Willenlos
zu sein?«
»Er war es. Im Knast hatte er immer davon gesprochen, wie leicht alles wäre mit diesem Medikament!«
»Da haben Sie es im Schlafzimmer Ihres Bruders versteckt, um den Verdacht von sich auf ihn zu lenken?«
»Ich habe Durst!«
Joshua deutete auf das Glas Wasser vor ihm.
»Kann ich vielleicht ein Bier bekommen oder einen Schnaps?«
»Selbstverständlich. Ich sage dem Kellner gleich Bescheid. Darf es sonst noch etwas sein? Vielleicht die Zeitung von heute oder eine Zigarre?«
Bartrams Atmung wurde ungleichmäßiger, die Augen erhielten einen feuchten Glanz.
»Ich sage gar nichts mehr.«
In diesem Augenblick änderte Joshua die Taktik. Er hatte ihm die Beweise nacheinander wie zentnerschwere Steine auf den Kopf legen wollen, in der Hoffnung,Bartram würde unter der Last zusammenbrechen. Beim Anblick des zitternden, schwitzenden Mannes hielt er es jedoch für besser, ihn mürbe zu machen. Er würde ihm die Beweise häppchenweise servieren, mit ausreichender Bedenkzeit dazwischen. Ihn säuberlich sezieren wie ein Rechtsmediziner es machen würde, die Ungewissheit ausleuchten.
»In Ordnung«, Joshua sprang hoch, »für den Haftrichter reicht es. Das bedeutet, wir haben viel Zeit.«
Joshua gab dem Kollegen an der Tür ein Zeichen, Bartram zurück in seine Zelle zu bringen.
»Der ist ganz schön fertig«, empfing Karin ihn im Nebenraum, »wie lange willst du ihn schmoren lassen?«
»Eine Stunde.«
»Sehr gut, Trempe! Sie machen das wirklich gut.«
Bornmeier schien beeindruckt.
»Da Vinci hat eben angerufen«, mischte Daniel sich ein, »der hat mir einen Vortrag über Bildbearbeitung gehalten und den Schwierigkeiten, von denen der Arme heimgesucht wird. Na ja, das Muttermal hat er jedenfalls auf beiden Bildern deutlich zum Vorschein gebracht.«
»Gut, ich muss noch mal weg.«
Eine Stunde später befanden sich Joshua und Ulrich Bartram erneut im Verhörraum. Bartram hatte es fertiggebracht, in dieser kurzen Zeit sein Hemd komplett durchzuschwitzen. Der penetrante Geruch stieg Joshua in die Nase. Aus einer Tasche zog er einen durchsichtigen Beutel, der zwei lange, chromglänzende Messer enthielt, und legte ihn auf den Tisch. Bartram zeigte keinerlei Regung.
»Was soll das sein?«
»Diese Messer sind identisch mit den Tatwaffen. Wir haben sie unter einer Fußbodendiele im Schuppen an Ihrem Haus gefunden.«
Bartram zog die Stirn kraus. Die Falten glänzten silbrig feucht im kalten Neonlicht.
»Habe ich noch nie gesehen.«
Joshua verhielt sich ruhig, blickte ihn minutenlang fordernd an, erhöhte Bartrams Nervosität mit jeder Sekunde.
»Die muss jemand dort hingelegt haben, verdammt noch mal!«, schrie er plötzlich.
»Ich kann mir auch denken, wer das war«, antwortete Joshua betont ruhig und gelassen. »Sie hätten nicht nur die Griffe abwischen sollen. An den Klingen befinden sich zwei prächtige Abdrücke Ihrer Finger.«
Seine Augenlider flackerten schnell, die Wangenknochen mahlten.
»Bitte geben Sie mir etwas zu trinken. Dann sage ich Ihnen, wer es war, bitte.«
»Das wissen wir bereits, was uns noch fehlt, ist Ihr Geständnis, Herr Bartram.«
»Niemals«, schrie er, »Sie können mir nichts beweisen, Sie bluffen!«
Bartram bekam einen Hustenanfall, sein Gesicht lief rot an. Mit weit geöffnetem Mund schnappte er nach Luft. Allmählich beruhigte er sich wieder. Ein dunkler Schatten legte sich über seine Augen.
»Sie sagten, die Messer seien identisch mit den Tatwaffen. Das bedeutet, sie sind es nicht?«
»Die Tatwaffen haben Sie am Tatort zurückgelassen.«
»Nein, verdammt. Ich habe damit nichts zu tun!«
Joshua hob auffällig die Schultern. Auf der anderen Seite der Scheibe verstand Daniel das vereinbarte Zeichen. Eine Minute später betrat van Bloom den Verhörraum.
»Kann ich dich mal kurz sprechen?«
»Verdammt, musst du mich jetzt stören?«, rief Joshua mit gespielter Wut Richtung Daniel. Zur Unterstützung schlug er die Hand so laut auf den Tisch, dass Bartramzusammenfuhr. Joshua stand auf und ging mit Daniel in eine Ecke des Raumes.
»Leon Bartram schleicht vor dem Haus seines Bruders herum«, flüsterte Daniel gerade so leise, dass es geheimnisvoll klang, aber nicht leise genug, als das UlrichBartram es nicht verstehen konnte.
»Na und?«, Joshua flüsterte in derselben Lautstärke.
»Joshua, hast du vergessen, dass er damit gedroht hat, seinen Bruder umzubringen. Sollen wir ihn festnehmen?«
»Nein, die Drohung allein ist kein
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