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Willkür

Willkür

Titel: Willkür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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ihrer Unfallmechaniker eine lebende Fackel gemacht und der Leiter eines ihrer Autohöfe wurde durch einen Kugelhagel gejagt. Stella beklagte sich, dass sie und Leo kaum noch ausgehen konnten, ohne sich bedroht zu fühlen.
    »Autodiebstahl«, sagte Victor verächtlich, »absolut armselig.«
    Ein Anflug von Triumph zeigte sich auf Leos grobschlächtigem Gesicht. »Wir stehlen nicht, wir handeln. Daran ist nichts armselig.«
    Victors Hand sauste wie ein Fallbeil durch die Luft. »Das ist Hühnerkacke und das weißt du genau«, rief er.
    Bax ließ die beiden streiten. Ihm schenkten sie sowieso keine Beachtung mehr. Der Streit war so alt wie die Welt und er betraf auch ihn, doch er musste andere Wege gehen, um sich durchzusetzen.
    An den Brüdern vorbei verhakte sich sein Blick mit dem Stellas. Für einen Augenblick verzichtete sie auf die Liebkosung ihrer Schenkel, lang genug, um knapp mit den Schultern zu zucken und ihn anzulächeln. Das war ihre Art, ihm zu signalisieren, dass sie ihn wollte, und zwar sofort.

    DREI

    Gewarnt durch den Zwischenfall vor dem Anwesen der Mesics und somit vorsichtig, stellte Wyatt den Volvo in der Collins Street ab. Er legte die Schlüssel unter den Vordersitz und rief den Autoverleih an, um ihnen eine Geschichte von einer defekten Benzinleitung aufzutischen. Dann suchte er einen Secondhandladen in der Elizabeth Street auf, zog die nach Alkohol stinkenden Klamotten aus und verließ — um vierzig Dollar ärmer — das Geschäft in einer billigen Gabardinehose und einem Navypullover. Auf dem Weg zu einem Taxistand unweit der Staatsbibliothek stopfte er die alten Sachen in eine Mülltonne. Mit den Worten »Zum Flughafen« stieg er in das erste Taxi.
    Er lehnte sich zurück. Die nächsten neunzig Minuten würden öde. Es war wenig wahrscheinlich, dass der Arm der Mesics so weit reichte, um ihn schnell ausfindig zu machen, dennoch, einer von ihnen hatte sein Gesicht gesehen, und das allein genügte. Umsicht und Tarnung waren Bestandteile der Luft, die Wyatt atmete.
    Am internationalen Terminal ließ er sich absetzen, ging durch bis zum Ansett-Schalter und nahm dann den Skybus zurück in die City. In der Spencer Street standen Taxis, doch er ging weiter bis zum Victoria Markt und erst dort winkte er ein freies Silver Top Taxi heran. »Box Hill«, sagte er.
    Der Fahrer hatte die Brillantine-Frisur eines Altrockers und ein von zu viel Sonne, Glimmstängeln und Elvisträumen zerknittertes Gesicht. Er runzelte die Stirn, trommelte aufs Lenkrad und ging in Gedanken die Route durch. »Wohin genau?«
    »Die Whitehorse Road entlang.«
    »Alles klar.«
    Es dauerte fünfunddreißig Minuten. Die erste Viertelstunde standen sie im Stau und schoben sich, Stoßstange an Stoßstange, von einer Ampel zur nächsten. Als sie das Zentrum hinter sich gelassen hatten, bestimmten hohe Hecken und rote Dachziegel die Umgebung; Wyatt sah propere Einfamilienhäuser, ordentliche Einzelhandelsgeschäfte und wusste, dass sie — ihn und das da draußen — Welten trennten. Am weißen Pferd vor dem Einkaufszentrum sagte er: »The Overlander«.
    Das Taxi brachte ihn zu einem Motelkomplex aus den Siebzigern, der wie hingelümmelt in der Landschaft lag. Er befand sich in der Nähe des TAFE-College an der Whitehorse Road — Gebäude aus hellem Backstein, ausgestattet mit einem Restaurant, diversen Veranstaltungsräumen und einem Swimmingpool. Wyatt bezahlte das Taxi und ging hinein. Sein Zimmer ging auf einen Parkplatz im Innenhof. Die Örtlichkeit war mehr als geeignet. Wyatt plante seine Coups niemals in unmittelbarer Nachbarschaft der zukünftigen Ereignisorte.
    Es war Montagabend, sechs Uhr. Er legte sich eine Stunde hin, duschte dann, zog sich an und machte sich auf den Weg ins Restaurant. Direkt neben dem Eingang befand sich ein Konferenzraum. Ein Hinweisschild hieß die Teilnehmer des ›Online-Computing‹ im Namen des Overlander willkommen und von drinnen war lautes Gelächter zu hören.
    Er bat um einen Ecktisch und setzte sich so hin, dass er den Raum überblicken konnte: einige Männer ohne Begleitung, ein Ehepaar und eine Familie, die offensichtlich eine Geburtstagsfeier veranstaltete. Wyatt aß wenig und ließ sich Zeit für sein Glas Claret. Die Bedienung war irritiert. Sie schien interessiert, doch er blieb distanziert und höflich und bot ihr keinerlei Anlass zur Hoffnung.
    Gegen halb neun verließ er das Restaurant. Nebenan, im Konferenzsaal, hielt jemand eine Rede. Wyatt überquerte den Parkplatz. Vor seiner

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