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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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noch zusätzlich eine kleine Rolle einfügen soll, eine Figur namens Janey.«
    Dann marschiert er selbstbewusst den Mittelgang entlang. »Leute!«, ruft er. »Leute, bitte setzt euch irgendwo hin!« Alle huschen auf die Plätze in den ersten Reihen, während Tiny auf die Bühne springt. »Wir haben nicht viel Zeit«, verkündet er. Seine Stimme klingt seltsam affektiert. Wahrscheinlich spricht er so, weil er glaubt, dass Theaterleute so sprechen. »Zuerst muss ich wissen, ob ihr singen könnt. Deshalb singt jetzt jeder eine Minute lang vor. Danach geht es ums Vorsprechen für eine bestimmte Rolle. Ihr dürft euch euer Lied aussuchen, aber nur damit ihr es wisst: Tiny. Cooper. Hasst. Somewhere over the Rainbow.«
    Und damit macht er einen dramatischen Satz runter von der Bühne. »Nummer 1«, ruft er dann. »Zeig, was du drauf hast, verführ mich!«
    Nummer 1, ein blondes Mäuschen, das sich als »Marie F.«
vorstellt, huscht die Stufen neben der Bühne hoch zum Mikrofon. Unter ihrem Pony hervor blinzelt sie zur Rückwand des Raums, auf der in großen leuchtroten Buchstaben steht: WILDKITS LASSEN ES ROCKEN. Mit ihrer unfassbar schlechten Wiedergabe einer Ballade von Kelly Clarkson macht sie sich dran, das Gegenteil zu beweisen.
    »Ohmeingott«, murmelt Jane. »Ohmeingott. Bitte lass es schnell vorbei sein.«
    »Ich weiß nicht, was du hast«, flüstere ich. »Sie ist für die Rolle der Janey doch wie geschaffen. Sie singt total falsch, mag Mainstream-Pop und steht auf Tuntenquäker.« Jane stößt mich mit dem Ellenbogen.
    Nummer 2 ist ein kräftig gebauter Junge mit Haaren, die zu lang sind, um als normal durchzugehen, und zu kurz für einen Langhaarlook. Er singt einen Song von einer Band, die sich die Damn Yankees nennen – Jane kennt sie natürlich. Keine Ahnung, wie das Original klingt, die brüllaffenmäßige A-capella-Version des Typen lässt jedenfalls einiges zu wünschen übrig. »Hört sich so an, als hätte ihm jemand grade in die Eier getreten«, sagt Jane. Woraufhin ich antworte: »Wenn er nicht gleich aufhört, tret ich ihm in die Eier.« Als wir bei Nummer 5 angelangt sind, sehne ich mich nach der mittelmäßigen Wiedergabe eines so harmlosen Lieds wie »Over the Rainbow«, und ich glaube, Tiny auch. Sein feuriger Ausruf »Das war großartig! Wir kommen auf dich zurück!« ist inzwischen zu einem »Danke. Der Nächste?« geschrumpft.
    Die Lieder reichen von Jazz-Standards bis zu Coverversionen von Boygroup-Songs. Aber alle Bewerber haben eines gemeinsam: Sie nerven ziemlich. Also, ich meine, nicht alle nerven auf dieselbe Weise und nicht alle nerven gleich stark,
aber jeder nervt zumindest ein bisschen. Es haut mich deshalb fast vom Hocker, als sich herausstellt, dass Ethan, die Nummer 19, tatsächlich die beste Stimme von allen bisherigen Kandidaten hat. Er hat sich ein Lied aus einem Musical namens »Frühlings Erwachen« ausgesucht. Der Kerl kann vielleicht schmettern.
    »Er könnte dich spielen«, sagt Jane. »Wenn er sich die Haare ein bisschen wachsen lässt und ein schlechtes Karma entwickelt.«
    »Ich hab kein schlechtes Karma –«
    » – sagen alle, die ein schlechtes Karma haben.« Jane lächelt. Ich lächle auch.
     
    Innerhalb der nächsten Stunde entdecke ich zwei mögliche Janes. Nummer 24 singt eine befremdlich gute, klebrig süße Version eines Lieds aus Guys and Dolls . Das andere Mädchen, Nummer 43, hat blond gefärbte glatte Haare mit blauen Strähnchen und singt »Mary Had a Little Lamb« Irgendwie wirkt der Kontrast von Kinderlied und blauen Strähnchen auf mich ziemlich Jane-mäßig.
    »Ich bin für sie«, sagt Jane, als das Mädchen bei der zweiten Mary angelangt ist.
    Die letzte Kandidatin ist ein zierliches, rehäugiges Wesen namens Hazel, das ein Lied aus Rent vorträgt. Als sie geendet hat, läuft Tiny auf die Bühne, um sich bei allen zu bedanken und ihnen zu sagen, wie großartig sie waren und wie unglaublich schwierig die Auswahl für ihn sein wird und dass er übermorgen die Liste für die zweite Runde aushängen wird. Alle strömen an uns vorbei und schließlich kommt Tiny den Gang entlanggeschlurft.
    »Das wird nicht leicht werden«, sage ich zu ihm.
    Er macht eine dramatische Geste der Vergeblichkeit. »Viele künftige Broadway-Stars waren nicht gerade dabei«, sagt er.
    Gary kommt und meint: »Mir haben Nummer 6, 19, 31 und 42 gefallen. Der Rest – na ja«, und dann legt er die Hand aufs Herz und fängt an zu singen: »Somewhere over the rainbow, way up high

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