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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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›Liquid Ecstasy‹ in Drinks gemischt. Sie beeinflusst Bewusstsein und Kurzzeitgedächtnis. Das Opfer war vergewaltigt worden, ohne dass es sich daran erinnern konnte. Sie hatte lediglich angegeben, noch Stunden später ein komisches Gefühl gehabt zu haben. Eine Angestellte der Disko hatte später ausgesagt, die Täter hätten mit der Tat angegeben. Allerdings drei Tage danach, wir konnten ihnen nichts mehr nachweisen. Denn das Makabre ist die Tatsache, dass die Opfer keinerlei Spuren von äußerlicher Gewalt aufweisen, sie machen selbstständig mit, gehorchen jedem Befehl, natürlich unterbewusst und alles andere als freiwillig.«
    Joshua hatte gespannt zugehört. Das Gespräch mit dem Nachbarn seiner Eltern, Siggi Blankenagel, drang an die Oberfläche.
    ›Lisa ist schwanger … es gibt keinen Vater‹
    Er schlug die Hände vors Gesicht. Karin bedachte ihn mit einem verwunderten Seitenblick.
     
     

29
    Siggi Blankenagel saß ihnen schweigend gegenüber, Sofie Blankenagel wischte sich Tränen aus dem Gesicht. Die Hände des Ehepaares waren eng ineinander verschlungen. Sehr zum Unwillen Karins kam Joshua direkt zur Sache, berichtete von den perfiden Verbrechen an jungen Mädchen, fragte sie unverblümt, ob ihre Tochter vor dem Vorfall, wie er es unsensibel ausdrückte, in einer Diskothek gewesen war.
    »Lisa ging jeden Samstag mit ihren Freundinnen in die Disko oder auf Feten … jetzt nicht mehr«, stotterte Sofie Blankenagel unter Tränen.
    »Kann ich Ihre Tochter sprechen?«, fragte Karin ruhig.
    »Wenn sie Ihnen öffnet.«
    Frau Blankenagel deutete auf die helle Holztreppe schräg hinter sich.
    »Das erste Zimmer links.«
    Siggi Blankenagel stand auf und ging in die Küche. Mit einer Flasche Bier in der Hand lief er an ihnen vorbei Richtung Garten. Joshua folgte ihm.
    »Ich bekomme da drin keine Luft mehr.«
    Blankenagel setzte sich auf die Bank der Holzterrasse, Joshua nahm neben ihm Platz. Nach einem kräftigen Schluck wanderten seine Augen über den Garten.
    »Seitdem wir von Lisas Schwangerschaft wissen, ist in diesem Haus nicht mehr gelacht worden. Es ist ein verdammtes Scheißgefühl, wenn man glaubt, die eigene Tochter vertraut einem nicht mehr. Wir haben gedacht, wir bekommen das wieder hin … irgendwann. Aber jetzt? Jetzt ist alles viel schlimmer. Wir waren es, die kein Vertrauen hatten. Verdammt …«, murmelte Blankenagel und führte die Bierflasche mit zitternder Hand zum Mund.
    »Entschuldige, ich war zu direkt. Es steht überhaupt nicht fest, dass Lisa Opfer einer …«, Joshua schloss im letzten Moment die Lippen.
    »Es würde alles erklären.«
    In seinen feuchten Pupillen spiegelte sich die untergehende Sonne.
    »Das muss es nicht. Lisa ist jung. Vielleicht hat sie sich einmal gehen lassen und ihr ist es nun peinlich, mit euch darüber zu reden.«
    »Weil du 
das
 glaubst, seid ihr hier?«
    Blankenagel lachte trocken. Joshua ärgerte es, so ungestüm vorgegangen zu sein. Er konnte es tatsächlich nicht glauben, obwohl er Lisa nur von Erzählungen seiner Eltern und des Nachbarn kannte. Sie war demnach ein intelligentes, aufgeschlossenes Mädchen, stand kurz vor dem Abitur und möchte im Anschluss Biologie studieren. Sie hatten ein tolles Verhältnis zueinander, in ihren Vater war sie geradezu vernarrt. Einen › One-Night-Stand ‹ mit Folgen hätte sie offen angesprochen, jedenfalls schätzte Joshua sie nach Gesprächen mit Siggi Blankenagel so ein. Die einzig verbleibende Erklärung tat weh.
     
    Entgegen Karins Vermutung wirkte Lisa Blankenagel einigermaßen gefestigt. Sie bat die Polizistin, wenn auch mit verzogenen Mundwinkeln, herein.
    »Ermittelt die Polizei jetzt schon ungeklärte Schwangerschaften?«, fragte sie trotzig und ließ sich aufs Bett fallen. Karin hatte einen Korbsessel ans Bett gezogen, ließ ihr Zeit. Die junge Frau war ungeschminkt, die langen dunkelblonden Haare fielen über ihr Gesicht. Mit einer lässigen Geste streifte sie sie beiseite. Die abwehrende Haltung wich Unsicherheit. Sie zog die Beine an und streifte das Shirt bis über die Knie.
    »Lisa, du musst mir keinen Namen nennen. Mich interessiert nur eines: Weißt du wirklich nicht, wer der Vater sein könnte?«
    Eine Minute sah sie Karin mit teilnahmslosem Ausdruck an, bis ihre Lippen eine dünne Linie bildeten und sie ganz leicht den Kopf schüttelte.
    »Deine Mutter hat mir erzählt, dass du an den Wochenenden in Diskos oder auf Partys gehst. Hast du schon einmal etwas von

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