Will Gallows – Jagd nach dem Schlangenbauchtroll: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
aus der Höhle geflogen, und ich duckte mich. Als mein Blick wieder auf den Torwächter fiel, rutschte er seitlich von seinem Felsblock, fiel auf den Bauch und blieb regungslos liegen. Dann sah ich, was los war. Aus dem Rücken des Torwächters ragte etwas Spitzes, das aussah wie ein Stein.
Ich winkte Moonshine herbei. Kaum stand sie neben mir, schauderte sie. »Ist es das, was ich glaube?«
»Schätze mal, das ist ein Styke.« Ich kam näher und sah, dass die Kreatur sich durch den Mantel des Wärters genagt hatte und jetzt dabei war, ihr Opfer zu fressen.
Angewidert starrte ich auf das Bild, das sich mir bot. Ich konnte jeden meiner Atemzüge hören. Einerseits wäre ich am liebsten sofort wieder umgekehrt, zurück zum Bahnhof, um Henk in die Katakomben zu folgen, oder noch weiter weg, zurück nach Oretown zu fahren. Aber die Aussicht, Noose zu finden, war zu verlockend. Und der Anblick des toten Trolls hatte mich auf eine Idee gebracht. Sein Mantel hatte jetzt zwar ein Loch, aber trotzdem konnte ich mich damit wohl eine Zeitlang unauffällig in der Mine bewegen.
Ich holte mein Blasrohr hervor und zielte auf das dickere Ende des Stykes. Mit leisem Zischen bohrte sich der Pfeil tief in die Haut der Kreatur. Ich sah zu, wie der Styke sich innerhalb weniger Augenblicke entspannte und auf dem Rücken des Trolls zusammensank. Nur seine Kiefer ließen nicht locker, und so blieben seine Zähne fest im Körper seines Opfers stecken. Ich packte den schleimigen Körper, riss ihn los und warf ihn zu Boden. Dann zog ich dem Troll den Mantel aus und schlüpfte selbst hinein. Er war mir viel zu groß, und das war mir sehr recht. So konnte ich mich noch besser darin verstecken. Auf dem Felsbrocken, auf dem der Troll gesessen hatte, lag eine Decke, die ich jetzt über Moonshine breitete, um ihre Flügel darunter zu verstecken. Als Nächstes nahm ich Erde und Schmutz vom Boden und rieb Moonshines Schultern und Rücken damit ein.
»Was machst du denn da?«
»Für ein Minenpferd bist du viel zu sauber und gesund. Lass doch mal etwas den Kopf hängen und schau genauso deprimiert drein wie die anderen.«
Nachdem ich auch mein Gesicht schwarz gefärbt hatte, führte ich Moonshine in die Mine. Wir hielten uns auf dem schmalen Schienenband, das in der Mitte des Stollens verlief. So konnten wir uns in der Düsternis besser orientieren.
Nach einer Weile hörten wir Lärm und hielten uns dichter an der Wand. Der leichte Rauchgeruch erinnerte mich an den Saloon.
Als wir durch einen besonders dunklen Abschnitt stolperten, packte mich die Angst. Ich konnte die Decke nicht mehr sehen und wusste daher nicht, ob über uns womöglich irgendwelche Stykes hingen. Vorsichtig tastete ich mich mit den Händen an der feuchten, schroffen Felswand entlang. Da packte mich plötzlich etwas am Handgelenk.
»Hab ich dich!«, sagte eine tiefe Stimme. Ich schrie auf und wurde in eine kleine, schlecht beleuchtete Nische gezerrt. Ein hässliches, dickes Trollmaul blies mir Pfeifenrauch ins Gesicht. Starr vor Schreck blieb ich wie angewurzelt stehen, als noch zwei weitere Trolle dazutraten und mich umzingelten.
Sie sahen gruselig aus, waren von Kopf bis Fuß in schwarzes Rindentuch gehüllt und stanken nach Schweiß und süßlichem Baccakraut-Rauch. Ihre Gesichter waren ebenfalls schwarz, und unter ihren tiefliegenden Augen – Augen, die mich misstrauisch beäugten – ragten dicke, mit Warzen übersäte Nasen hervor.
»Nun sieh mal einer an, wer hier rumschnüffelt«, sagte einer von ihnen.
»Kommt mir ein bisschen kurz geraten vor für einen Torwächter, was?«
»Sieht mir fast nach einem Menschenkind aus.«
»Ach was, doch nicht mit solchen Ohren. Ich würde sagen, der hat stinkendes Elfenblut in den Adern.«
Der größte Troll ging zu den Minenloren, die in einer langen Schlange hintereinander aufgereiht in der Nähe standen, und holte aus der letzten Lore ein paar Werkzeuge. »Ax hat was gegen Fremde, die sich hier einschleichen und rumschnüffeln wollen«, fauchte er.
»Man könnte ja fast meinen, du willst was von dem Erz klauen.«
»Ich bin kein Dieb. Ich suche Arbeit. Der Wachposten hat mich reingelassen, und dann hat sich ein Styke auf ihn gestürzt. Jetzt ist er tot.« Ich zwang mich dazu, ruhig zu bleiben. Nachzudenken. Mich irgendwie hier herauszureden.
Der große Troll fingerte an meinen Mantelärmeln herum. »Du bist also kein Dieb, ja? Los, raus mit der Sprache – du hast ihn umgebracht und ihm den Mantel geklaut.«
»Nein,
Weitere Kostenlose Bücher