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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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und das Wunder von Tiny Cooper mit der Schulbank und das ständige Schielen auf meine Burger-King-Kids-Meal-Magic-Schulbus-Uhr und die Erleichterung beim Klingeln nach der achten Stunde und der Schulbus nach Hause und dann Hausaufgaben und Abendessen und meine Eltern und dann der Rückzug in mein Zimmer und meine Musik und Facebook und das Lesen irgendwelcher Status-Meldungen, ohne selbst welche zu schreiben, weil meine Strategie des Maulhaltens sich auch auf schriftliche Kommunikation erstreckt, und Ins-Bett-Gehen und Aufwachen und Aufstehen und Duschen und Schule. Ich habe nichts dagegen. Vor die Wahl gestellt ist mir die stille Verzweiflung lieber als das ständige Hin-und-Her-Geschleudertwerden zwischen Extremen.
    Und dann komme ich Donnerstagabend nach Hause und Tiny ist am Telefon und die Dinge geraten in Bewegung. Ich sage Hallo und Tiny sagt statt einer Einleitung sofort: »Du musst morgen unbedingt zu unserem HUHA-Treffen kommen.«
    Und ich sage: »Geht nicht gegen dich, Tiny, aber ich hab mit Allianzen generell nichts am Hut. Außerdem kennst du meine Haltung, was außerlehrplanmäßige schulische Aktivitäten betrifft.«
    »Nein, kenne ich nicht«, sagt Tiny.
    »Ich bin dagegen«, sage ich. »Die lehrplanmäßigen schulischen Aktivitäten reichen mir. Ich muss jetzt Schluss machen, Tiny. Meine Mutter ist in der Leitung.« Ich lege auf. Meine Mutter ist gar nicht in der Leitung, aber ich muss auflegen, weil ich nicht zu irgendwas überredet werden möchte.
    Doch Tiny ruft noch mal an. Und er sagt: »Ich brauch dich aber, du musst unbedingt kommen, weil wir dringend mehr Mitglieder benötigen. Wie viel Geld wir von der Schule kriegen, hängt nämlich auch davon ab, wie viele Leute zu unseren Treffen kommen.«
    »Warum braucht ihr Geld von der Schule? Du bist Hausbesitzer, Tiny.«
    »Wir brauchen Geld, um Tiny Dancer auf die Bühne bringen zu können.«
    »Ach, du großer Gott«, sage ich, denn Tiny Dancer ist das Musical, das Tiny geschrieben hat. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um Tinys leicht fiktionalisierte Lebensgeschichte, in gesungener Form selbstredend. Außerdem handelt es sich – und wohlgemerkt, dieses Adjektiv gebrauche ich nicht leichtfertig – um das schwulste Musical in der Geschichte der Menschheit. Was wirklich etwas heißen will. Und mit schwul meine ich nicht, dass es total nervt. Ich meine damit, dass es schwul ist. Es ist sogar – wenn man bedenkt, wie Musicals eben so sind – ziemlich gut. Die Lieder gehen einem gleich ins Ohr. Ganz besonders hat mir der Football-Song »Nose Tackle (mag Tight Ends)« gefallen, in dem der denkwürdige Refrain vorkommt:
    »Der Mannschaftsraum ist für mich keine Pornografie, /
da kribbelt’s mir in der Nase nie, / packt eure pickeligen Pimmel ein / und geht nach Haus, / das Spiel ist aus.«
    » Was ist? «, stöhnt Tiny.
    »Ich … ich mach mir nur Sorgen, dass das, wie hat Gary gestern gesagt … also, dass das ›schlecht für den Teamgeist‹ sein könnte«, sage ich.
    »Und genau so was in der Art kannst du auch morgen sagen!«, antwortet Tiny mit einer kaum hörbaren Spur Enttäuschung in der Stimme.
    »Ich komme«, sage ich und lege auf. Tiny ruft noch mal an, aber diesmal geh ich nicht dran, weil ich auf Facebook bin und sein Profil checke. Ich klicke mich durch seine 1532 Freunde, einer schnuckeliger und trendiger als der andere. Ich versuche herauszufinden, wer genau in der Homo-und-Hetero-Allianz ist und ob sich seine Freunde vielleicht zu einem nicht total nervigen Freundeskreis Für Mich entwickeln könnten. Soweit ich das überblicke, kommen dafür aber nur Gary, Nick und Jane in Frage. Ich betrachte mit zusammengekniffenen Augen Janes winziges Foto, auf dem sie ihren Arm um irgendein lebensgroßes Maskottchen auf Schlittschuhen gelegt zu haben scheint.
    Und genau in dem Moment kommt von ihr eine Freundschaftsanfrage rein. Ein paar Sekunden nachdem ich sie akzeptiert habe, meldet sie sich.
     
    Jane: Hey!
    Ich: Hey.
    Jane: Oh, tut mir leid, das Ausrufezeichen war vielleicht etwas übertrieben.
    Ich: Ach was. Schon gut.
    Ich guck mir ihr Profil an. Die Liste ihrer Lieblingsbands und Lieblingsbücher ist unanständig lang, und ich schaffe es bei ihrer Musikliste nur bis B, bevor ich aufgebe. Auf den Fotos sieht sie hübsch aus, aber nicht so, wie sie im wirklichen Leben aussieht – das Fotolächeln ist nicht ihr echtes Lächeln.
     
    Jane: Hab gehört, dass Tiny dich für die HUHA anwerben will.
    Ich: Ja.
    Jane: Du musst

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