch genießen.« Mit diesen Worten ergriff sie einen juwelenbesetzten Becher, schöpfte Wasser aus einer Quelle neben sich und bot ihm den Becher an.
    Charles, der nach dem langen Laufen sehr durstig war, zögerte. Als er schließlich doch nach dem Becher griff, schossen ihm mehrere Dinge gleichzeitig durch den Kopf. Die Worte der Füchsin: Sie lockte junge Männer in die Wildworld und brachte sie erst zwanzig Jahre später zurück … die Legenden von Rip Van Winkle und Tam Lin … die wilden, fröhlichen Stimmen der Waldgeister: Gebt ihm einen Trank und stört seinen Schlaf nicht !
    Er ließ die Hand sinken. » Nein, danke.«
    Elwyn lachte und führte den Becher an ihre eigenen Lippen. Die Augen, die ihn über den Rand hinweg musterten, waren so blau wie Kornblumen, von derselben Farbe wie die Juwelen in dem breiten Gürtel über ihrem Gewand. Sie trug eine kleine, mit Perlen und Saphiren bedeckte Haube und der schimmernde Schleier ihres Haares darunter war wie das Mondlicht.
    » Also schön!«, sagte sie, als sie den Becher absetzte. » Wer bist du, Junge, und was tust du in Elwyns Wald?«
    » Ich bin Charles, und ich – okay, ich werde dir erzählen, was ich hier tue! Ich bin deinetwegen hier!«
    » Ach ja?«, gab sie zurück. Ihre Wimpern glänzten so silbrig wie ihr Haar.
    » Weil du – hör zu. Weißt du, wo Morgana jetzt ist?«
    Elwyn überlegte. » Nein. Ich habe sie vor einer Weile gesehen, aber … Magst du Musik? Ich liebe Musik.« Sie nickte einem der Mädchen zu, das die Flöte zu spielen begann, ein Stück in Moll.
    » Ist dir eigentlich klar, was Cadal Forge vorhat ?«
    Elwyn schürzte die Lippen. » Cadal Forge hat einmal sehr grob mit mir gesprochen«, meinte sie.
    Charles starrte sie an. » Wirklich? Hat er das?«
    » Vielleicht habe ich es nur geträumt. Träumst du auch manchmal?«
    » Hast du überhaupt ein einziges Wort von dem verstanden, was ich gesagt habe?«
    » Natürlich habe ich ein einziges Wort von dem verstanden, was du gesagt hast. Du bist ein Charles und du hast keinen Durst. Aber vielleicht hast du Lust, etwas zu essen?«
    Charles setzte sich und stützte den Kopf in die Hände. Da saß er nun in einer fremden Welt fest, mit einem geistig umnachteten Winzling …
    » Wie alt bist du eigentlich?«, murmelte er.
    » Alt? Oh, ich bin alt. Aber ich habe wirklich keine Ahnung. Spielt das etwa eine Rolle?«
    Mit einem geistig umnachteten Winzling, der nicht einmal das eigene Alter kannte. Und Charles hatte keine Chance zu fliehen. Was Alys und den anderen in der Zwischenzeit wohl zugestoßen sein mochte?
    » Du bist doch nicht etwa krank, oder? Wenn du möchtest, kann ich versuchen, es herauszufinden.«
    Charles hob lustlos den Kopf. » Was herausfinden?«
    » Wie alt ich bin. Das könnte zwar eine Weile dauern …«
    Charles richtete sich auf. Elwyn Silverhair sah ihn ängstlich an, die Hände unterm Kinn verschränkt. Das Schlimmste war, dass er sie allmählich mochte. Sicher, sie war etwas plemplem, aber sie war nicht boshaft, und sie war hübscher als Bliss Bascomb.
    » Schon okay«, sagte er und schämte sich wegen seiner Übellaunigkeit etwas. Er beugte sich vor, um nun selbst Wasser aus der Quelle zu schöpfen.
    » Trink nicht«, sagte Elwyn schnell, als er den Kopf über seine Hand beugte. » Es sei denn, du willst ein Fisch werden.«
    Das Wasser rann durch seine Finger, während er Elwyn entgeistert anstarrte.
    Als sich der Nebel verflüchtigte, entdeckte Charles am Rand der Lichtung einen Neuankömmling in Elwyns Reigen, einen kleinen Jungen, der

Weitere Kostenlose Bücher