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Will Trent 03 - Letzte Worte

Will Trent 03 - Letzte Worte

Titel: Will Trent 03 - Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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» Ich habe meine Brille im Handschuhfach gelassen. «
    » Pech. « Charlie schaltete die Kamera ab. » Ich fahr dich zu deinem Auto, damit du anfangen kannst. Mit dem hier und dann noch mit dem Braham-Haus muss ich mich wohl auch auf eine Nachtschicht einstellen. «

15 . Kapitel
    L ena spürte, wie ein Zittern durch ihren Körper lief. Es war wie ein Erdbeben, ein leises Grollen, dann stand die Welt Kopf. Ihre Zähne hielten den Knebel in ihrem Mund fest. Die Muskeln verkrampften sich. Die Beine zuckten. Sie sah Lichtblitze. Es brachte nichts, dagegen anzukämpfen. Sie konnte nur daliegen und warten, bis das Gefühl nachließ.
    Mit quälender Langsamkeit ließ der Anfall nach. Ihr Körper entspannte sich. Der Unterkiefer wurde schlaff. Ihr Puls verlangsamte sich, das Herz zappelte in ihrer Brust wie ein Fisch im Netz.
    Wie hatte sie nur in diese Situation hineingeraten können? Wie hatte sie sich so leicht hereinlegen lassen können?
    Sie war von Kopf bis Fuß gefesselt, ein ganzes Seil war um ihre Hände, ihren Körper, ihre Knöchel gewickelt. Sie bezweifelte, dass sie selbst ohne die Fessel etwas anderes tun könnte, als dazuliegen und zu schwitzen. Ihre Kleidung war durchnässt. Der Beton unter ihr hatte die Feuchtigkeit gestaut, sodass sie in einer Pfütze ihres eigenen Schweißes lag.
    Und es war kalt, verdammt kalt. Sie spürte ihre Hände und Füße kaum noch. Angst überfiel sie, wenn sie an die nächste Attacke dachte. Viel mehr würde sie nicht mehr ertragen können.
    War es die Infektion in ihrer Hand? War sie der Grund, warum sie so zitterte? Das Pochen war zu einem stechenden Schmerz geworden, der arhythmisch auf- und abschwoll. Ihr Leben lief nicht wie ein Film vor ihr ab, aber sie konnte nicht aufhören zu überlegen, was sie hierhergebracht hatte. Falls sie es schaffte, von hier wegzukommen, falls sie es schaffte, sich irgendwie zu befreien, dann musste sich alles ändern. Die Angst, die ihren Körper durchströmte, hatte eine Klarheit gebracht, die Lena bis dahin noch nie erlebt hatte. Lange Zeit hatte sie sich eingeredet, dass sie die Wahrheit verbog, um andere zu schützen – ihre Familie, ihre Freunde. Jetzt sah sie, dass sie nur sich selbst schützte.
    Falls Brad überlebte, würde sie sich für den Rest ihres Lebens bei ihm entschuldigen. Sie würde Frank sagen, dass sie ihn falsch eingeschätzt hatte. Er war ein guter Mensch. Er hatte die ganzen Jahren zu ihr gehalten, obwohl Lena ihm nur eine wertlose Freundin gewesen war. Ihr Onkel war mit ihr durch die Hölle gegangen. Sie hatte ihn so oft weggestoßen, da war es fast ein Wunder, dass er immer noch aufrecht stand.
    Und sie musste einen Weg finden, Sara allein gegenüberzutreten. Sie würde ihre Seele offenlegen, ihre Beteiligung an Jeffreys Tod gestehen. Sie hatte ihn nicht mit eigenen Händen getötet, aber sie hatte ihn in Gefahr gebracht. Lena war Jeffreys Partnerin gewesen. Sie hätte ihm den Rücken decken sollen, aber sie hatte tatenlos zugesehen, wie er ins offene Messer lief. Sie hatte ihn praktisch in diese Richtung gestoßen, weil sie zu feige war, sich der Situation zu stellen.
    Vielleicht war das der Grund, der diese Anfälle auslöste. Die Wahrheit war wie ein Schatten, der durch ihre Seele kroch.
    Lena verdrehte ihre gesunde Hand, um die Uhr sehen zu können. Das Seil schnitt ihr ins Handgelenk. Doch sie spürte den Schmerz kaum, als sie auf den Knopf für die Beleuchtung drückte.
    23:54 Uhr.
    Es war fast Mitternacht.
    Lena wusste, dass sie das Revier gegen sechs Uhr verlassen hatte. Jared würde sich fragen, wo sie blieb. Oder vielleicht hatte Frank ihn abgepasst, und Jared war bereits auf dem Heimweg nach Macon.
    Jared. Die Wahrheit würde ihr ihn für immer nehmen.
    Die Strafe entsprach dem Verbrechen.
    Sie biss die Zähne zusammen. Sie schloss die Augen, als sie die nächste Welle spürte. Das Zittern bewegte sich von den Schultern über die Arme bis in die Hände. Ihre Beine zuckten. Sie spürte, wie sich ihre Augäpfel nach oben drehten. Da waren Geräusche. Ächzen. Schreien.
    Langsam öffnete Lena die Augen. Sie sah Dunkelheit. Plötzlich war sie wieder bei Bewusstsein. Sie war gefesselt. Geknebelt. Schweiß bedeckte ihren Körper. Der Gestank von Schweiß und Urin lag in der Luft. Sie drückte auf den Knopf ihrer Uhr. Im schwachen Schein sah sie die Haut an ihrem Handgelenk. Rote Streifen schlängelten sich zu ihrer Schulter, ihrem Herzen. Sie blickte auf die Anzeige.
    23:58 Uhr.
    Fast Mitternacht.

MITTWOCH

16 .

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