Willst du dein Herz mir schenken
anstrengend gewesen, und Teresa kam erst weit nach Mitternacht ins Bett. Zum Glück hatte alles hervorragend geklappt, bis auf diesen einen Zwischenfall.
»Wie war denn die Party?«, wollte ihre Großmutter wissen, während Teresa eine Tasse Kaffee holte und sich danach an den Tisch vor einen Teller setzte, auf dem ein großes Stück Kuchen für sie lag.
Sie biss ein Stück vom Kuchen ab, bevor sie antwortete »Es ging alles gut«, sagte sie mit vollem Mund. »Nur dieser komische Kerl hat mir eine Schrecksekunde beschert.«
»Welcher komische Kerl?« Ihre Großmutter legte die Zeitung zur Seite und sah Teresa erwartungsvoll an.
»Er heißt Graf Christopher von Woog und hat angeblich die Burg gepachtet. Er wollte erst, dass die Party abgesagt wird, aber dann hat er sich beruhigt. Ich weiß nicht, irgendwas ist merkwürdig an dem.«
»Was meinst du? Sieht er seltsam aus? Hat er was Merkwürdiges gesagt? Was ist es? Erzähl!« Teresas Großmutter liebte abenteuerliche Geschichten von merkwürdigen Menschen und außergewöhnlichen Begebenheiten. Sie selbst hatte bereits die eigenartigsten Dinge erlebt und konnte unglaubliche Sachen berichten.
Teresa schüttelte den Kopf. »Er ist insgesamt seltsam. Er verhält sich, als hätte er etwas zu verbergen. Und dann, während der Feier, stand er plötzlich in der Tür. Ich habe gedacht, mir bleibt gleich das Herz stehen, weil ich dachte, er will vielleicht jemanden umbringen, aber er hat sich nur unter die Gäste gemischt.«
Ihre Großmutter lachte. »Er hat keinen umgebracht?«
»Nein«, Teresa lächelte verlegen. »Ich dachte das nur, weil die Küchenhilfe so etwas angedeutet hatte. Der Mann hat nur an der Party teilgenommen. Die Gäste mochten ihn sogar.«
Teresa wollte gerade noch erzählen, wie der Graf in einer blauen Uniform voller Orden mit dem Bürgermeister von Lodenthal auf dessen vergangenen Geburtstag angestoßen und ihm die Orden erklärt hat, als plötzlich ihr Handy klingelte. Teresa aß schnell noch ein Stück Kuchen, bevor sie aufstand, um es aus der Tasche zu holen, die im Flur am Garderobenständer hing.
»Teresa Albers«, meldete sie sich kauend, doch als sie die Stimme am anderen Ende der Leitung hörte, blieb ihr fast der Bissen im Halse stecken.
»Graf von Woog hier, kommen Sie sofort her, ich brauche Sie.«
Kein freundlicher Gruß, kein nettes Wort von dem Fremden.
Teresa schluckte.
»Es ist Sonntag, ich arbeite heute nicht.«
»Aber ich habe Hunger.«
»Das tut mir leid. Vielleicht sind noch Reste von gestern in der Küche der Burg.«
»Nein, da habe ich schon nachgesehen.«
»Dann können Sie zur Bäckerei fahren und sich dort etwas kaufen.«
»Ich habe kein Auto.«
»Dann nehmen Sie sich ein Taxi.«
»Ich habe nur Britische Pfund und Dollar. Ich muss erst zur Bank.«
Teresa seufzte leise. »Das tut mir sehr leid, aber ich kann nichts für Sie tun.«
Der Mann schwieg am anderen Ende der Leitung.
Teresa kämpfte mit sich. Sie mochte den Grafen nicht, aber sie konnte ihn auch nicht den ganzen Tag hungern lassen. Irgendwie fühlte sie sich verantwortlich für ihn.
Sie gab auf. »Ich kann Ihnen etwas zu essen bringen. Wir haben Brot hier.«
»Gut.« Er legte auf.
Teresa ging zurück in die Küche und packte ein paar Brötchen, Käse, Wurst und auch ein Stück Kuchen ein. Dann nahm sie noch schnell den letzten Bissen von ihrem Kuchen, verabschiedete sich von ihrer Großmutter, die ihr mit einem erstaunten Blick hinterher sah, und ging. Als sie im Erdgeschoss die Stimmen ihrer Eltern hörte, schaute sie kurz in den Blumenladen der Familie und warf ihnen ein »Guten Morgen« zu. Dann eilte sie aus dem Haus zu ihrem kleinen Auto, das an der Straße stand, stieg sie ein und fuhr zur Burg.
Der Graf wartete schon auf sie. Als Teresa vorgefahren kam, öffnete er sofort die Tür zum Beifahrersitz und stieg zu ihr in den Wagen.
»Ich muss zu einer Bank. Außerdem brauche ich ein paar Kleinigkeiten. Fahren wir.«
Seine Stimme hatte einen Tonfall, als wäre sie gewohnt, Anweisungen zu geben. Teresa gab ihm die Tüte mit den Lebensmitteln, die sie für ihn mitgebracht hatte.
»Hier ist etwas zu essen.«
Wortlos nahm er sie und begann zu essen, während Teresa den Weg durch den Wald wieder hinunterfuhr. Unten am Damm bog sie links ab, Richtung Stadt.
Der Graf aß alles auf. Er schien wirklich Hunger gehabt zu haben. Als er fertig war, sah er sich in dem kleinen Wagen um.
»Ist das ein Auto?«, fragte er mit einem unverschämt
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