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WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

Titel: WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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murmelte Janie. Sie hatte ein schrecklich flaues Gefühl im Magen. Aber warum? Hatte sie es ihrer älteren Schwester doch stets übel genommen, dass sie immer alles an sich riss. Janie liebte es ganz und gar nicht, herumkommandiert zu werden. Aber jetzt …
    Wenn Alys untergeht, dachte sie plötzlich, sind wir alle verloren.
    Claudia schniefte erneut, doch diesmal betrachtete Janie sie mit anderen Augen. Vor dieser Magiegeschichte hatte sie nie viel mit Claudia zu tun gehabt, und Claudia selbst war immer zu Alys oder Charles gelaufen, wenn sie ein Problem gehabt hatte. Jetzt aber war Charles verschwunden und Alys drehte durch und so blieb außer Janie niemand übrig.
    » Na schön«, sagte sie, setzte sich neben Claudia, zog die Knie an die Brust und versuchte, fröhlich zu klingen – oder zumindest kompetent. » Wir werden hier einfach eine Weile warten. Am besten legst du dich hin und ruhst dich aus.«
    Gehorsam rollte Claudia sich zusammen und gab vor zu schlafen. Beim Anblick ihrer zusammengekniffenen Lippen und ihrer fest zugedrückten Augenlider hätte Janie am liebsten gelacht, wäre ihr nicht so sehr nach Weinen zumute gewesen. Plötzlich wünschte sie sich, sie wäre Claudia eine Schwester gewesen, zu der sie hätte laufen können.
    » Janie?«
    » Hmmm?« Sie hob das Kinn von den Knien.
    » Könnten … könnten wir uns an den Händen halten?«
    Janie öffnete erstaunt den Mund. Dann ergriff sie schweigend Claudias kalte kleine Hand. In diesem Moment fehlten ihr die Worte.
    Als der Nebel sich endlich so weit gelichtet hatte, dass sie die Sterne sehen konnten, waren sie beide bis auf die Knochen durchgefroren. Doch auf diesen Augenblick hatte Janie gewartet, und so zog sie sanft an der Hand in ihrer, da Claudia immer noch döste.
    » Komm!«, sagte sie. » Wir gehen zur Burg. Das ist der einzige Ort hier, den wir alle kennen, und wenn die anderen auch nur einen Funken Verstand haben, machen sie sich ebenfalls auf den Weg dorthin.«
    » Aber wie?« Claudia rieb sich die Augen. » Wie können wir …«
    » Wir gehen nach Westen. Weißt du, wie man die Himmelsrichtungen findet?«
    Claudia sah auf ihre Hände hinab. Die eine war rechts und die andere war links und Westen hatte etwas damit zu tun …
    » Mach dir nichts draus. Ich werde dir unterwegs zeigen, wie man den Polarstern findet. Und dann ist die Orientierung nach Westen ganz einfach.«
    Der Rückweg dauerte lang, aber je weiter sie sich vom Sumpf entfernten, desto mehr löste sich der Nebel auf, und sie sahen das Mondlicht auf dem hohen Hügel von Fell Andred. Während sie den Hügel erklommen, verblasste der Mond allmählich.
    » Sei ganz still«, flüsterte Janie, als sie Claudia über die Ruinen der äußeren Burgmauer half. » Sie suchen bestimmt immer noch nach uns.« Die Burg war der einzige sichere Ort und stellte zugleich die größte Gefahr dar.
    » Ich habe Durst«, flüsterte Claudia zurück.
    Janie überlegte. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in den Burgbrunnen fielen, war genauso groß wie die, dass sie Wasser daraus schöpfen konnten. In den Gärten hinter dem Gewächshaus hatte sie sogar einen Springbrunnen gesehen.
    Lautlos wanderten sie durch das verworrene Grün – denn die Gärten waren ebenfalls verwildert –, bis sie den Springbrunnen erreichten. Obwohl das alte steinerne Becken rissig und voller Moos war, sickerte noch immer ein Rinnsal über den oberen Rand.
    » Jetzt hab ich Hunger«, flüsterte Claudia, nachdem sie beide einige Schlucke von dem kühlen, leicht schaumigen Wasser getrunken hatten.
    » Der Küchengarten«, sagte Janie, » ist auf der anderen Seite der Burg. Aber vielleicht finden wir hier etwas.«
    Claudia sah sie zweifelnd an. Aber sie waren so hungrig, dass sie tatsächlich den vom Unkraut erstickten, kalten Winterboden absuchten. Und vor Hunger und Enttäuschung vergaßen sie, die Burg im Auge zu behalten.
    Deshalb schrak Janie furchtbar zusammen, als sie aufblickte und den Magyr sah.
    Es war Aric und er trug seinen Stab bei sich. Eine grässliche Schadenfreude spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. Er starrte zu ihnen hinüber.
    » Lauf!«, schrie Janie. Aber Claudia stand wie gelähmt da, wie ein Kaninchen, das von einem Autoscheinwerfer gebannt wurde.
    Jetzt hatte Janie kein Schüreisen zur Hand. Alles in ihr wollte nur weg von hier, wollte rennen, so schnell sie konnte. Sie ballte die Hände zu Fäusten, biss die Zähne zusammen und rannte tatsächlich los – geradewegs auf Aric zu. Während sie

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