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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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unerwiderte Liebe viel besser zu überstehen ist als Liebe, die zuerst erwidert wurde und dann nicht mehr.
    Nach einem Moment sagt Tiny: »Hetero-Mädchen finden, dass er süß ist, das ist alles.« Und da begreife ich erst das volle Ausmaß seines Irrsinns. Tiny Cooper hat mich zum Treffen der Homo-und-Hetero-Allianz eingeladen, weil er mich mit einem Mädchen verkuppeln will.
    Was natürlich vollkommen idiotisch ist, auf eine so vielfältige und bedeutungsvolle Weise idiotisch, wie das nur ein Griechischlehrer hinreichend erläutern könnte. Wenigstens hält Tiny danach endlich das Maul, und ich fange an, auf meine Uhr zu starren, und frage mich, ob die HUHA-Treffen wohl immer so ablaufen – vielleicht sitzen wir ja zu dritt schweigend eine Stunde rum, Tiny sondert von Zeit zu Zeit wie Giftgaswolken seine wenig einfühlsamen Kommentare ab, was die Atmosphäre im Raum unerträglich macht, und am Ende stürmen wir raus und brüllen GO GAY! oder so was. Aber dann kommen Gary und Nick und ein paar andere Jungs, die ich vom Sehen kenne, außerdem ein Mädchen mit
einem Pagenkopf in einem riesigen Rancid-T-Shirt, das ihr fast bis zu den Knien reicht, und dann auch noch Mr Fortson, ein Englischlehrer, den ich bisher noch nie hatte, was wahrscheinlich der Grund ist, warum er mir so freundlich zulächelt.
    »Mr Grayson«, sagt er. »Schön, dass Sie gekommen sind. Ihr Leserbrief vor ein paar Wochen hat mir gut gefallen.«
    »Der größte Fehler meines Lebens«, erkläre ich ihm.
    »Warum das denn?«
    Tiny mischt sich ein. »Das ist eine lange Geschichte, die mit Maulhalten und Nichts-an-sich-ranlassen zu tun hat.« Ich nicke nur. » Ohmeingott , Grayson«, flüstert Tiny theatralisch. »Hab ich dir schon erzählt, was Nick zu mir gesagt hat?«
    Ich denke Nick Nick Nick, wer zum Teufel ist Nick? Und dann werfe ich einen Blick hinüber zu Nick, der neben Gary sitzt, was ein erster Hinweis ist, und der genau wie Gary den Kopf in den Armen vergräbt, was ein zweiter Hinweis ist. Tiny sagt: »Er hat gesagt, dass er es sich mit mir vorstellen kann. Genau diese Worte. Er kann es sich mit mir vorstellen. Ist das nicht das Fantastischste, was du jemals gehört hast?« So wie er das sagt, habe ich keine Ahnung, ob er damit meint, fantastisch-aberwitzig oder fantastisch-wunderbar, deshalb zucke ich nur mit den Achseln.
    Nick seufzt, vergräbt den Kopf noch tiefer in den Armen und murmelt: »Tiny, nicht jetzt.« Gary fährt sich mit den Fingern durch die Haare und seufzt ebenfalls. »Schlecht für den Teamgeist, deine Polyamoritis.«
    Mr Fortson ruft uns alle zur Ordnung, indem er mit einem Hämmerchen auf den Tisch klopft. Einem echten Auktionatorhämmerchen.
Der arme Kerl. Ich glaube kaum, dass er sich damals im College oder wo auch immer ausgemalt hat, zu seinem künftigen Lehrerdasein würde auch der Einsatz eines Hämmerchens gehören.
    »Okay, dann sind wir heute acht. Großartig, Kinder. Unser erster Tagesordnungspunkt ist Tinys Musical, Tiny Dancer . Wir müssen entscheiden, ob wir den Verwaltungsrat bitten wollen, die Aufführung zu sponsern, oder ob wir uns lieber auf andere Dinge konzentrieren. Erziehung, Problembewusstsein und so weiter.«
    Tiny setzt sich auf und verkündet: »In Tiny Dancer geht es um Erziehung und um Problembewusstsein, worum denn sonst?«
    »Ja«, sagt Gary sarkastisch. »Darum, alle zu einem Problembewusstsein zu erziehen, was Tiny Cooper betrifft.«
    Die zwei Jungs neben Gary kichern, und bevor ich noch richtig nachgedacht habe, sage ich: »Hey, sei kein Blödmann, Gary«, weil ich einfach nicht anders kann, als Tiny zu verteidigen.
    Jane sagt: »Ob die Leute ihren Spaß dabei haben werden? Verdammt noch mal total. Aber sie werden ehrlich darüber lachen. Das Stück ist witzig und es ist nah dran am Leben und es trieft nicht vor Selbstmitleid. Es zeigt Schwule einfach als Menschen mit all ihren Kompliziertheiten – nicht nur immer dieses ›Oh weh, oh weh, ich muss meinem Daddy sagen, dass ich Jungs mag, und heul-heul, das ist alles so hart‹.«
    Gary verdreht die Augen und pafft die Luft durch seine gekräuselten Lippen, als würde er Zigarettenrauch ausatmen. »Genau. Weil du ja weißt, wie schwer das alles ist«, sagt er.
»Du bist ja … halt, warte. Genau. Du bist ja nicht homosexuell.«
    »Das spielt doch überhaupt keine Rolle«, antwortet Jane. Sie blitzt Gary wütend an, während Mr Fortson zu einer kleinen Rede ansetzt, dass man innerhalb einer Allianz keine Allianzen bilden dürfe,

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