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Willkür

Willkür

Titel: Willkür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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er in aller Ruhe die großen Coups planen konnte. So wie früher, bevor ihm die Felle weggeschwommen sind.
    Wyatt bewegte den Kopf hin und her, um die Nackenmuskeln zu lockern, dann konzentrierte er sich wieder auf das Anwesen. Die Vorteile lagen auf der Hand. Erstens, es gab mehrere Ausgänge. Örtlichkeiten, bei denen die Gefahr bestand, sich selbst in eine Sackgasse zu manövrieren, schieden für Wyatt prinzipiell aus. Zweitens, die anmaßenden Herrenhäuser in Templestowe verschanzten sich alle hinter hohen Hecken und Bäumen, was neugierige Blicke der Nachbarn abschirmte. Drittens, die Straßen waren breit und in gutem Zustand, man benötigte also nicht viel Zeit, um auf die Autobahn zu gelangen. Er wäre also längst auf und davon, bevor die Bullen hier einträfen. Falls sie überhaupt einträfen. Die Mesics waren Kriminelle und garantiert nicht versessen darauf, dass die Bullen hier herumschnüffelten. Es gab mit Sicherheit keine Verbindung zwischen ihrer Alarmanlage und dem zuständigen Polizeirevier.
    Wyatt stutzte. Es tat sich etwas. Zum einen schwang das elektronisch gesteuerte Tor wieder auf, zum anderen glitt ein Schatten am Seitenfenster des Volvo vorbei. Wyatt rutschte etwas tiefer, als ein schwarzer Saab in die Einfahrt bog.
    Vorsichtig reckte er den Hals, dankbar, dass die Hecke entlang des Sicherheitszauns von eher spärlichem Wuchs war und ihm so Einblicke ermöglichte. Er sah, wie das Tor sich wieder schloss, und vernahm das entfernte Knirschen von Reifen auf Kies, als der Saab die Auffahrt hinauffuhr, um vor dem ersten Gebäude zu halten. Wie auf ein Stichwort wurde die Eingangstür geöffnet und die junge Frau und ihr Besucher gingen die Stufen hinunter.
    Zwei Männer stiegen aus dem Saab. Wyatt glaubte, eine gewisse Ähnlichkeit in den Gesichtszügen zu erkennen, und nahm an, es handele sich um Brüder. Ansonsten jedoch hatten sie nichts gemein. Der Beifahrer trug Jeans und Sportschuhe, war groß und massig, ein Mann um die dreißig, der beim Gehen schwerfällig hinter dem Zweiten zurückblieb. Der Fahrer mochte ungefähr zehn Jahre älter sein, war schmaler, kleiner und drahtiger als sein plumper Begleiter. Der cremefarbene Zweireiher und das schwarze Hemd — ohne Krawatte, dafür bis obenhin zugeknöpft — machten aus ihm eine Fleisch gewordene Hollywood-Vision von einem Mafioso der neueren Generation. Sein dichtes schwarzes Haar kräuselte sich dort, wo es auf die Schultern stieß, und Wyatt sah, wie die Locken flogen, als der Mann wohl in einem Anfall von Wut mit seinem Zeigefinger in die Luft stach, die Fäuste reckte und offenbar die junge Frau zusammenstauchte. Ihr Besucher schien ihn auszulachen, während sie eine missmutige Miene zur Schau trug.
    Wyatt wandte sich ab. Die Fragen waren klar: Wer hatte bei den Mesics das Sagen? Von welcher Seite drohten die meisten Schwierigkeiten? Wo waren ihre offenen Flanken? Bevor diese Fragen nicht geklärt waren, konnte er nicht planen. Rossiter würde Antworten haben — falls Rossiter noch bereit war, mit ihm zu reden. Früher war er Wyatts Mittelsmann gewesen, doch er hatte gute Gründe, Wyatt die Pest an den Hals zu wünschen. Dessen nahezu chronisches Missgeschick im letzten Jahr hatte Auswirkungen auch auf andere gehabt; Rossiter war einer von ihnen.
    Noch einmal spähte er hinüber, um sofort wieder abzutauchen. Mehrmals fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar, zerrte das Hemd aus dem Bund und öffnete den Reißverschluss seiner Hose. Dann langte er nach der Flasche Scotch, die auf dem Boden lag, nahm einen tiefen Schluck, verteilte danach einige Spritzer im Innern des Wagens und auf seinem Hemd. Schließlich bearbeitete er sein Gesicht mit beiden Händen, um die Durchblutung anzuregen, und ließ sich auf die Rückbank fallen. Obwohl er die Augen geschlossen hatte, bemerkte er den verminderten Lichteinfall, da jemand vor dem Volvo Position bezogen hatte. Die Tür hinter seinem Kopf wurde aufgerissen und eine Hand schlug ihm ins Gesicht. »Aussteigen!«
    Wyatt blinzelte, brummte vor sich hin und versuchte betont schwerfällig, sich auf die Seite zu rollen. Er erkannte den vierschrötigen Beifahrer aus dem Saab.
    Die Hand schlug noch einmal zu. »Na los, Mister, wird’s bald?«
    Wyatt blickte ihn an und rappelte sich hoch, nicht ohne dem Dicken die Alkoholfahne ins Gesicht zu blasen. Der wich zurück und rief: »Du meine Güte! Also los, raus hier.«
    »Hab ’n bisschen viel getankt«, lallte Wyatt, »lass mich doch

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