Will Gallows – Jagd nach dem Schlangenbauchtroll: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

auch unter seinem Hemd etwas zappeln. Noose hatte dunkle Augen und denselben grimmigen Gesichtsausdruck wie auf dem Steckbrief, nur dass seine Haare jetzt länger und schmutziger waren und dass auf seiner dicken Nase und seinem vorstehenden Kinn noch mehr Warzen wuchsen. Gerade leckte er sich mit seiner grässlich-grünen Zunge die Lippen.
    Dafür, dass die Mine eigentlich geschlossen war, war hier eine ganze Menge los. Wie konnte so etwas überhaupt möglich sein, ohne dass irgendjemand etwas davon mitbekam? Jake hatte gesagt, dass der Bergbau in den Tieferminen den westlichen Arm schwächen und letztendlich zu seiner Zerstörung führen würde.
    Mit einem Mal wurde mir klar, dass Noose keine Befehle erteilte, sondern jemanden anbrüllte, der anscheinend an den Mühlstein gefesselt war. Ich konnte den Betreffenden nur nicht erkennen, weil ein paar Bergwerkstrolle mir die Sicht versperrten. Neben Noose stand Ax, den ich noch von gestern kannte. Da hatte er die Bitten der erschöpften Minenarbeiter ignoriert und sie stattdessen ausgepeitscht.
    »Zum letzten Mal, wo ist der Junge?«, brüllte Noose die gefangene Person an
    »Ich hab doch gesagt, ich weiß es nicht!«, lautete die Antwort.
    »Du lügst. Du hast gesagt, dass du im Schacht festgesteckt hast, und dann hat dir jemand geholfen!«
    »Ja, schon, aber ich hab nicht gesehen, wer es war. Er war schon weg, als ich mich wieder bewegen konnte. Mein Bein ist ziemlich schwer verletzt.«
    Voller Entsetzen erkannte ich, an wem Noose da gerade seine Wut ausließ. JEZ! Mir wurde übel. Wie war das möglich? Ich hatte sie doch gerade eben noch gesehen!
    »Halt die Klappe!« Noose riss ihr das Lederband mit dem Anhänger vom Hals. »Seit wann trägt ein Zwerg Elfenschmuck?«
    Ax fügte hinzu: »Und das alles ganz in der Nähe von der Stelle, wo Hegg und die anderen einen Eindringling gesehen haben … einen Elfenjungen!«
    »Hast du ihm von den Tieferminen erzählt?«
    »Wie denn? Ich hab ja nicht mal gewusst, dass sie existieren!«
    »Du lügst.« Noose schlug ihr ins Gesicht.
    Da rührte sich plötzlich etwas unter seinem halb aufgeknöpften Hemd. Zwei schwarze Schlangenköpfe lugten hervor, züngelten und zischten direkt vor Jez’ Nase.
    »Das ist die Wahrheit!«
    »Hast du ihm geholfen?«
    »Er hat mir geholfen!«, platzte sie heraus. »Ich war eingeklemmt. Niemand hat sich nach dem Beben um mich gekümmert. Aber ich weiß wirklich nicht, wo er danach hingegangen ist. Wahrscheinlich raus auf den westlichen Arm.«
    »Irgendwas stinkt hier ganz gewaltig. Der Kleine hat in der Stadt nach mir gefragt, und dann taucht er plötzlich hier auf und stochert in meiner Mine rum. Wenn ich ihn gefunden hab, dann zerquetsche ich seinen kleinen Schädel mit diesem Stein da.« Er winkte einer Gruppe von Bergwerkstrollen zu und brüllte: »Lasst alles stehen und liegen. Durchsucht die Mine. Jeden Winkel, habt ihr verstanden? Bringt ihn mir, und zwar lebend.«
    »Und was machen wir mit dem Zwerg?«, murmelte Ax.
    »Mach sie kalt. Sie hat zu viel gesehen.« Er spuckte höhnisch aus. »Urgala!« Der Oger erhob sich, stemmte sich gegen den Hebelarm mit dem Mühlstein, an dem Jez gefesselt war, und setzte das mächtige Ding in Bewegung.
    »Gute Reise, Zwerg.«
    Ich wusste, dass mir nur eine Möglichkeit blieb. Ohne eine Sekunde länger nachzudenken, krabbelte ich aus dem Luftschacht.

Kapitel Elf
    Der Schlangenbauchtroll
    Ich kletterte aus meinem Versteck in die Bergwerkshöhle hinab. »Lass sie in Ruhe!«
    Noose hob den Arm und der Oger blieb regungslos stehen. Es wurde still. Dunkle Trollaugen durchbohrten mich mit ihren Blicken. Noch mehr Schlangen steckten die Köpfe unter Nooses Hemd hervor, während er mit wutverzerrtem Gesicht auf mich zukam.
    »Nun sieh mal einer an. Was kommt denn da aus einem Loch im Felsen rausgekrochen? Wenn das mal nicht die kleine Geröllratte ist. Hast du dich endlich entschlossen, dein Gesicht zu zeigen, ja?«
    Die Bauchschlangen mit ihrer ölig-schwarzen Haut und ihren kleinen Köpfen fixierten mich aus dunklen Knopfaugen, während Noose mich am Kragen packte. Sein Atem roch ranzig.
    »Du hast mir ganz schön Ärger gemacht, Kleiner. Wer hat dich geschickt?«
    »Niemand.« Ich beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben. »Ich bin Verbrecherjäger, und ich … ich bin hier, um dich mitzunehmen.« Meine Stimme zitterte stärker, als mir lieb war.
    In der Höhle brach tosendes Gelächter aus.
    Noose besah sich meinen Mantel und knurrte: »Mein Wachposten ist