Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
Vom Netzwerk:
kommen. Wir brauchen mehr Mitglieder.
    Sieht ehrlich gesagt etwas mau aus bei uns.
    Ich: Ja, ich glaub, ich komme.
    Jane: Cool. Ich wusste gar nicht, dass du auch bei Facebook bist. Witziges Profil. Besonders gefällt mir: »Aktivitäten: sollten mit einer Sonnenbrille zu tun haben.«
    Ich: Du hast mehr Lieblingsbands als Tiny Ex-Freunde.
    Jane: Ja, kann sein. Manche Leute haben ein Leben, andere haben eben die Musik.
    Ich: Und manche keines von beiden.
    Jane: Jetzt mach mal halblang, Will. Du wirst so ziemlich der schärfste Hetero-Junge in der HUHA sein.
     
    Mich befällt das Gefühl, dass sich da gerade ein Flirt anbahnt. Damit ich nicht falsch verstanden werde. Ich mag Flirten so sehr wie jeder andere, immer unterstellt, dieser andere muss auch dabei zusehen, wie sein bester Freund wieder und wieder in den Mahlstrom der Liebe gerät. Aber nichts verstößt gegen die beiden Regeln von Maulhalten und Nichts-an-sich-ranlassen stärker als Flirten – außer vielleicht der bezaubernde fürchterliche Moment, wenn man vom Flirten zur Tat
schreitet, der Moment, in dem man sein Unglück mit einem Kuss besiegelt. Dann brechen sie dir das Herz. Ich glaube, ich sollte noch eine dritte Regel einführen: 1.) Lass nichts zu nah an dich ran. 2.) Maul halten. Und 3.) Küss nie ein Mädchen, das du magst.
     
    Ich, nach einer Weile: Wie viele Hetero-Jungs gibt es denn in der HUHA?
    Jane: Nur dich.
     
    Darauf antworte ich ihr mit einem lol und komme mir wie ein Idiot vor, dass ich auch nur eine Sekunde an einen Flirt gedacht habe. Jane ist einfach bloß ein Mädchen mit viel Grips, spitzer Zunge und viel zu lockigen Haaren.
     
    Und so kommt es dann wie folgt: Punkt halb vier am nächsten Tag ist die achte Stunde zu Ende, und ich spüre eine Nanosekunde lang, wie die Endorphine durch meinen Körper zischen, die mir normalerweise verkünden, dass ich wieder erfolgreich einen Schultag überstanden habe, ohne dass irgendetwas geschehen ist. Aber dann fällt mir ein, dass der Tag noch nicht vorbei ist.
    Während sich ein Strom von Leuten nach unten ergießt, auf dem Weg ins Wochenende, trotte ich die Treppe hoch.
    Ich gehe zum Klassenzimmer 204A und mache die Tür auf. Jane sitzt mit dem Rücken zu mir auf einem Tisch, die Füße auf einem Stuhl abgestellt. Sie hat ein blassgelbes T-Shirt an, und weil sie leicht vorgebeugt dasitzt, kann ich den Ansatz ihres Pos sehen.
    Tiny Cooper liegt auf dem dünnen Teppich ausgestreckt,
seinen Rucksack benutzt er als Kopfkissen. Er hat hautenge Jeans an, die bei ihm ganz stark wie blaue Wurstdärme aussehen. Im Moment besteht die gesamte HUHA nur aus uns drei.
    Tiny sagt: »Grayson!«
    »Bin ich hier richtig in der Hirn-und-Hintern-Allianz?«
    Tiny lacht. Jane sitzt immer noch von mir abgewandt da und liest irgendwas. Meine Augen kehren zu ihrem Po zurück, weil sie ja irgendwo hinschauen müssen, und Tiny sagt: »Grayson, du gibst doch nicht etwa deine Asexualität auf?«
    Jane dreht sich um. Der Blick, den ich Tiny zuwerfe, ist schneidend. Ich murmle: »Ich bin nicht asexuell, sondern beziehungsunfähig.«
    Und Tiny sagt zu Jane: »Das ist doch eine Tragödie, findest du nicht auch? Ich meine, alle schwärmen sie für Grayson, und er? Weigert sich schlichtweg, jemanden zu daten, egal ob ein Mädchen oder einen Jungen.«
    Tiny zieht mich gern auf. Er tut das aus reinem Vergnügen, nur damit ich genervt bin. Und es funktioniert. »Halt’s Maul, Tiny.«
    »Ich meine, ich versteh ja nicht so ganz, was an ihm sein soll«, sagt er. »Nimm’s nicht persönlich, Grayson, aber du bist einfach nicht mein Typ. Erstens: Du widmest dich nicht genug der Körperhygiene, und zweitens: Der Schwachsinn, der bei den Mädchen für dich spricht, ist genau der Schwachsinn, den ich total uninteressant finde. Aber okay, Jane, ich glaube, wir können uns darauf einigen, dass Grayson ganz nette Oberarme hat.«
    Jane wirkt, als würde sie etwas in Panik geraten, deshalb
sage ich schnell, damit sie nicht antworten muss: »Du hast schon eine ziemlich merkwürdige Art, mich anzumachen, Tiny.«
    »Ich würde dich nie anmachen, Grayson, weil du ja nicht schwul bist. Und Jungs, die Mädchen mögen, sind für mich grundsätzlich unsexy. Warum sollte man jemanden lieben, der einen nicht zurücklieben kann?«
    Die Frage war rhetorisch gemeint, aber wenn ich nicht generell versuchen würde, immer das Maul zu halten, dann hätte ich jetzt darauf geantwortet: Man liebt jemanden, der einen nicht zurücklieben kann, weil

Weitere Kostenlose Bücher