Will Trent 03 - Letzte Worte
drang gedämpft durch die Tür.
Knox nickte Will stumm zu. » Ist schon zum dritten Mal deswegen hier. Sie will nicht gegen ihn aussagen … «
» Verdammt richtig! « , schrie der Mann.
» Er ist mit seiner eigenen Kotze besudelt, also werde ich ihn abspritzen müssen, falls Sie mit ihm reden wollen. «
» Ich bitte Sie ja nicht gerne … « Will zuckte die Achseln. » Aber es beschleunigt die Sache vielleicht, sodass wir alle wieder in unseren Alltag zurückkehren können. Meine Frau bringt mich um, wenn ich über die Ferien nicht zu Hause bin. «
» Weiß, was Sie meinen. « Knox deutete zur nächsten Zellentür. Die Tür stand offen. » Das ist sie. «
Tommy Brahams Blut war weggewischt worden, aber der rote Fleck auf dem Betonboden sprach Bände. Die Füße hatten offensichtlich in Richtung der Tür gezeigt, der Kopf zur Wand. Vielleicht hatte er auf der Seite gelegen, die Arme vor sich ausgestreckt. Ausgehend von der Größe des Flecks nahm Will an, dass Tommy nach einem Handgelenk nicht aufgehört hatte. Er hatte sie sich beide aufgeschlitzt, damit sein Plan auch wirklich aufging.
Als Will die Zelle betrat, erfasste ihn eine leichte Klaustrophobie. Er betrachtete die Waschbetonwände, das metallene Bettgestell mit der dünnen Matratze. Toilette und Waschbecken bildeten eine zusammenhängende Einheit aus Edelstahl. Die Schüssel sah sauber aus, aber der Kloakengestank war stechend. Neben dem Waschbecken standen eine Zahnbürste, ein Metallbecher und eine kleine Tube Zahnpasta, wie man sie auch in Hotels bekam. Will war nicht abergläubisch, aber ihm war deutlich bewusst, dass Tommy Braham in seinem Elend hier drinnen vor weniger als acht Stunden seinem Leben ein Ende gesetzt hatte. Die Aura des Todes hing noch in der Zelle.
» Ich war’s nicht « , zitierte Knox.
Will drehte sich um, weil er nicht wusste, was Knox meinte. » Das hat er geschrieben. « Dann bekam seine Stimme einen wissenden Tonfall. » Wenn du es nicht warst, Kumpel, warum hast du dich dann umgebracht? «
Will hatte es noch nie sehr sinnvoll gefunden, einen Toten nach seinen Motiven zu fragen, deshalb gab er die Frage an Knox zurück. » Was glauben Sie, warum er immer wieder beteuerte, dass er Allison Spooner nicht getötet habe? «
» Hab’s Ihnen gesagt. « Knox tippte sich an die Schläfe. » Nicht ganz richtig hier oben. «
» Verrückt? «
» Na ja, nur dümmer als Stroh. «
» Zu dumm, um zu wissen, wie man jemanden tötet? «
» Mann, wäre schön, wenn’s so was gäbe. Dann müsste ich in dieser Zeit des Monats nicht so höllisch auf meine Frau aufpassen. « Er lachte laut, und Will zwang sich, mit einzufallen, verdrängte dabei den Gedanken an Tommy, der auf dem Boden seiner Zelle lag und die Kugelschreibermine immer und immer wieder über seine Handgelenke zog, bis das Blut spritzte. Wie lange dauerte es wohl, bis das Fleisch aufplatzte? Wurde die Haut heiß von der Reibung? Wurde das Metall der Mine warm? Wie lange dauerte es, bis so viel Blut aus dem Körper geflossen war, dass das Herz aufhörte zu schlagen?
Will wandte sich den verblassten Buchstaben an der Wand zu. Er wollte seine neue, wenn auch falsche Kameraderie mit Knox nicht durchbrechen. » Kannten Sie Allison Spooner? «
» Sie arbeitete im Diner. Wir kannten sie alle. «
» Wie war sie denn so? «
» Gutes Mädchen. Brachte die Teller ziemlich schnell. Stand nicht herum und plapperte zu viel. « Kopfschüttelnd schaute er auf den Boden. » Gut ausgesehen hat sie auch. Schätze, deshalb fasste Tommy sie ins Auge. Das arme Ding. Sie dachte wahrscheinlich, der ist harmlos. «
» Hatte sie Freundinnen? Einen Freund? «
» Schätze, da war nur Tommy. Habe sonst nie jemanden mit ihr zusammen gesehen. « Er zuckte die Achseln. » Wobei ich nicht sehr darauf geachtet habe. Meine Frau mag es nicht, wenn ich den Blick schweifen lasse. «
» Haben Sie Tommy oft im Diner gesehen? «
Knox schüttelte den Kopf. Will merkte, dass seine Kooperationsbereitschaft wieder geringer wurde.
» Kann ich mit dem Frauenprügler sprechen? «
» Ich habe sie nicht angerührt « , kreischte der Gefangene und schlug mit der Hand an die Zellentür.
» Dünne Wände « , bemerkte Will. Knox lehnte mit verschränkten Armen an der Tür. Seine Hemdtasche war ausgebeult, ein silberfarbener Stift steckte darin. » Hey, kann ich mir Ihren Stift mal ausleihen? «
Knox berührte den Clip des Stifts. » Tut mir leid, aber das ist der Einzige, den ich habe. «
Will erkannte das
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