Willst du dein Herz mir schenken
vernichtenden Blick durch den Innenraum und öffnete das Handschuhfach, als wäre es ein mit tödlichen Bazillen verseuchtes Behältnis.
Teresa sah ihn von der Seite an. Er trug nicht mehr die Uniform von gestern, sondern Jeans und ein T-Shirt. Darüber den Trenchcoat und auf der Nase die Sonnenbrille. Er sah alles andere aus bedrohlich aus, auch nicht merkwürdig, nur unglaublich arrogant.
»Ja, das ist ein Auto«, antwortete Teresa. »Ein gutes Auto sogar.«
»Gab es das auch eine Nummer größer?«
Teresa versuchte, sein überhebliches Grinsen zu ignorieren und freundlich zu bleiben. »Es ist genauso gut wie ein großes, und ich mag es so.«
Er inspizierte den Inhalt des Handschuhfachs, in dem Teresa Utensilien wie Eiskratzer und Parkscheibe verstaut hatte. Schließlich holte er eine Tüte Bonbons heraus und nahm sich drei, die er auswickelte und zusammen in den Mund steckte. Das Papier und die Papiertüte, in der die Lebensmittel verpackt waren, steckte er in das Handschuhfach, bevor er es wieder zuklappte.
Teresa schüttelte den Kopf. »Sie könnten mich wenigstens fragen«, sagte sie.
»Ich muss niemanden um Erlaubnis fragen«, antwortete er großspurig.
»Wenn ich bei Ihnen einfach etwas nehmen würde, würde Ihnen das auch nicht gefallen.«
»Bei mir müssten Sie sich nichts nehmen, weil ein Angestellter Ihnen sofort gebracht hätte, was Sie sich wünschen.«
»Welcher Angestellte?« Teresa wurde neugierig.
»Ich reise normalerweise nur mit mehreren Angestellten, die sich um mich kümmern.«
»Und wo sind Ihre Angestellten jetzt?«
Er schwieg und sah zum Fenster hinaus.
Sie befanden sich inzwischen in der Stadt, die nur wenige Kilometer entfernt von Lodenthal lag. Der Verkehr hatte dramatisch zugenommen, Busse und Sonntagsausflügler bevölkerten die Straße, auf den Bürgersteigen spazierten Familien und joggten einzelne Sportskanonen.
Teresa wollte das Gespräch fortsetzen, um mehr über den Grafen zu erfahren. Sie wollte unbedingt herauskriegen, mit wem sie es hier zu tun hatte.
»Wie viele Autos brauchen Sie denn da? Fahren Sie immer mit einer ganzen Flotte, damit Sie Ihre Angestellten unterkriegen?«
»Ich brauche keine Autos, ich habe ein Boot.«
»Ein Boot?« Teresa war überrascht. »Eine Yacht?«
»So ähnlich.« Er kramte in der Tasche seines Trenchcoats und holte ein Foto hervor, das er Teresa reichte. Sie konnte leider nur einen flüchtigen Blick darauf werfen, da sie sich auf den Verkehr konzentrieren musste, aber was sie sah, war gewaltig.
»Das ist ja riesig!«, rief sie aus. Es hatte die Größe eines halben Einkaufzentrums und bestand aus zwei Stockwerken, wobei auf der oberen Etage mehrere Menschen standen. Darunter befand sich eine größere Plattform mit ein paar seltsamen Geräten darauf, die wie Autos aussahen.
»Sind das Autos?«, fragte Teresa und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Das waren wirklich Fahrzeuge auf dem Bild. Der Graf nahm das Foto schnell weg.
»Nein«, sagte er barsch und steckte das Bild wieder ein.
Teresa sah ihn verwundert an. »Ich denke, Sie haben keine Autos?«, fragte sie erstaunt.
»Habe ich auch nicht.«
»Wessen Wagen waren das dann?«
»Keine Ahnung. Halten Sie hier!«, rief er plötzlich. »Sofort!«
Teresa trat auf die Bremse, so dass das Auto zum Halten kam.
»Hier gibt es, was ich will«, erklärte er, während er die Tür öffnete und ausstieg.
»Warten Sie, Sie müssen doch erst zur Bank«, rief Teresa ihm hinterher, doch er knallte die Beifahrertür zu, so dass ihre Worte untergingen.
Teresa seufzte, parkte den Wagen und stieg dann ebenfalls aus.
Sie befanden sich in einer ruhigen Straße mitten in der Stadt vor einem Gourmetladen, in dem es delikateste französische Feinkost gab. Ein Stück Frankreich mitten in deutschen Landen, das den Grafen offenbar dermaßen beeindruckte, dass er ohne zu zögern hineinging.
Drinnen im Laden wäre Teresa am liebsten in einem großen Loch im Boden versunken, sobald der Graf anfing, seine Forderungen an Bruno, den Inhaber des Geschäftes, zu stellen. Er wollte frischen Fisch aus dem östlichen Nordpolarmeer, Früchte, von denen weder Teresa noch Bruno jemals etwas gehört hatten, Salate, in denen die Gewürze kompliziertere Namen hatten als so manches Sternensystem, und Kaffee, der von einem nahezu unbekannten brasilianischen Indianerstamm in einer bestimmten Biegung des Amazonas‘ stammte. Schließlich nahm er frische Austern, Trüffelpastete, einen leckeren
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