Willenlos
Grund und dass er da herumgeistert, meine Güte, er ist ein freier Mann.«
»Ich meine ja nur, wir dürfen ihn nicht freilassen.«
Daniel nickte mit dem Kopf in Bartrams Richtung. Joshua rieb nachdenklich das Kinn.
»Warum eigentlich nicht? Sollen sie sich doch gegenseitig umlegen, dann ist unser Job erledigt.«
»Nicht schlecht, die Idee.«
Grinsend verließ Daniel den Raum.
Die Finte hatte ihr Ziel nicht verfehlt, wie Joshua mit einem Blick auf den kreidebleichen Bartram erkennen konnte. Er schien mit der Abwägung zwischen einem Leben im Gefängnis und dem Tod beschäftigt zu sein. Der richtige Moment nachzusetzen. Joshua kramte den zweiten Spurenbeutel aus der Tasche neben seinem Stuhl. Er stand auf und hielt den Beutel dicht vor Bartrams Gesicht. Unruhig betrachtete dieser das weiße Pulver.
»Kennen Sie auch nicht, stimmt’s?«
»Nein … was ist das?«
Die Worte quälten sich zitternd über die Lippen.
»Ganz fein zerbröseltes Dormicum. Lag neben den Messern. Im Papiercontainer haben wir die dazugehörige Packung gefunden.«
Joshua zog den letzten Beutel aus der Tasche. Er kam sich wie ein Magier vor, der vor seinem Publikum ein Teil nach dem anderen aus einem scheinbar nie leer werdenden Zylinder zauberte.
»Auch hier befinden sich Ihre Fingerabdrücke drauf. Ich würde vorschlagen, wir beenden die Märchenstunde und kommen zum Geständnis, was halten Sie davon, Herr Bartram?«
Bartram zitterte am gesamten Körper. Joshua fragte sich, wie lange er noch durchhalten würde.
»Ich weiß nicht, wie die darauf kommen … ich weiß es nicht … es war Leon …«
Die Antwort ging unter in einem Meer aus Tränen.
»Weshalb hasst Ihr Bruder Sie so sehr, dass er Sie umbringen möchte?«
Bartram hob ratlos die Schultern.
»Herr Bartram, machen Sie mir doch nichts vor. Geschwister wollen sich nicht aus Spaß umbringen. Ist es wegen Lydia? Sie haben Ihre Schwägerin getötet, richtig?«
»Warum sollte ich das getan haben?«
»Sie hatten ein Verhältnis mit ihr. Lydia hat Schluss gemacht. Sie hat Ihnen gesagt, dass sie nicht mehr länger eine Beziehung mit einem Säufer und Versager führen wollte, richtig?«
»Sie können mir nichts beweisen. Gar nichts.«
»Das werden wir sehen, wir haben sehr viel Zeit.«
Joshua ließ Bartram zurück in die Zelle bringen.
»Lange hält der nicht mehr durch«, begrüßte Staatsanwalt Bornmeier Joshua im Nebenraum.
»Der braucht einen Arzt, sofort«, fuhr Karin dazwischen. Alle Blicke waren jetzt auf die Ermittlerin gerichtet, »der bricht uns zusammen. Merkt ihr nicht, wie fertig der ist?«
»Quatsch!«
Joshua wollte so kurz vor dem Ziel auf gar keinen Fall aufgeben.
»Eine Pulle Schnaps und dem geht es wieder bestens.«
»Joshua, der ist am Ende«, Karin wurde lauter, »du kämpfst mit unfairen Mitteln, Bartram braucht einen Anwalt. Deine Methoden mache ich nicht mit!«
»Einen Anwalt? Ich glaub’, ich spinne. Was ist mit den anderen? Die haben einen Anwalt, trotzdem wandern sie lebenslänglich ein, wenn Bartram nicht endlich das Maul aufmacht. Und das mache ich nicht mit«, brüllte Joshua.
»Ein Kompromissvorschlag.«
Jack stellte sich zwischen die Streitenden.
»Joshua bekommt noch eine Chance, danach versorgen wir Bartram.«
»Nur wenn ein Arzt in der Nähe ist.«
Joshua stimmte beiden Vorschlägen genervt zu.
Eine Stunde später, um 21.30 Uhr, führten sie Bartram erneut in den Verhörraum. Dr. Heinrich, der Arzt der JVA Düsseldorf, wartete mit einem Notfallkoffer im Nebenraum, bereit, jederzeit einzuschreiten. Joshua hielt den Aufwand für völlig übertrieben.
Bartrams Augen waren gerötet. In ihnen stand die pure Verzweiflung. Joshua nahm eine Dose Bier aus der Tüte neben dem Stuhl. Entspannt lehnte er sich zurück und trank genüsslich. Im Nebenraum rastete Karin völlig aus.
»Ist der jetzt komplett übergeschnappt? Das grenzt schon an Folter.«
Jack hielt sie am Arm zurück.
»Lass ihn, wir können jederzeit einschreiten.«
»Geben Sie mir auch eine, bitte«, flehte Bartram weinerlich.
»Später vielleicht. Ihr Bruder bekam heraus, dass Sie seine Frau ermordet haben, richtig?«
Bartram senkte den Kopf, schluchzte leise. Joshua schob die Dose über den Tisch.
»Erleichtern Sie Ihr Gewissen, leugnen hat doch keinen Zweck mehr.«
Bartram griff mit beiden Händen nach der Dose, leerte sie in einem Zug. Joshua öffnete die Handschellen nicht, um ihm den Ernst der Lage deutlich zu machen.
»Haben
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