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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Eugen Strietzel empfing sie in dem kleinen Büro im Keller. Joshua hatte sich unterwegs an ihren letzten Fall erinnert. Die Opfer waren kurz vor der Tat mit einem bewusstseinsverändernden Präparat behandelt worden.
    »Ja, ich erinnere mich. Es handelte sich um den Wirkstoff Midazolamhydrochlorid.«
    »Ähem ja. Wäre es möglich, dass er auch in unserem Fall eingesetzt wurde?«
    Strietzel wickelte eine seiner kleinen, hellroten Locken um den rechten Zeigefinger.
    »Ich habe zwar die Leiche von Herrn Dahlmann obduziert. Nach diesem Wirkstoff habe ich aber nicht gesucht.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist ein Riesenaufwand, nach jeder einzelnen Substanz zu suchen. Sollte die Todesursache einigermaßen ersichtlich sein und keine weiteren Anhaltspunkte existieren, wird das nicht gemacht. Das würde ich nicht bezahlt bekommen.«
    Klaus Dahlmann war bereits beerdigt. Eine Exhumierung würde viel Aufsehen erregen. Zwar konnten sie davon ausgehen, dass nur die vermeintlichen Täter unter Drogeneinfluss gestanden hatten, Joshua glaubte aber in diesem Fall an eine Ausnahme. Er hegte Zweifel an der Vorstellung, Udo Hornbach könne einen gestandenen Polizisten wie Dahlmann überwältigen. Die einzige Erklärung war für ihn das Überraschungsmoment.
    Aber es gab noch eine weitere Möglichkeit: Der Leichnam von Gregor Danzer war noch nicht freigegeben worden. Er musste schnellstens hierher gebracht werden.
    »Sagt dir ›Liquid Ecstasy‹ was? Den Wirkstoff kenne ich nicht.«
    Joshua wurde unruhig.
    »G.H.B. oder Gammahydroxybuttersäure. Ja, der ist bekannt. Es gab in der letzten Zeit immer mehr Todesfälle, die auf das Konto dieser Substanz gingen. G.H.B. lässt sich bis zu acht Stunden nach Einnahme im Blutplasma nachweisen und maximal zwölf Stunden danach im Urin. Spätestens nach diesen zwölf Stunden ist Schicht. Darum raten eure Kollegen vermeintlichen Opfern auch, möglichst schnell einen Arzt aufzusuchen.«
    »Todesfälle?«
    Joshua konnte es nicht glauben. Er schien der Einzige zu sein, der noch nichts davon mitbekommen hatte. Immer noch mit der Verarbeitung des Verbrechens an LisaBlankenagel beschäftigt, musste er jetzt glücklich sein, dass ihr nicht mehr passiert war.
    »Ja, der Wirkstoff ist nicht ohne. In Verbindung mit Alkohol oder Drogen potenziert sich die Wirkung. Es führt zu Krämpfen bis hin zur völligen Bewegungsunfähigkeit. Dies hat eine Atemlähmung und den Erstickungstod zur Folge. Meistens bleibt es aber bei Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit, Schwindelgefühlen oder Erbrechen.«
    Strietzel hörte sich an, als las er den Beipackzettel eines Medikamentes vor. Joshua, bis dahin an einem Metallschrank lehnend, lief nachdenklich umher.
    »Was ist mit diesen Mitteln möglich? Kann ich damit jemanden dazu bringen, einen Menschen zu töten?«
    »Mit G.H.B. kenne ich mich nicht aus, da müsstest du einen Facharzt befragen. Am ehesten vorstellbar wäre das Medikament Dormicum Es wird beispielsweise vor einer Magenspiegelung verabreicht. Man sagt dir: Öffne den Mund, und du öffnest den Mund. Wenn der Arzt dich anweist zu schlucken, vertilgst du den Schlauch. Hinterher kannst du dich an nichts erinnern. Ebenso könnte der Doktor dir sagen: Nimm das Messer und schlitze meiner Assistentin den Hals auf. Vermutlich würdest du auch das tun. Beachte bitte den Konjunktiv, denn empirische Nachweise darüber existieren nicht. Im Prinzip reagieren Patienten nach Einnahme dieses Präparates auf jede noch so abwegige Anweisung. Es käme auf einen Versuch an.«
    »Vielleicht gab es den schon?«, sinnierte Joshua, »wo bekommt man das Zeug?«
    »Auch hier kann ich mich nur auf Dormicum beziehen. Es wird gelegentlich als Psychopharmakon eingesetzt. Es soll allerdings auch Hausärzte geben, die das Medikament gegen Schlafstörungen verschreiben. Dieses ›Liquid Ecstasy‹ ist kein Medikament. Habe gehört, dass es in Diskos verkauft wird, aber das ist nur ein Gerücht.«
    Das bekommen wir heraus, dachte Joshua und verabschiedete sich von Eugen Strietzel. Im Türrahmen fiel ihm das Bild Thalbachs am Geldautomaten ein. Der Staatsanwalt hatte etwas in der Hand gehalten.
    »Wären die Opfer auch telefonisch beeinflussbar?«
    Strietzel wirkte erstaunt.
    »Darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Warum nicht? Man müsste nur permanent dafür sorgen, dass sie das Telefon am Ohr haben. Ihr Bewusstsein ist betäubt, ohne Anweisung verfallen sie in Apathie, schlafen möglicherweise ein. Darum wird Dormicum auch

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